Auch die Nürnberger Impulsgeber in Sachen Musik (und Kultur im weiteren Sinne), die sich seit nunmehr 25 Jahren der Aufgabe verschrieben haben, abseits des ‚mainstreams’ nach ungewöhnlichen Formaten und nach alternativen Konzertorten zu suchen, kommen an jahreszeitlichen Festen und Stimmungen nicht vorbei, so traditionsgebunden sich das anhören mag. Weihnachten, Jahreswechsel, Winterzeit, das müssen Themen sein dürfen. Und das sind sie auch, schaut man beim ensemble KONTRASTE auf das Programm der Monate Dezember und Januar. In der Vorweihnachtszeit wird diesmal nicht jenes Werk präsentiert, das eigentlich dem gängigen Erwartungshorizont entspricht, nämlich Bachs Weihnachtsoratorium, sondern Igor Strawinskys ‚Psalmen-sinfonie’ aus dem Jahre 1930. Darin geht es um den Weg aus der Tiefe in die Höhen des Lichts. Den beiden Polen des Werkes entsprechen die beiden umrahmenden Bachkantaten, von denen die zweite Martin Luthers Weihnachtslied „Gelobet seist du, Jesu Christ“ als Choralgrundlage nimmt.
Tags drauf findet in der Tafelhalle ein Dichtercafé mit Adeline Schebesch vom Staatstheater Nürnberg statt. Die Schauspielerin wird auf ihre unnachahmliche Weise „Wintergeschichten“ aus dem Märchenschatz der Gebrüder Grimm lesen sowie Auszüge aus dem preisgekrönten Roman „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler. Das Ensemble steuert umrahmend Musik von Ludwig van Beethoven bei. Beim Neujahrskonzert am 1. Januar bietet das ensemble KONTRASTE eine Alternative zum landläufigen Angebot von Beethovens Neunter oder Operettenkrachern. Es beginnt zwar mit J. S. Bachs prächtiger D-Dur-Ouvertüre, aber dann geht es in unbekanntere Gefilde mit Werken von Conlon Nacarrow, Pierre Boulez und Mats Gustafsson. Ein „Circus Musicus“ für das junge Publikum folgt am 6. Januar: Unter dem Motto ‚Musik in der Manege’ gibt es ein Konzert zum Zuhören, Mitmachen, Staunen, Lachen und Tanzen mit dem Ensemble und der Zirkusdirektorin Monika Utasi.
Nur zwei Tage später folgt bereits die nächste Veranstaltung, ein musikalisches Volkstheater mit Pappe, Puppe und Projektion unter dem Titel „Zauberflöte – Eine Prüfung“. Das Ensemble kooperiert hier mit dem Theater Thalias Kompagnons und dem Countertenor Daniel Gloger. Eine witzigere und frechere Adaption von Mozarts Opernstoff lässt sich kaum vorstellen. Letzte Januarveranstaltung am 20. ist die Aufführung des Hitchcock-Stummfilm-Thrillers „The Lodger“ aus dem Jahre 1926, zu der das ensemble KONTRASTE die Filmmusik des britischen Komponisten Joby Talbot spielen wird.
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Das Nürnberger Ensemble KONTRASTE, Foto © Stephan Minx