Die gemeinsam mit dem Centraal Museum in Utrecht konzipierte Ausstellung zeigt vom 17. April bis zum 21. Juli 2019 über 70 der schönsten und wichtigsten Werke der bedeutendsten „Caravaggisten“, darunter Gemälde von Orazio Gentileschi, Bartolomeo Manfredi, Jusepe de Ribera, Valentin de Boulogne und Caravaggio selbst. Der überwiegende Teil der aufsehenerregenden Leihgaben aus rund 50 Museen, kirchlichen Einrichtungen und von Privateigentümern weltweit wird das erste Mal in Deutschland zu sehen sein. Darunter Caravaggios berühmter „Hl. Hieronymus“ aus dem Kloster Montserrat bei Barcelona, Gerard van Honthorsts „Konzert“ aus der National Gallery of Art in Washington und dessen „Enthauptung des heiligen Johannes“, die heute noch an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort, der Kirche Santa Maria della Scala in Rom, als Altarbild dient. Besondere öffentliche Aufmerksamkeit wird die spektakulärste Leihgabe der Ausstellung erfahren: Caravaggios „Grablegung Christi“ aus den Vatikanischen Museen in Rom. Die Ausstellung widmet sich der Kernperiode des europäischen Caravaggismus, der Zeit von 1600-1630. Es werden diejenigen Maler gezeigt, die in Rom mit dem Werk Caravaggios in Kontakt gekommen sind. Die Werke der Utrechter Caravaggisten stehen dabei im Fokus. Durch eine direkte Gegenüberstellung mit den Bildern ihrer europäischen Kollegen wird der besondere Stil der holländischen Maler auf eindrucksvolle Weise sichtbar. Unverkennbar sind die mit Kerzen und Fackeln dramatisch ausgeleuchteten und bühnengleich inszenierten Figurenbilder von Gerard van Honthorst. Vielfach nachgeahmt und erfolgreich, erhielt er in Italien den Beinamen „Gherardo delle notti“ (Gerard der Nachtstücke). Dass die Gemälde der Utrechter eindeutig als holländisch zu erkennen sind, liegt auch daran, dass Baburen und ter Brugghen den Realismus Caravaggios noch weiterentwickelten und sogar vor der Darstellung hässlicher Details nicht Halt machten. Aufgrund ihrer eigenen kulturellen Identität differieren ihre Bilder signifikant von denen der französischen, flämischen, italienischen und spanischen Caravaggisten. Im Gegensatz zu vorangegangenen Ausstellungen geht es in der Münchner Schau neben den Gemeinsamkeiten primär um die Unterschiede zu dem großen italienischen Barockmaler Caravaggio.
Die dramatische, bühnengleich inszenierte Kunst der Caravaggisten ist Ausgangspunkt für ein umfangreiches Rahmenprogramm, bei dem die Malerei mit ihren Schwesterdisziplinen Musik und Theater auf einzigartige Weise in Dialog tritt. Wie würde ein Komponist, ein Regisseur, ein Dramaturg oder auch ein junger Maler die caravaggesken Bildthemen heute umsetzen? Diesen Fragen geht das Projekt „Utrecht, Caravaggio und Europa“ mit seinen Partnern, dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, der Hochschule für Musik und Theater in München und der Akademie der Bildenden Künste, nach. Ein unvergessliches Erlebnis erwartet das Publikum zur blauen Stunde: An ausgewählten Abenden erweckt das Ensemble des Opernstudios die caravaggeske Bilderwelt zum Leben. Wie die Maler mit ihren lebensgroßen, nah an den Bildrand gerückten Figuren den Betrachter emotional berühren, machen die Opernsänger die Themen der Ausstellung mit der Ausdruckskraft der Musik hautnah erlebbar. Geplant sind insgesamt sechs Aufführungen im Juni 2019. Ein neuartiges Kunsterlebnis bietet ein innovativer Musik-Audio-Guide mit dem die Ausstellungsbesucher zu allen Exponaten eigens von jungen, internationalen Komponisten der Hochschule für Musik und Theater München komponierte Musikstücke erleben können. Einen aktuellen Blick auf Stil und Themen der caravaggesken Gemälde wagen junge, internationale Künstler an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie setzen sich mit den Stilmerkmalen des Caravaggismus vor den originalen Werken in der Ausstellung auseinander. Die entstandenen Kunstwerke werden in der Jahresausstellung der Akademie 2019 präsentiert.
Copyright Fotos:
Gerard van Honthorst (1592 - 1656) Die Befreiung Petri, ca. 1618, Öl auf Leinwand, 129 × 179 cm, © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Jörg P. Anders
Hendrick ter Brugghen (1588 - 1629) Die Befreiung Petri, 1629, Öl auf Leinwand,152 × 210 cm, © bpk / Staatliches Museum Schwerin / Gabriele Bröcker
Valentin de Boulogne (1591 – 1632), Judith mit dem Kopf des Holofernes, ca. 1625/28, Leinwand, 97 x 74 cm, Foto © Musée des Augustins, Toulouse, Daniel Martin