In Franken gibt es reine Gastspieltheater, aber auch Semi-Gastspielttheater, d.h. solche, die teils Eigenproduktionen machen.
Am Theater Ansbach beherrscht das Schauspiel „Chaim und Adolf“ das Dezemberprogramm. Ein Tourist aus Tel Aviv soll beim Besuch in Franken Schach mit einem Deutschen namens Adolf spielen? Irgendwie komisch. Doch es wird ein spannender Schachabend inklusive einer denkwürdigen Familiengeschichte. Der Januar wird von der Komödie „Der Fiskus“ dominiert. Darin geht es natürlich um das Finanzamt. Zellers rasantes Stück fängt den bürokratischen Wahn des Alltags ein – mit sprachlicher Virtuosität und Witz.
Das Stadttheater Aschaffenburg ist in einer Stadt zu Hause, die zugleich der Wohnort von Kabarettist Urban Priol ist. Da hat dessen Jahresrückblick Kultcharakter. Das ist zwar kein Theaterstück, aber dafür ist umso mehr die Rede vom Polittheater unserer Zeit. Der 17. Dezember ist zwar schon ausverkauft, aber am 18. gibt’s noch Karten, also schnell sein! Im selben Genre, also Kabarett, lockt am 9. Januar Max Uthoff nach Aschaffenburg. Die Berlin Ballett Company bietet am 18. Januar Tanztheater unter dem Titel „Initium“ an. Das Sprechtheater ist am 21. dran mit „Frankenstein“, einem Theaterstück nach dem Roman von Mary Shelley, das vom Theater Schloss Maßbach in Szene gesetzt wird. Sprechtheater gibt’s auch zwei Tage später mit der Komödie „Endstation unserer Liebe – Askimizin Son Duragi“ von Ferhan Sensoy und mit Heinar Kipphardts „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ am 25. Januar. Der Monat geht zu Ende mit Paul Abrahams unsterblicher Operette „Ball im Savoy“, die am 30. und 31. in der Stadthalle am Schloss gegeben wird. Für die Inszenierung sorgt Vanni Viscusi, die musikalische Leitung obliegt Esther Hilsberg-Schaarmann.
Am Stadttheater Amberg ist am 12. Dezember Boulevardtheater angesagt, „Drei Männer und ein Baby“ lautet der Titel einer Komödie nach dem gleichnamigen Kino-Klassiker von Coline Serreau. Es geht um drei Männer, Jacques, Michel und Pierre, überzeugte Junggesellen und Bewohner eines schicken Appartements mit häufig wechselndem Damenbesuch. Eines Tages finden sie einen Korb mit einem Baby drin vor ihrer Wohnungstür … Der 19. Dezember ist einem revuehaften Spektakel zum 125. Geburtstag von Erich Kästner gewidmet und trägt die freche Überschrift „Prost, Onkel Erich!“.
Nach dem Silvesterkonzert des Amberger Sinfonieorchesters und dem Neujahrskonzert am 5. Januar mit den Hofer Symphonikern kommt am 12. Januar „Der Richter und sein Henker“ als Schauspiel nach dem Roman von Friedrich Dürrenmatt auf die Bühne. Am 16. ist Zeit für eine weitere Late Night mit Nora Gomringer, zwei Tage später geht es in „Cosmos“ um einen atemberaubenden Mix aus Illusion und Bewegung, das von eVolution Dance in Szene gesetzt wird. Goethes „Faust“, 1. Teil, wird von der Fliegenden Volksbühne Frankfurt am 23. Januar vorgestellt, wobei zwei Schauspieler, Philipp Mosetter und Michael Quast, genügen müssen. Man sollte sich auf einen abgrundtiefen Blick auf das deutsche Nationalepos gefasst machen, den keine andere Inszenierung leisten kann – so der Anspruch der Autoren. Kurzum: Faust als Humorbuch ersten Ranges!
Beim Stadttheater Fürth steht am 1. Dezember die Uraufführung eines Projektes von Navid Kermani, Eva Mattes und Roberto Ciulli an. „Gibt es etwas Schönes in deinem Leben?“, lautet der harmlos klingende Titel, doch es geht um eine sehr ernste Befragung unserer derzeitigen Welt. Das Kunstfest Weimar und das Theater an der Ruhr sind Mitproduzenten. Ort: Kulturforum Fürth, Große Halle. Am 15. Dezember kommt die Familie Flöz mit dem „Teatro Delusio“ zurück, zwei Tage später wird Sönke Andresens Schauspiel „Münchhausen – oder Freuds letzte Reise“ geben. Am 21./22. Januar wird's turbulent mit der Pop-Komödie „Stolz und Vorurteil oder so“, wo es um die schwierige Frage geht, wie man fünf heiratsfähige Töchter lukrativ unter die Haube bringt. Die Fürther Eigenproduktion von Suzie Millers Gerichtsdrama „Prima Facie“ hat am 24. Januar Premiere. Am Monatsende geht es in Folke Brabands Komödie um „Fehler im System“ – ein zukunftsweisendes Stück vom Schlosspark Theater Berlin, denn die Hauptperson ist ein hilfsbereiter Androide.
Die Nürnberger Tafelhalle ist ein Ort für die freie Kulturszene, nicht nur lokaler oder regionaler Provenienz, sondern für Akteure aus aller Welt. Musik, Tanz, Theater, Kabarett, Festivals u.a.m. sind hier angesagt. Das zeigen auch deutlich die Veranstaltungen für die Monate Dezember und Januar. Zunächst sind am 1. Dezember „Soundscapes“ von Izabella Effenberg zu hören und zu sehen. Der Untertitel des Abends, „KlangArt-Theater Vibraphonissimo“, deutet auf die Suche nach Licht und Bild gewordenen Klängen. Das Ensemble beeindruckt durch die Vielfalt der Instrumente aus der Schlagwerk-Familie. Am 5. Dezember folgt mit dem von Franziska Detrez in Szene gesetzten „Franz Kafka: Die Verwandlung. Eine Komödie“ der Versuch, dem Humor Kafkas auf den Grund zu gehen. Eine nicht ganz korrekte Aufklärungsshow kann man am 10./11. Dezember unter der auffordernden Überschrift „Berührt Euch“ erleben. So viel dazu in Kürze: Es geht nicht nur um Sex! In Kooperation mit dem nürnberger burgtheater bieten Anna Mateur & The Beuys ihr Programm „Kaoshüter“ am 11. Dezember an. An den folgenden Tagen geht es um Tanztheater-Angebote, ein Dichtercafé mit Adeline Schebesch, Stephanie Felbers „Carnal Screen“ und gegen Jahresende um ein Big-Band-Jazzkonzert inklusive Weihnachtsdinner. Das Neue Jahr beginnt gleich zwiefach mit Erzählkunst, worauf es nordwärts geht und das dänische Duo Helene Blum und Harald Haugaard in der Tafelhalle gastiert. Nach Florian Schroeders Kabarettauftritt am 15. Januar geht es weiter mit der Premiere von „Nostalgia“, das Thema ist Heimweh. Nach der „Finest-Fusion“- Session am 22.01. warten zwei weitere Premieren auf die Tafelhalle-Aficionados: das Programm von Vater & Sohn Nagel und die Tanz-Sound-Performance der Choreographin Alexandra Rauh. Dazwischen tritt das Sunday Night Orchestra auf (26. Januar).
Das Theater Schweinfurt bietet Anfang Dezember nach einem Udo-Jürgens-Revival das Stück „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ gleich mehrfach an, die Unterfränkische Landesbühne Schloss Maßbach bringt das auf die Bühne des Theaters im Gemeindehaus. Am 11. Dezember gibt's „Mozart vor Weihnachten“. Am 14./15. Dezember ist dann richtig was los mit der „Swinging Christmas“, und am 19. grüßen die „Tweets aus Versailles“. Damit sind Literatur und Musik mit Brieftexten von Liselotte von der Pfalz gemeint, die von Gisa Flake und der lautten compagney präsentiert werden. Die Generationengeschichte „Altes Land“ nach dem Roman von Dörte Hansen kommt am 20./21. Dezember als Schauspiel auf die Gemeindehausbühne, inszeniert vom Altonaer Theater aus Hamburg. Nach der zur Weihnachtszeit schon fast obligatorischen Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck, angeboten am 22. Dezember von der Kölner Kammeroper, geht es über ein Weihnachtssingen zur zweifachen Aufführung des Ballettklassikers „Schwanensee“ von Peter Tschaikowsky an Silvester und Neujahr. Das Royal Classical Ballet bürgt für hohe Ballettkunst. „Fleisch ist mein Gemüse“ lautet die Überschrift einer Hommage an den deutschen Schlager nach dem Roman von Heinz Strunk am 9./10. Januar. Das Landestheater Württemberg-Hohenzollern aus Tübingen bringt dafür auch Live-Musik mit.
Im Rosenthal Theater Selb hat am 12. Dezember „Die Mausefalle“ Platz. Der Plot nach Agatha Christie wird vom Theater Hof mitreißend dargeboten. Ebenfalls aus Hof, von den dortigen Symphonikern, kommt das Neujahrskonzert am 2. Januar. Schließlich präsentieren die Hofer am 9. Januar auch noch Paul Abrahams charmante Operette „Märchen im Grand Hotel“.