Forchheim – das ist vor allem die Stadt der Fachwerkgiebel und -Gauben am Rande der Fränkischen Schweiz, die einmal Königs- und Hafenstadt war und zwei Fische im Wappen trägt. Die Fische gehen auf einen Fehler in der Namensforschung zurück, denn im Mittelalter vermutete man, dass der Name von der althochdeutschen Bezeichnung für Forelle herrührt. Der Hafen hat damit also wenig zu tun, denn der wurde erst in der Zeit der Industrialisierung im Zuge des Baus des Main-Donau-Kanals errichtet – und 1950 wieder aufgelassen.
Im Gegensatz zum Hafen sind die Fische geblieben, genauso wie die alte Kaiserpfalz, die im 9. und 10. Jahrhundert der Krönungsort der späten Karolinger war und 1007 als Schenkung Kaiser Heinrichs II. in den Besitz des Bistums Bamberg überging. Heute beherbergt die ehemalige Kaiserpfalz das Pfalzmuseum. Dieses umfasst vier Museen und 1300 m² Ausstellungsfläche. Bereits seit 1911 wird die Kaiserpfalz zu musealen Zwecken genutzt, von 1998 bis 2004 wurde sie schließlich generalsaniert. Heute befinden sich in den altehrwürdigen Mauern das Archäologiemuseum Oberfranken, das Stadt- und Trachtenmuseum und das Erlebnismuseum Rote Mauer. Ein Besuch lohnt sich also. Das Archäologiemuseum ist ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München und zeigt rund 600 Objekte regionaler Relevanz. Das Stadtmuseum zeichnet sich durch ein multimediales Ausstellungskonzept aus und reflektiert die 1200-jährige Geschichte der Kleinstadt. Der fränkischen Tracht wird dabei ein eigenes kleines Museum gewidmet – weil sie beinahe vom Aussterben bedroht, aber doch so prächtig und farbenfroh ist. Das Erlebnismuseum Rote Mauer gesellte sich erst 2012 zu den drei anderen Museen in der Kaiserpfalz. Als Standort wurden passenderweise die alten Kasematten gewählt, denn im Museum Rote Mauer erfährt man alles über die zweihundertjährige Festungsgeschichte der Kaiserpfalz. Begleitet wird die Ausstellung u. a. durch Inszenierungen und Hörspiele. Besonders sehenswert sind auch die reichen Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert, die man im Pfalzmuseum bestaunen kann. Sie stammen von verschiedenen Künstlern aus Böhmen, die Fürstbischof Lambert von Brunn und dessen Nachfolger Albert von Wertheim einst damit beauftragten, die fürstbischöfliche Residenz malerisch auszugestalten.
Abgerundet wird das museale Programm des Pfalzmuseums mit wechselnden Sonderausstellungen, verschiedenen Konzerten und früh- und spätsommerlichen Veranstaltungen wie z. B. den jährlich stattfindenden „Afrika-Kulturtagen“, dem Kunsthandwerkermarkt oder dem „Chorissimo!“
Das Pfalzmuseum ist jedoch nur ein Punkt auf dem Stadtplan Forchheims, dem man sich, einmal vor Ort, näher widmen sollte. Es bietet sich zudem ein Altstadtrundgang an, entweder auf eigene Faust oder geführt. Nähere Informationen erhält man bei der Tourist-Information, die wegen der Rathaussanierung vorübergehend in der Kaiserpfalz untergebracht ist. Da die kalte Jahreszeit im Anbruch ist, empfiehlt sich unbedingt auch ein Besuch der Stadt zur Adventszeit, denn auf dem Markplatz kann man jedes Jahr einen der schönsten und größten Adventskalender Deutschlands bewundern. Jedes Türchen entspricht nämlich einem der Fenster des aus Fachwerk erbauten Rathauses auf dem Marktplatz. Das Eröffnen des Adventskalenders ist jedes Jahr ein Highlight: Am 1. Dezember öffnet sich eines der 24 Fenster – dahinter der Forchheimer Weihnachtsengel, der einen kurzen Prolog verliest, bevor er auf dem Markplatz ein Los zieht. Denn bis Heiligabend gibt es 24 Preise zu gewinnen. Das Losziehen hat ebenso Tradition wie der kleine, aber feine Weihnachtsmarkt rund ums Rathaus, der während der gesamten Adventszeit geöffnet hat.
Ein weiterer sehenswerte Ort außerhalb der historischen Stadt Forchheim, aber immer noch im Landkreis, ist das Felsenkellerlabyrinth Egloffstein mit seinen zahlreichen Gängen und Kellern, der sich unter der gleichnamigen Gemeinde befindet und mit seinen 700 m Länge in den Berg hineinführt. Nicht nur Bier und Gemüse wurde hier einst gelagert, zuvor dienten die Keller dem Sandabbau. Mehr darüber kann man auf einer der 45-minütigen Führungen durch das Kellerlabyrinth erfahren.
Im Norden des Landkreises befindet sich hoch oben das Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz: die Burgruine Neideck. Vom ehemaligen Wohnturm aus hat man einen herrlichen Überblick über die Region und befindet sich außerdem inmitten des Archäologieparks. Denn lange bevor die Spornburg angelegt wurde, siedelten an diesem Ort Menschen. Archäologen konnten Siedlungsspuren aus der Bronzezeit nachweisen. Aber nicht nur aus diesem Grund ist die Burgruine Neideck zwischen einer Vielzahl von Burgen ein besonders geschichtsträchtiger Ort. Im 18. Jahrhundert wurde auf der Neideck zudem roter und gelber Marmor abgebaut, der zum Bau der Würzburger Residenz und zur Ausstattung der Basilika Gößweinstein verwendet wurde. Letztgenannte befindet sich etwa 13 km südöstlich der Burgruine Neideck und wurde im 18. Jahrhundert als größte deutsche Wallfahrtsbasilika, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist, erbaut. Nicht von irgendeinem Baumeister, sondern von Balthasar Neumann, der als Architekturgenie des Barock nachweislich nicht nur in Würzburg oder Bad Staffelstein seine Finger im Spiel hatte. 1948 wurde der Prachtbau in den Rang einer Basilica minor erhoben. Neben der Besichtigung der Basilika ist auch ein Besuch des Wallfahrtsmuseums nebenan zu empfehlen, in dem man auf drei Etagen einiges Wissenswertes über die zweitausendjährige Tradition des christlichen Pilgerns erfahren kann.
TIPP!
Ein besonderes Kleinod ist das Turmuhrenmuseum in Gräfenberg, dessen Exponate von einem Nachkommen der bis 1957 ansässigen Turmuhrenfabrik Georg Rammensee angesammelt wurden und heute einen Einblick in die Welt der Präzisionsmechanik gewähren. Weitere Infos unter www.graefenberg.de/turmuhrenmuseum
Fotocredits:
Burgruine Neideck in Album der fränkischen Schweiz. Neun Stahlstiche. 1840
Kinder im Erlebnismuseum, Foto © Pfalzmuseum Forchheim