Ein Schloss und ein Garten, dazu das alte Residenzstädtchen, und das Ganze eingebettet in eine liebliche Landschaft: Weikersheim. Es gibt nur wenige Orte, an denen das Erlebnis in die Geschichte einzutauchen, so stark und so bezwingend ist. Eindrucksvoll und immer wieder eine Entdeckungsreise wert ist das Renaissanceschloss mit original barocker Inneneinrichtung. Hier erlebt man die authentischen Räume der Grafen von Hohenlohe und vor allem den großen Rittersaal, um 1600 entstanden. Im Hof eben dieses Schlosses musiziert auch 2019 die Junge Oper Weikersheim. Für heuer haben sich die Verantwortlichen unter anderen Giacomo Puccinis „La Bohème“, die zu den meist gespielten und geliebten Opern des italienischen Repertoires gehört, ausgesucht. Die Aufführungen laufen vom 25. Juli bis zum 4. August 2019 im Schlosshof Weikersheim. Es spielt das Jove Orquestra Nacional de Catalunya unter der Leitung von Fausto Nardi. Karten sind unter www.oper-weikersheim.de erhätlich. Wer denn den Weg nach Weikersheim begeht, der sollte sich unbedingt die jährlich stattfindende große Skulpturen.SCHAU! im öffentlichen Raum anschauen. In diesem Jahr sind es menschengroße, vorwiegend realistisch und überaus lebendig wirkende Bronzefiguren von Robert Metzkes (geb. 1954) aus Berlin, die gezeigt werden. Zu sehen in Weikersheim vom 19. Mai bis zum 22. September 2019.
Mit ihren beiden neuen Konzertsälen von europäischem Format (600 bzw. 200 Plätze) ist die akustisch und architektonisch herausragende TauberPhilharmonie ab sofort nicht nur erste Adresse für Auftritte herausragender Musiker und Ensembles, für Rezitatoren, Diskussionsrunden oder Kabarettisten, sondern auch ideale Bühne für die Talentschmiede von Jeunesses Musicales Deutschland und die von ihr geförderten jungen MusikerInnen. Der Intendant dieses Hauses ist Johannes Mnich, der 2018 berufen wurde und zukünftig den wirtschaftlichen und programmatischen Auftritt dieses Megaprojektes verantworten muss. Welche Aufgabe er damit übernommen hat und wie er diese zu meistern gedenkt, das haben wir Johannes Mnich in einem Interview gefragt:
Johannes Mnich: In gewisser Hinsicht schon. Ich glaube, dass es heute einfach nicht mehr ausreicht, z.B. nur Musikwissenschaft zu studieren, um inhaltlich und organisatorisch planen zu können. Da hilft sicher meine Konzert- und Managementerfahrung. Und im Zentrum steht für mich immer die Vermittlung von Musik und Kultur, für alle Publikumsschichten: Warum mache ich das, was ich tue und warum lohnt es sich, das anzuhören?
Johannes Mnich: Ich glaube, das ist erstmal keine Frage des Alters. Durch meine Tätigkeit beim BASF-Kulturmanagement und dem Heidelberger Frühling habe ich gute Einblicke in die Musik- und Kulturlandschaft bekommen. Und als studierter Pianist und leidenschaftlicher Vermittler von Musik weiß ich, wie ich ein Publikum erreiche und verfüge über die entsprechenden Kontakte. Und ein bisschen Glück gehört sicherlich auch dazu. Aber meine Begeisterung, ein solches Projekt – lokal verortet und überregional strahlend – zu gestalten, hat sicherlich eine Rolle gespielt, da will ich mich auch ganz ausdrücklich bei den Verantwortlichen für das Vertrauen bedanken!
Johannes Mnich: Ich war bereits als Jugendlicher bei der Musikakademie in Weikersheim, kenne den Ort also aus persönlichem Erleben. Dass hier in Ergänzung zur ohnehin kulturell und musikalisch geprägten Stadt etwas Außergewöhnliches entsteht, spornt mich eher an: Wo bekommt man schon die Chance, ein Projekt zu gestalten, das gleichermaßen überregional und lokal wirken soll? Natürlich trage ich am Ende die Verantwortung, ein neues Kapitel in der Tradition Weikersheims aufzuschlagen und den Ort für ein breites Publikum attraktiv zu machen, aber ich bin überzeugt, dass das mit einem guten Mix aus überregionalen und regionalen Veranstaltungen gelingen kann und wird.
Johannes Mnich: An den allermeisten Stellen bin ich positiv überrascht worden: Einladende Atmosphäre, tolle Akustik, sehr gelungene Architektur. Die Flure sind z.B. breit genug, um einen Flügel durchzuschieben, es gibt kurze Wege und die Bühne ist genau so groß, dass wir eben NICHT gesetzlich einen Veranstaltungsmeister vorhalten müssen.
Kleinigkeiten wird es sicher geben, das zeigt spätestens der laufende Betrieb, aber wo gibt es das nicht?
Johannes Mnich: Aktuell sind über 99 % aller Gewerke vergeben und wir werden wohl bei 14,4 Millionen € Baukosten landen. Das ist in der Tat eine Erhöhung, aber zum einen planerisch und finanziell abgesichert und zum anderen deutlich geringer als bei anderen Großbauprojekten. Für diese Summe können Sie alternativ auch zwei Wochen einen geschlossenen Hauptstadtflughafen finanzieren. Oder vielleicht eine Tiefgarage unter einem großen Hamburger Konzerthaus. Durch großzügige Zuschüsse von Bund, Land, Landratsamt und privaten Sponsoren wird die Stadt am Ende etwa nur ein Drittel der Bausumme stemmen.
Johannes Mnich: Hinter der Idee stehen viele! Wir haben einen Förderkreis, der erst im Oktober 2018 gegründet wurde und bereits jetzt über 220 Mitwirkende zählt. Im Eröffnungssommer wird jede Kommune im Main-Tauber-Kreis Patin eines Konzerts – die Rolle, Wichtigkeit und Wirkung von Kultur wird also in der ganzen Region gesehen und unterstützt. Initiiert hat das Projekt die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit den Bürger*innen und der Jeunesses Musicales Deutschland. Weikersheim ist ja seit Jahrzehnten kulturell und musikalisch geprägt, hier wird nun ein nächster, großer Schritt gewagt.
Johannes Mnich: Absolut! Wir haben bereits über 600 Anmeldungen für die Hauseröffnung am Samstag, den 13. Juli. Deshalb werden wir zusätzlich auch am Sonntag aufmachen, eine Eröffnungszugabe also! Ich habe gelernt, dass ein Knackpunkt immer die Türen sind, aber auch da gab’s in der vergangenen Woche Entwarnung: die kommen pünktlich, wir werden also fertig.
Johannes Mnich: Ich kenne das Ensemble aus meiner Studienzeit in Hannover und von diversen Auftritten. Was mich begeistert, ist die Vielseitigkeit: Die spielen hier zur Eröffnung ein Programm, bei dem man selbst mit dem Smartphone bestimmen kann, welche Musik man mag. Und ein 30-Mann-Orchester, das zur Party mit Techno einheizt, hört man einfach nicht alle Tage. Ich denke da natürlich vor allem an ein möglichst breit gefächertes Publikum.
Johannes Mnich: Eine bunte Mischung wird es immer geben – ich agiere hier ja außerhalb von Ballungszentren, wo ich bestimmte Programmschwerpunkte ins Theater, die Oper, den Rockschuppen oder die Arena abgeben könnte. Die Herausforderung ist, zum einen die akustischen Möglichkeiten auszuschöpfen und Spitzenkünstler*innen einzuladen, zum anderen aber ein breites Publikum anzusprechen und der Stadthallenfunktion gerecht zu werden. Und es gibt einfach viele fantastische Musizierende in allen Sparten, da will ich mich nicht zurückhalten.
Johannes Mnich: Ich richte mein Programm zum einen an überregionalen und nationalen Reisenden aus, zum anderen an der Bevölkerung vor Ort. Die TauberPhilharmonie soll ein Haus für alle, aber nicht für alles werden. Die Aufzählung der Gründe für einen Besuch würde hier den Rahmen sprengen! Den Einen reizt die außergewöhnliche Akustik, die Andere die Pop-Produktion, die hier möglich sein wird. Spannender musikalischer Nachwuchs wird ebenso ein Publikum finden wie großartiges Kabarett, Zukunftsworkshops oder Festivals – da bin ich auch froh und stolz auf das junge, engagierte Team, was mir hier zur Seite steht und mit mir gemeinsam Formate entwickelt, wie wir einfach möglichst viele Gründe schaffen können, hierher zu kommen. Denn Weikersheim an der Romantischen Straße gelegen ist natürlich schon an sich lebens- und reisenswert. Die TauberPhilharmonie setzt da nur noch einen drauf!
Lieber Herr Mnich, wir danken Ihnen für die Beantwortung unserer Fragen und wünschen Ihnen und der Tauberphilharmonie viel Erfolg.
Kurzvita Johannes Mnich:
Geboren 1985 in Würzburg
aufgewachsen in Achim bei Bremen
verheiratet, 1 Tochter
Studium der Musikerziehung an der Hochschule für Musik, parallel dazu Germanistik und Politische Wissenschaft, jeweils in Hannover
Masterstudium im Fach Klavier in London
Tätigkeit als Bühnen- und Konzertmanager während des Masterstudiums, danach Leitung des Shipley Arts Festivals in Sussex
Danach Tätigkeit als/im:
BASF-Kulturmanagement,
Leiter der Festlichen Sommerkonzerte Schloss Etelsen seit 2012,
Leiter des Heidelberger Frühlings