
Er ist so ein bisschen ein Hans Söllner in light-Version: Weiherer. Der 39-jährige Burghausener gastiert am 7. Dezember im Porzellanikon in Selb. Und einer ist dabei garantiert: Bissiger Humor, beissender Spot und brillant gesetzte Pointen.
Weiherer, oberbayerischer Liedermacher und längst über die Grenzen des Freistaates hinaus bekannt ist weit mehr als nur derjenige, der mit seinem viral durch die Decke gehenden "25541"-Track, in dem er die Postleitzahl Brunsbüttels besingt, den Durchbruch geschafft hat. Er ist einer, der aneckt. Unermüdlich tourt der „niederbayerische Brutalpoet“ mit seiner mehrfach preisgekrönten Mischung aus Liedermacherei und Kabarett durch den deutschsprachigen Raum. Ganz alleine mit Gitarre und Mundharmonika oder zusammen mit seiner exzellenten Band geizt Weiherer dabei nicht mit scharfzüngiger Kritik und deftigen Sprüchen. Kompromisslos, respektlos, meist politisch unkorrekt, oft gnadenlos komisch, aber immer beherzt. Und: Er scheint damit anzukommen. Wie sonst ist es erklärbar, dass er vor drei Jahren den Nachwuchspreis der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung verliehen bekam. Es wirkt fast etwas grotesk, beschäftigt man sich näher mit dem humorvollen Grantler, der selbstredend vom jungen Hans Söllner maßgeblich beeinflußt wurde.
Und das fast noch witzigere: Einen Nachwuchspreis zu erhalten, nachdem man vorher schon weit mehr als zehn Jahre lang die Bühnen des Freistaates bespielt hat. Mit und aufgrund seiner langjährigen Bühnenerfahrung zeigt sich Weiherer auch heute noch gewohnt spontan, witzig und schnörkellos. Berührungsängste hat der gelernte Chemielaborant keine. Ein Volkssänger in bester bayerischer Hau-Drauf-Manier, denn ohne Zweifel ist Weiherer ein Meister im Derblecken und ein Poet des derben Dialekts. Der mutige Musiker mit einem Herz für Irrsinn und Wahnwitz hat eine riesengroße Klappe und jede Menge zu sagen. Weiherers Auftritte sind mehr grob geschnitztes Handwerk als fein geschliffene Kunst und seine saukomischen Alltagsgeschichten sind längst Kult. Vier Jahre mussten sich Freund und Feind seit seinem letzten Werk gedulden, jetzt erschien mit „Im Prinzip aus Protest“ sein bereits achtes Album. Eines, das gewohnt sozialkritisch ist und so manchen Text beinhaltet, der einem durchs Mark fährt. In bester Liedermacher-Tradition beherrscht der Weiherer aber auch die leisen Töne, in denen er immer eine große Portion Menschenfreundlichkeit und Liebe durchblicken lässt. Er ist einer, der gern hinter Fassaden schaut, um die Ecke denkt. Und wenn es aus Burghausen bis nach Brunsbüttel ist.