Von den sich abzeichnenden Lockerungen hat sich auch die Musica Bayreuth, dieses traditionsreiche Festival in Oberfranken, ermutigen lassen, ein wie gewohnt vielfältiges und künstlerisch anspruchsvolles Programm zu präsentieren. In diesem Jahr sind die Internationalen Gluck-Festspiele mit Michael Hofstetter der Kooperationspartner der Bayreuther Festival-Strategen um den Künstlerischen Leiter Clemens Lukas. Sie bringen eine Premiere und eine Neuinszenierung von Christoph Willibald Glucks Alceste in den prominentesten Veranstaltungsort, nämlich das herrliche Markgräfliche Opernhaus.
Doch nicht nur das, sondern auch weitere Konzerte mit der Akademie für Alte Musik und mit dem Sopranisten Samuel Mariño. Auftakt ist am 23. April mit einem Symphoniekonzert in der Bayreuther Stadtkirche. Die Junge deutsch-französisch-ungarische Philharmonie interpretiert Anton Bruckners 6. Symphonie in sakraler Aura. Am selben Ort gestaltet Altmeister Viktor Lukas am Folgetag ein Orgelkonzert mit Werken von Bach, Buxtehude, Franck, Duruflé u.a. Auch die englische A-capella-Musik des Tenebrae Choir ist am 18. Mai in Bayreuths zentral gelegener Kirche beheimatet.
Das Tanzspektakel „Beethoven! The Next Level“ findet – im nunmehr dritten Anlauf – endlich statt, nämlich am 20. Mai auf der Kulturbühne des Reichshofs. Terminiert ist das pünktlich zum zwei Tage später folgenden Festkonzert anlässlich Richard Wagners Dirigat von Beethovens Neunter im Markgräflichen Opernhaus (vor 150 Jahren), das von den Thüringer Symphonikern und dem Chor der Weimarer Hochschule für Musik gestaltet wird.
Die szenische Opernproduktion von Glucks Alceste findet am 12./14. Mai statt, unterbrochen am 13. Mai von einem „Gluck & Händel-Gipfeltreffen“. Das Händelfestspielorchester Halle ist dafür eine treffliche Wahl. Das „Sheridan Ensemble“ kümmert sich am 25. Mai um Bachs „Musikalisches Opfer“, aber auch um so unterschiedliche Stile wie die von Miles Davis und Radiohead. „Bach pur“ lautet die Devise am 29. Mai, wenn das Münchner Bach-Orchester unter der Leitung von Hansjörg Albrecht die vier Orchestersuiten J.S. Bachs im Markgräflichen Opernhaus aufführt.
Im Juni geht es dort prominent weiter mit dem Auftritt von Sky du Mont und den Mirror Strings, die Musik von Piazzolla sowie Arrangements aus Rock, Pop, Minimal und Klassik präsentieren, angereichert durch die gelesenen Kurzgeschichten. Am 17. Juni gastiert Evgeni Koroliov mit dem Thüringer Bach-Collegium und Bach-Klavierkonzerten sowie Werken von Vivaldi, Johann Bernhard Bach und Prinz Johann Ernst von Sachsen Weimar. Ein Arienabend mit der Sopranistin Sophie Junker wartet auf die Musica-Bayreuth-Gemeinde am darauf folgenden Tag und verspricht mit „La Francesina“ ein nachtigalliges Händel-Programm.
Erheblich düsterer klingt der Titel der Stimmfilmvorführung, die am 19. Juni in der Reichshof Kulturbühne stattfindet: „Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“. Die Vogtland Philharmonie Greiz Reichenbach stellt unter der Leitung von Stefan Fraas das Live-Orchester. Abermals im historischen Opernhaus tritt Kai Wessel am 23. Juni mit der „Musica Alte Ripa“ auf. Szenen, Arien und Duette aus Barockopern sind zu hören, wobei neben dem Countertenor Wessel auch die Sopranistin Julia Kirchner mit von der Partie ist.
Komponistinnen der Barockzeit widmet sich das Konzert der „Woman 4 Baroque“ am 26. Juni im Weißen Saal von Schloss Fantaisie. Das Kammermusikensemble „Spirit of Musicke“ stellt Werke von Wilhelmine von Bayreuth, Anna Bon di Venezia und anderen weiblichen Tonsetzerinnen vor. Eine Führung durch den Schlosspark vorab ist inklusive. Ziemlich hölzern klingt der Titel des Konzertes, das am 7. Juli in der Bayreuther Panzerhalle stattfindet: „Wildes Holz - Grobe Schnitzer“. Versprochen werden grandioses Cross-Over und beste Unterhaltung, dafür steht das Ensemble „Wildes Holz“.
Eine weitere Opernproduktion im Markgräflichen Opernhaus beendet am 8./9. Juli das Musica Bayreuth-Festival. „I portentosi effetti della madre natura“, eine Oper Guiseppe Scarlattis, wird als Neuinszenierung der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci geboten. Die Leitung hat Dorothee Oberlinger. Thema des Werkes ist die wundersame Wirkung von Mutter Natur. Abschließend gilt es nicht zu verschweigen, dass auch junge Menschen heuer wieder gezielt angesprochen werden. Erstmals wird ein Campus-Konzert für Studierende im Glashaus an der Universität angeboten, außerdem gibt es von Neuem die sehr beliebten Schülerkonzerte am Vormittag. Insgesamt liegt hier ein opulentes musikalisches Programm vor, das vielversprechend nach Bayreuth einlädt.