Seit 1966 vergibt die Stadt Fürth Kulturförderpreise, Kulturpreise und seit 2012 auch Sonderpreise Kultur. In diesem Jahr werden die Auszeichnungen am Sonntag, 11.11.2018, 18 Uhr, im Kulturforum Fürth, Würzburger Str. 2, bei einer öffentlichen Festveranstaltung gemeinsam mit den Leonhard und Ida Wolf Gedächtnispreisen verliehen. Mit Kostproben ihres Könnens sorgen die Preisträgerinnen und Preisträger für einen kurzweiligen Abend, moderiert von Claudia Floritz, Ewald Arenz und Oliver Boberg. Der Eintritt sowie die Sitzplatzwahl sind frei. Das Preisgeld beträgt für einen Kulturpreis 6.000 €, einen Sonderpreis Kultur 3.000 €, einen Kulturförderpreis 2.000 € und einen Leonhard und Ida Wolf Gedächtnispreis je 1.650 €.
Die Gewinner
Matthias Egersdörfer erhält den Kulturpreis der Stadt Fürth 2018 im Bereich Darstellende Kunst. Nach dem Abitur studierte Matthias Egersdörfer, der 1969 in Lauf an der Pegnitz geboren wurde, Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie und absolvierte eine Ausbildung zum Medienberater. Seine schauspielerischen Talente schulte er in diversen Theatergruppen. Mit einer solchen Vorführung machte er auch seinen Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, wo er Meisterschüler bei Peter Angermann war. Er veröffentlichte Geschichten in Zeitschriften und Anthologien, 1998 das bibliophile Buch „Die Jugend turnt. Wozu?“. Seit 2004 tourt er als Kabarettist durch den deutschsprachigen Raum. Parallel folgen zahlreiche Fernsehauftritte in allen namhaften Kabarettsendungen, in denen er den grantelnden Franken mimt – oft mit Fürther Bezug. Daneben macht er Programme mit und für Kolleginnen und Kollegen. Nach wie vor tritt er als Musiker mit der 1994 gegründeten Kapelle „Fast zu Fürth“ auf. Im Opernhaus Nürnberg etablierte er 2017/18 ein spezielles Talkformat „Unterm Sofa“. Mit Sottisen, Reise- oder Kindergeschichten reüssierte er als Autor zum feinsinnigen Betrachter gerade auch der stilleren Momente (monatlich gedruckt vom Magazin Curt oder gesendet vom Bayerischen Rundfunk). Er ist zum gesuchten Kabarettisten, Entertainer und Autor geworden: böse, nachdenklich, feinsinnig, sprachverliebt, humorvoll, unangepasst, sensibel, durch und durch fränkisch. Seit 2015 spielt er den Pathologen im Franken-Tatort. Matthias Egersdörfer lebt seit vielen Jahren in der Kleeblattstadt.
Der Sonderpreis Kultur der Stadt Fürth 2018 geht im Bereich Bildende Kunst/Fotografie an Günter Derleth. Der, 1941 in Nürnberg geborene, Fotograf Günter Derleth, wohnhaft in Fürth-Atzenhof, macht seit Jahren mit seinen außergewöhnlichen Lochkamera-Arbeiten auf sich aufmerksam. Nach Ausbildungen zum Schriftsetzer und Fotografen arbeitete er von 1971 – 2001 als freiberuflicher Werbefotograf im eigenen Studio in Fürth.1993 begann er seine künstlerische Arbeit mit der sogenannten Camera obscura, einer einfachen Schachtel oder Kiste, in die durch eine kleine Öffnung Licht auf Fotopapier fällt. Seit 2002 verwendet er ausschließlich dieses Medium, das die unbedingte Bereitschaft zum Warten erfordert. Die Unschärfe, die sich durch die langen Belichtungszeiten ergibt, nimmt den Bildern die Härte und kreiert eine Art Schwebezustand. Vielen ist noch seine Aktion zum 1000-jährigen Jubiläum der Stadt Fürth in Erinnerung: Derleth verteilte 2.000 kleine Lochkameras aus Pappe mit der Bitte, Bilder von der Stadt zu machen. 850 belichtete „Pappschachteln“ kamen zurück und führten zu einer Ausstellung im Stadtmuseum. Zuletzt verwirklichte er das Zeitungsprojekt "Die Camera obscura im Atelier", an dem sich namhafte Bildende Künstler aus Franken beteiligten und Einblicke in ihre Ateliers gaben.
2018 werden zwei Kulturförderpreise vergeben; einen davon bekommt Lara Ermer. Sie wurde 1996 in Fürth geboren und ist ein junges Talent in einem modernen und innovativen Bereich, der Literatur und Kultur auf besondere Weise miteinander verbindet. Zwischen "Poetry Slam" und "Spoken Word" entfaltet sich die Wirkung ihrer Texte durch ihre unmittelbare Bühnenpräsenz. Zurzeit studiert sie Psychologie an der FAU Erlangen-Nürnberg, absolvierte aber bereits über 250 Auftritte im gesamten deutschsprachigen Raum und gewann diverse Poetry Slam Wettbewerbe. Daneben ist sie Mitveranstalterin und Moderatorin der "Rooftop Stories" in der Innenstadtbibliothek Carl Friedrich Eckart Stiftung, sie organisiert den Poetry Slam in Schwabach und engagiert sich im Kulturschock e.V., der dieses Genre in der gesamten Region bekannt machte. Mit Workshops an Schulen vermittelt sie ganzen Klassen die Lust an Sprache und Literatur.
Pawel Zalejski, 1980 geboren in Bydgoszcz (ehem. Bromberg, Polen), ist der zweite Kulturförderpreisträger. Er lebt seit etlichen Jahren in Fürth. Obwohl er vor allem durch das Apollon Musagète Quartett (AMQ) international über ein großes Renommee verfügt, ist er fest in die musikalische Landschaft Fürths und der Region eingebunden. Er engagiert sich z.B. in Kirchenmusikkonzerten, tritt solistisch oder im Duo Viennese auf. Beim diesjährigen Internationalen Klezmer Festival Fürth spielte er im Abschlusskonzert seine Eigenkomposition „Nigun für Bromberg“, die er im Gedenken an seine eigene jüdische Vergangenheit den Opfern seiner Geburtsstadt Bromberg gewidmet hat. Neben Preisen für Violine und Kammermusik gewann er 2008 als Primarius des Apollon Musagète Quartetts nicht nur den ersten Preis, sondern beinahe alle Sonderpreise beim renommierten 57. Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Seither ist das Ensemble in den wichtigsten internationalen Konzerthäusern zu Gast. Er ist Konzertmeister des ensemble kontraste in Nürnberg und seit 2006 1. Konzertmeister des Symphonieorchesters Vorarlberg.
Die Leonhard und Ida Wolf Gedächtnispreise 2018 erhalten folgende Musikerin und Musiker:
Laura Reicher, geboren 2000 in Landsberg/Lech, wohnt in Zirndorf. Sie erhielt seit ihrem siebten Lebensjahr Klavierunterricht, gewann zahlreiche erste Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ sowie bei Klavierwettbewerben und wurde 2016 als Jungstudentin an der Hochschule für Musik (HfM) Nürnberg bei Prof. Wolfgang Manz aufgenommen. In etlichen Meisterkursen schulte sie ihre künstlerische Ausdruckskraft. Sie verfügt bereits über eine beachtliche Bühnenerfahrung sowohl als Solistin als auch in kammermusikalischen Duo-Besetzungen. In diesem Jahr absolvierte sie erfolgreich ihr Abitur und studiert ab Oktober 2018 am Mozarteum Salzburg (Klavier solistisch).
Der Fürther Victor König, ebenfalls geboren im Jahr 2000, spielt Fagott seit seinem fünften Lebensjahr. Er besuchte den musischen Zweig am Heinrich-Schliemann-Gymnasium, bekam 2013 einen Josef-Peter-Kleinert-Preis des Theatervereins Fürth e.V. und wurde 2015 Jungstudent im Rahmen der Hochbegabtenförderung bei Prof. Nikolaus Maler an der HfM Nürnberg. Ab Oktober 2018 beginnt er dort das Bachelorstudium im Hauptfach Fagott. König besuchte Meisterkurse, ist seit 2016 Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester und seit 2017 Mitglied im Orchester des „Festivals der Nationen“ in Bad Wörishofen. Konzertreisen führten ihn nach China, Japan und Italien.
Mit sieben Jahren begann Moritz Neukam, auch 2000 in Fürth geboren, in der Musikschule Fürth mit Klavierunterricht und brachte sich parallel dazu autodidaktisch E-Bass bei. Am Heinrich-Schliemann-Gymnasium kam die Klassische Gitarre dazu. Ab dem 13. Lebensjahr entschied er sich für den Bass (E- und Kontrabass) und wurde fortan von Michael Schmidt in der Musikschule Fürth unterrichtet. Es folgten die Mitwirkung in verschiedenen Ensembles, Jazz-Workshops, erste Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, 2017 der Josef-Peter-Kleinert-Preis des Theatervereins Fürth e.V. und schließlich die Aufnahme als Jungstudent an der HfM Nürnberg bei Prof. Rudi Engel, bei dem er ab Oktober 2018 Jazz-Bass studiert.
Das Fürther Geschwisterpaar Leonhard und Ida Wolf, beide kinderlos, nahm sich besonders der Förderung von Jugendlichen an. Dr. Leonhard Wolf (1897-1983), Ingenieur und Vorstand der Bayern-Werke, stiftete 1965 das "Reisestipendium Deutsches Museum", mit dem sechs Schüler eine Woche lang dieses naturwissenschaftliche Museum intensiv kennen lernen konnten. Da er auch musisch sehr begabt war, selbst komponierte und malte, bestimmte seine Schwester Ida (1892-1993) testamentarisch den "Gedächtnispreis" zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler unter 25 Jahren aus den Bereichen Musik und Bildende Kunst, die in Mittelfranken, bevorzugt in Fürth und Nürnberg, leben. Der Preis wird seit 1995 verliehen. Jurymitglieder 2018 sind die Fürther Kulturreferentin Elisabeth Reichert, die Vorsitzende der Fürther Gesellschaft der Kunstfreunde e.V., Helga Middendorf, der Leiter der kunst galerie fürth, Hans-Peter Miksch und der Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg, Prof. Christoph Adt.
Fotocredits:
Matthias Egersdörfer, Foto © Natalie de Ligt