Die Feuilletons der überregionalen Zeitungen schrumpfen. Das ist eine traurige Wahrheit. Neue Lesegewohnheiten, wirtschaftlicher Zwang und unterschiedliche Vorstellungen darüber, was als Kultur gilt, zwingen Zeitungsverlage, Redaktionen und Journalist:innen zum Umdenken. Der klassischen Berichterstattung über Theater, Kunst, Literatur und Musik fällt es zunehmend schwerer, die Dopaminspeicher überfütterter Gehirne zu füllen. Das Resultat: Der Kulturjournalismus steht unter Druck.
Insbesondere die regionale Kulturberichterstattung kämpft zwischen Algorithmen, dem Anspruch auf leichte Konsumierbarkeit und Interessensverschiebungen ums Überleben. Leidtragende sind oft die regionale Kultur und ihre Akteure selbst. Eine Veranstaltungsreihe in Fürth und Nürnberg nimmt sich diesem Thema an. Unter dem Titel „abgeschrieben?“ untersucht sie die Auswirkungen der Medienkrise auf die regionale Kunst- und Kulturszene. Vom 25. Oktober bis zum 03. Dezember 2024 sind acht Veranstaltungen geplant.
Das Filmhaus Nürnberg, die Galerie Bernsteinzimmer, gillitzer.net, das Institut für moderne Kunst, der KulturPalast Anwanden, die kunst galerie fürth, das Kunst- und Kurhaus Katana und der Presseclub Nürnberg laden ein zu Veranstaltungen, welche die aktuelle Situation thematisieren und gleichzeitig nach Ideen und Lösungen suchen. „Denn die Gesellschaft und die Kreativen brauchen auch künftig dringend eine kontinuierliche kritische Begleitung der Öffentlichkeit, um wachsen und gedeihen zu können“, heißt es im Programm der Veranstaltungsreihe.
Die Veranstaltungen:
„Cartoonlesung mit Hauck & Bauer und Gymmick“
25.10., 20 Uhr im Galerie Bernsteinzimmer (Nürnberg)
Die zwei berühmten Cartoonisten Hauck & Bauer und der Cartoonist GYMMICK treten auf.
„Brauchen wir ein Feuilleton?“
30.10., 19 Uhr in der kunst galerie fürth (Fürth)
Gäste sind Alexander Jungkunz (Chefredakteur NN) und Andreas Platthaus (FAZ), die mit Moderatorin Natalie de Ligt (kunst galerie fürth) und Moderator Manfred Rothenberger (Institut für moderne Kunst Nbg) über die Situation der Kulturberichterstattung sprechen.
„Zukunft der Zeitung. Zeitung der Zukunft“
13.11., 19 Uhr im Presseclub (Nürnberg)
Ein Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Martin Balle (Verleger der Zeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, AZ München), Prof. Dr. Beatrice Dernbach (TH Nürnberg) und Michael Husarek (Chefredakteur NN), die mit Moderator Dr. Siegfried Zelnhefer über die Zukunft der Zeitung diskutieren.
„Mit offener Blende – Sozialfotografie beim Straßenkreuzer“
Vernissage: 17.11., 17 Uhr in der Galerie Bernsteinzimmer (Nürnberg)
Ohne seine authentischen, berührenden Fotos wäre der Straßenkreuzer nicht das hochwertige, anerkannte Sozialmagazin, das es heute, im 30. Jahr seines Bestehens, ist. Passend zum Jubiläumsjahr gibt es eine Ausstellung mit Arbeiten der herausragenden Fotografinnen und Fotografen des Magazins.
„Kommando Romadur macht sich Gedanken über die Nürnberger Nachrichten“
20.11., 20 Uhr im Kunst- und Kurhaus Katana (Nürnberg)
Natalie de Ligt, Claudia Schulz und Martin Fürbringer, das Kommando Romadur, machen sich höchst kunstvoll Gedanken. Unter Einsatz modernster Technik entsteht eine lehrreiche Soirée der fröhlichen Wissenschaft, ein Fest des engagierten Dilettantismus. Das Thema: Die Nürnberger Nachrichten.
„Filmkritik – Happy End in der Selbstausbeutung“
25.11., 19 Uhr im Filmhaus (Nürnberg)
Ein Podiumsgespräch mit Bert Rebhandl (freier Filmkritiker, u.a. FAZ), Patrick Horn (Geschäftsführer Grandfilm) und Sarah Ellersdorfer (Revü - Filmblatt für Film), welche mit Andrea Kuhn (Leiterin Nürnberg Human Rights Film Festival) über die Krise der Filmkritik diskutieren.
„Das Ende der Aufmerksamkeit – wenn Medien regionale Kultur links liegenlassen“
27.11., 19.30 Uhr in der Galerie Bernsteinzimmer (Nürnberg)
Ein Podiumsgespräch mit der Jazz-Musikerin Izabella Effenberg, dem Autor Timur Vermes, der Installationskünstlerin Eva Brenner und der Theatermacherin Katharina Simons. Sie sprechen mit dem ehemaligen Leiter des Projektbüros und gelerntem Kulturjournalist Andreas Radlmaier über das nicht immer einfache Verhältnis zwischen Kreativschaffenden und Kulturjournalist:innen.
„Hartes Pflaster – besondere Herausforderungen für Straßenzeitungen“
03.12., 19.30 Uhr in der Galerie Bernsteinzimmer (Nürnberg)
Seit rund 30 Jahren gehören Straßenzeitungen mit diesen Prinzipien zur Medienlandschaft. Mehr als 90 Magazine aus 35 Ländern haben sich im internationalen Netzwerk INSP (insp.ngo) zusammengeschlossen. Was planen die Verantwortlichen, um ihren Magazinen eine Zukunft zu geben? Das und mehr diskutieren Redakteur:innen deutschsprachiger Straßenzeitungen mit Ilse Weiß, ehemals Straßenkreuzer Chefredakteurin.