Kulturangebote in ländlichen Regionen sind eher dünn gesät. Kinder haben im Vergleich zu größeren Städten dort weniger Vorbilder. Um dem entgegenzutreten, braucht es engagierte Menschen, die kulturelle Angebote auf den Weg bringen und über einen längeren Zeitraum auch feste Veranstaltungsorte zu etablieren versuchen. So ein Projekt ist auch der Schüttbau in Rügheim, einem Gemeindeteil der Stadt Hofheim im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Das historische Gebäude aus der Zeit um 1600, Eigentümer ist die Stadt Hofheim, wurde aufwendig saniert und als Ort kultureller Nutzung konzipiert. Tagungs- und Probenräume, mehrere Gästezimmer sowie ein Konzertsaal im Kellergewölbe sind dabei entstanden. 2024 feiert der Schüttbau sein 30-jähriges Bestehen. Er wird seit zehn Jahren mit hochkarätigen Meisterkonzerten bespielt, ein weiteres Jubiläum. Ohne engagierte Menschen wäre das nicht möglich geworden. Der Verein Kultur e.V. setzt sich bereits seit Mitte der 1990er-Jahre für kulturelle Belange in der Region ein, erzählt Dr. Barbara Goschenhofer, 1. Vorständin des Vereins.
Viele Jahre wurde der Schüttbau vom Bezirk Unterfranken genutzt, seit 2019 macht die Stadt selbst weiter. Dann kam Corona. Für die Nutzung gibt es leider bisher kein schlüssiges Konzept. Wir dürfen die Räumlichkeiten für Konzerte, die wir selbst planen und organisieren, nutzen.
Kulturelle Leistungen werden bedauerlicherweise immer noch als freiwillig angesehen, die Wichtigkeit kultureller Angebote unterschätzt. Klar freuen sich alle, wenn etwa Musik als „Zuckerl“ eine offizielle Veranstaltung aufwertet. Das war es dann aber oft schon. Sport etwa wird als wesentlich wichtiger angesehen und politisch auch mehr unterstützt.
Als wir angefangen haben, gab es keinerlei musikalische Angebote für Kinder, auch keine Musikschule im Umkreis. Damals haben wir begonnen, musikalische Früherziehung und Blockflötenunterricht anzubieten. Die Stunden finden im Kindergarten Hofheim statt. Später kam eine Bläserklasse in der Grundschule, inklusive der Möglichkeit günstig Instrumente zu leihen, dazu. Die Kinder aus der Bläserklasse könnten dann auch in das örtliche Jugendblasorchester wechseln.
Später folgten dann die Meisterkonzerte. Unser künstlerischer Leiter Prof. Friedemann Wezel, zunächst Lehrer an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, hat seit 2009 eine Professur für Streichinstrumente an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig inne. Wir sind froh, dass er uns immer wieder so hochkarätige Programme zusammenstellt.
Für den 21. September haben wir einen besonderen Musikabend geplant, der nicht ganz unserem üblichen Konzept, das schwerpunktmäßig klassisch ist, folgt. Wir konnten das ECHO Klassik prämierte Ensemble „Spark“, das sich selbst als „die klassische Band“ sieht, gewinnen. Sie lassen drei Ikonen der westlichen Musikwelt aufeinandertreffen: Johann Sebastian Bach, Luciano Berio sowie die Beatles. Im Anschluss wird dann das internationale Künstlerkollektiv „Los Pistoleros Güeros“ mit seinem Programm La Onda Especial den Abend ausklingen lassen. Spanische Texte treffen hier auf wuchtige Percussion-Beats und fette Mariachi-Bläsersätze.
Das zweite Konzert wird ein Klavierabend mit Bernd Glemser am 19. Oktober unter dem Motto „Kontraste“ sein. Werke von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann oder auch Modest Mussorgsky werden zu hören sein.
Am 7. Dezember folgt das Elaja Quartett im Rahmen der Konzertförderung Deutscher Musikwettbewerb. „sie statt er“ nennen die vier Musikerinnen ihr Programm, das Werke von Komponistinnen in den Blick rückt.
Am 8. Februar 2025 startet das neue Jahr die Reihe mit dem international renommierten Gismo Graf Trio ft. Christiaan Van Hemert und dem Programm „A Django Reinhardt & Stephane Grappelli Story“.
„Nothing but tuba“ heißt das Konzert des Bläser-Ensembles „Trio 21meter60“, ebenfalls ein ECHO Klassik-Preisträger. Drei Tubisten, die mit Werken, unter anderem von Claudio Monteverdi, Astor Piazzolla oder auch Ennio Morricone für überraschende Musikmomente sorgen.
Das preisgekrönte Brüder-Duo Lionel und Damian Martin empfiehlt sich am 26. April mit Cello und Klavier als „zwei Brüder im Einklang“. Besonders an diesem Abend ist, dass das Publikum den Ton angibt und die beiden Musiker über die spontan vorgegebenen Tonfolgen aus dem Stegreif improvisieren.
Die Meisterkonzerte enden am 25. Mai 2025 mit dem „Ensemble 4.1. piano windtet“, vier Bläsersolisten und Thomas Hoppe am Klavier. „Die Easy Rider der Wiener Klassik“ servieren einen intensiven Mix aus Werken etwa von Beethoven, aber auch selten gespielten Kompositionen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Weitere Informationen zu den einzelnen Terminen gibt es unter www.schuettbau-meisterkonzerte.de.