Seit drei Jahren leuchtet der Stern der Antilopen Gang am deutschen Hip-Hop-Himmel. Die Deutschrapper aus Düsseldorf und Aachen enterten die Szene und haben sich heimelig in der Elite der Republik eingerichtet. Am 22. Januar gastiert die Gang in der Posthalle in Würzburg, am 26. Januar im legendären Z-Bau in Nürnberg.
„Musik hat das Recht, belanglos und blöd zu sein“, ist einer der Kernsätze der Antilopen. Dabei wird der ihnen so wenig gerecht wie die AFD der linken Szene. Belanglos. Das sind die drei Rheinländer längst nicht mehr. Und blöd? Nur wenn es darum geht, sich selbst und andere auf die Schippe zu nehmen. Nicht umsonst werden sie gerne als „die Ärzte des Deutschen Hip-Hop“ bezeichnet. Es gibt Schlimmeres. Muss man konstatieren. Schließlich sind die Ärzte neben den Toten Hosen so etwas wie die Vorzeige-Punkrocker der Republik und längst gesellschaftlich in der Mitte angekommen. In der Mitte sieht sich die Antilopen Gang nun wirklich nicht: Politisch deutliche, in der Tradition von Ärzten, Hosen, Broilers und Co. auf der linken Seite angesiedelte Botschaften hört man viele von ihnen. Daneben genießt der Spaßfaktor einen hohen Stellenwert in einer Band, die sich erste Aufmerksamkeit 2009 sicherte, als „Fick die Uni“ auf den Markt kam - im Netz.
Viel mehr als ein Nischendasein fristete die Band danach aber nicht. Erst ein heftiger Schicksalsschlag sorgte für den allmählichen Durchbruch. Bandmitglied NMZS nahm sich 28-jährig das Leben. Ironie des Schicksals: Er durfte den Erfolg seiner Kombo nicht mehr miterleben. Die unterzeichnete einen Deal bei Jochens Kleine Plattenfirma (JKP), dem Label der Toten Hosen, und releasten „Beate Zschäpe hört U2“ eineinhalb Jahre nach dem Freitod ihres alten Weggefährten. Es ging steil bergauf für die drei verbliebenen Jungs der Antilopen Gang, die längst nicht mehr nur in Insiderkreisen einen guten Namen genoss. 2015 machte sich das auch erstmals auf Preisverleihungen bemerkbar: Einige renommierte Auszeichnungen landeten im Trophäenschrank - die Antilopen verdienten sich den Ruf als neue politische Stimme des Landes. Und das binnen kürzester Zeit der Bühnenpräsenz außerhalb der kleinen Kreise. Mehr Lob geht kaum. Die Band hat den Weg aus dem Untergrund in die Feuilletons des Landes nahezu mühelos geschafft. Und hat dabei nach eigenem Ermessen gar nicht einmal so überragendes geleistet. Im Gegenteil: Sie sehen sich als durchaus reflektierend, aber noch mehr als Musiker, die erzählen, was ihnen auf den Nägeln brennt. Und das ist nun mal des Öfteren politisch. An dem erarbeiteten Respekt ändert das nichts. Und dass sie anders sind als andere, das zeigt alleine die Echo-Verleihung dieses Jahres. Da waren die Antilopen nominiert für den nationalen Kritikerpreis. Teilnehmen konnten die Musiker aber nicht. Offizielle Begründung: Man könne die Lieblings-Fernsehsendung „Alarm für Cobra 11“ keinesfalls verpassen. Gut. Manchmal darf Musik wirklich belanglos und blöd sein. Und dabei doch Charme haben.
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Die Antilopen Gang, Foto © Pressefoto