Wenn es um Festivals geht, dann genießt das Highfield seit jeher so ein bisschen einen Sonderstatus in östlichen Gefilden: In überschaubarem Rahmen glänzt es mit zumeist großartigen Line-Ups, kurzen Wegen und organisatorischen Glanzleistungen.
Das hat sich seit dem Umzug vom Stausee Hohenfelden an den Störmthaler See im Süden Leipzig kein bisschen geändert. Im Gegenteil. Jahr für Jahr erfreuen die Veranstalter von Semmel Concerts und FKP Scorpio Besucher (und auch Medienvertreter) mit neuen Kleinigkeiten, was den Aufenthalt schlichtweg zu einem Hochgenuß werden lässt. Und wenn dann auch noch Wettergott Petrus Einsicht beweist und (im Gegensatz zum verregneten Vorjahr) die Sonne fast schon zu gleißend auf das prächtige Festivalgelände scheinen lässt: Dann steht einem gelungenen Wochenende nichts mehr entgegen. Was offensichtlich auch für die beteiligten Bands gilt.
Da posten die am Samstag umjubelten Bandmitglieder von Tokio Hotel auf ihrem Instagram-Kanal Impressionen aus dem Tourbus: Zusammen mit Jung-Rapperin Badmómzjay spielen sie bestens gelaunt eine Runde „Ich hab' noch nie...“ – wer noch nie etwas getan hat, der muss trinken. Vorbildlich antialkoholisch: Gurkenwasser. Grinsend gesteht Bill Kaulitz: „Schmeckt nicht so geil!“ Und auch Marteria, am Sonntag als finaler Act mit einer brillanten Vorstellung aufwartend, hatte in der sächsischen Metropole seinen Spaß. Vor der abendlich schweisstreibenden Action erwies sich der Rostocker als Meister der chilligen Art und Weise. Nahezu unerkannt schwitzte er schon einmal vor: An der Seite einiger Bandmitglieder um Co-Rapper Pete Boateng entspannte er in der Leipziger Sachsentherme. „Das machen wir auf Tour meistens“, so ein bestens gelaunter Marten Laciny, der einige Stunden später die Abrissbirne auf dem Festivalgelände ziemlich mächtig schwang.
Dabei war er aber nicht der einzige. Die Beatsteaks um Sänger Arnim Teutoburg-Weiß waren nicht mehr, aber auch nicht weniger als der perfekte Einheizer für das Rostocker Strandkind – der Frontmann probte die komplette Eskalation in allen Belangen. Beobachtet von seiner Mutter, die in aller Gemütlichkeit auf einem Campingstuhl auf der Bühne Platz nahm und sich das Treiben des Sohnemannes und seiner Mitstreiter entspannt grinsend gönnte. Und auch Ärzte-Schlagzeuger Bela B ließ sich einen Gastauftritt nicht nehmen: Bei seinen Berliner Kumpels von SDP stand er nach vier Liedern spontan mit auf der Bühne und man feierte sich gemeinsam feixend ab. Geniale Auftritte herauszuheben: Ein Unding bei diesem Festival. Ob zu früher Stunde (Deine Cousine), ob schlichtweg kultig (Die Ärzte, Dropkick Murphys) oder ob in ungewohnter Umgebung unter vielen Hip-Hop- und Indiebands grandios abliefernd: Kaum ein Act ließ auch nur ansatzweise Wünsche offen. Eine Sonderstellung genossen dabei noch Heaven Shall Burn. Ihr heimliches Heimspiel, die deutsche Metalcore-Band um Sänger Marcus Bischoff stammt aus dem thüringischen Saalfeld, kredenzte am finalen Tag monströs. „Heute sind wir musikalischer Sonderfall“, lachte der Frontmann ob der Umrahmung mit deutschen Rap- und Partyacts. Und doch: Sachsen feierte die Thüringer gehörig ab. Fast ein bisschen schade, dass das Booking da keine andere Möglichkeit ergab. Doch auch da gilt: Das gemeinhin als größtes Indie-Festival des Ostens firmierende Highfield hat keine Restrektionen. Der Rapper feiert dort auch den Metal-Act. Der Headbanger den Sprechgesang. Und so bleibt eines hängen: Das Highfield-Festival bleibt sich treu. Weiterentwicklungen nicht ausgeschlossen. Danke, Störmthaler See!