Gestern Vormittag hat das Mainfranken-Theater Würzburg sein Programm für die neue Spielzeit 2024/25 im Foyer des Kleinen Hauses vorgestellt. „Theater sind“, so Intendant Markus Trabusch bei der Präsentation der neuen Spielzeit, „ein politischer Ort, an dem man miteinander lachen, weinen oder auch nachdenken kann, gesellschaftsrelevante Themen diskutiert und durchdacht werden können.“ Theatergeschichte gehe bis in die Antike zurück und stehe in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung der Demokratie. Sie stehen für das Bekenntnis zu Demokratie und Freiheit, zum Respekt gegenüber allen Menschen. „Theater“, betonte der Intendant, „bezieht sich immer auf die Gesellschaft, für die es gemacht wird, aber auch auf die politische Situation, in der es stattfindet.“
Wichtig sei ihm dabei, nicht in Schwarz-Weiß-Mustern zu denken, sondern Zwischentöne aufzuzeigen. Der Intendant sieht Theater in der Funktion als gesamtgesellschaftliche Seismographen, die diese in ihrer ganzen Komplexität erspüren und zeigen sollten. Da müsse man schon auch Gegensätze aushalten. Mit seinem über viele Jahre bewährten künstlerischen Leitungsteam, Dr. Berthold Warnecke (Operndirektor), Barbara Bily (Schauspieldirektorin), Dominique Dumais (Ballettdirektorin) sowie Generalmusikdirektor (GMD) Enrico Calesso, hat Trabusch das im Folgenden in Auszügen vorgestellte Programm zusammengestellt. Immer wieder sei das Thema Migration, das Verlassen und anderswo Ankommen, freiwillig oder erzwungen, ins Gespräch gekommen, sagte er. So sei man auf das aktuelle Konzept gekommen. Alle Produktionen des Dreisparten-Hauses folgen daher dem Motto „Vom Gehen in die Fremde“, aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln heraus.
Mit drei Sparten kann das Mainfranken-Theater aufwarten: Schauspiel, Musiktheater und Tanz. So umfasst die neue Spielzeit ein umfangreiches Programm, laut Pressemeldung, mit 17 Premieren, davon vier Uraufführungen in allen drei Sparten, sowie sechs Wiederaufnahmen.
Im Bereich Schauspiel bewegt sich das Theater zwischen Klassikern, etwa Friedrich Schillers „Maria Stuart“ oder auch Johann Wolfgang von Goethes „Clavigo“, und zeitgenössischen Werken. Darunter sind etwa das Stück „In den Alpen“ der Literaturpreisträgerin Elfriede Jelinek, Berthold Brechts „Leben des Galilei“ sowie „Drei Mal Leben“ von Yasmina Reza. Nur einige Facetten des schauspielerischen Angebots.
Großen Wert legt das Würzburger Theater auch auf Formate für Kinder und Jugendliche, von Baby-Konzerten bis zu Stücken für Schüler unterschiedlichen Alters. So sei, betonte Schauspieldirektorin Bily, die erfolgreiche Produktion „Das schweigende Klassenzimmer“, in dem es um die Aufarbeitung des totalitären Systems der DDR gehe, wieder Teil des Spielplans. Für das junge Publikum ab zehn Jahren, freute sich die Schauspielchefin, habe man sich die Uraufführungsrechte des Kinderbuches „Was Wanda will“ von Lena Hach sichern können.
Tanzkunst in unterschiedlichen Spielstätten und Formaten, möchte Ballettdirektorin Dominique Dumais mit ihren Tänzer präsentieren. In der Blauen Halle, einer sehr großen Bühne, sagte sie, müsse ganz anders gedacht werden als etwa im Kleinen Haus oder der Probenbühne, die einen viel intimeren Zugang ermögliche. Mit „Tanzen bis in die Puppen“ oder der Uraufführung von „Classic Soul“, einer Produktion, die Dumais’ Choreographie mit Liedern der US-amerikanischen Jazz- und Soulsängerin Nina Simone (1933 bis 2003) sowie Johann Sebastian Bach verbindet.
Die Musiktheater-Abteilung hat ebenfalls interessante Werke im Angebot, darunter etwa Luigi Cherubinis „Medea“ oder auch Paul Abrahams Operette „Märchen im Grand Hotel“. Mit „Wozzeck“ kommt Alban Berg ins Spiel. Die Kammeroper „Weiße Rose“ von Udo Zimmermann führt direkt in den Widerstand gegen das NS-Regime. Mit Georges Bizets „Carmen“, einem internationalen Opern-Klassiker, beschließt das Mainfranken-Theater die kommende Spielzeit.
Für seine letzte Spielzeit in Würzburg, Enrico Calesso wechselt nach der Saison als Musikalischer Leiter an das Theatro Verdi in Triest, stehen sechs Sinfoniekonzerte an. Als besonderen Liederabend beschreibt Calesso das Konzert mit dem Tenor Daniel Behle, der sich Franz Schuberts „Winterreise“ widmet. Ergänzt wird das musikalische Angebot mit sechs ausgewählten Kammerkonzerten. Bei dem Sonderkonzert „Mahler 2“ zu Gustav Mahlers 2. Sinfonie c-Moll, wird GMD Calesso noch einmal selbst am Dirigentenpult stehen.
Angaben zu den einzelnen Veranstaltungen gibt es unter www.mainfrankentheater.de.