Vielfältig wie immer und mit neuen Programmideeen startet die Nürnberger ION in ihre 71. Ausgabe. Los geht’s gleich mit der bewährten ION-Nacht, bei der sich am 24. Juni ab 18.00 Uhr die Bandbreite Geistlicher Musik entdecken lässt und am Ende der stimmgewaltige Nürnberger Nachtchor wartet. Zu später Stunde dürfte der Auftritt Hania Ranis in St. Martha unter dem Motto Nightflight besonderes Interesse erwecken.
Am nächsten Tag wird Händels „Messias“ in St. Sebald großer Zuspruch gewiss sein. Die Academy of Ancient Music steht unter der Leitung von Barnaby Smith. Die „Voces8-Methode“ wird am 26. Juni in St. Egidien vorgestellt, danach geht es zum Abendkonzert mit den beiden großen deutschen „Trostmusiken“ (Brahms-Requiem und Schütz-Exequien) nach St. Nikolaus und St. Ulrich.
Interessant wie immer sind die Mittagskonzerte in der Frauenkirche. Angelika Metzger wartet am 27. Juni mit einem kontrastreichen Orgelkonzert und einer Uraufführung auf geschärfte Ohren. Tags drauf kommt mit Julian Becker der shooting star der Orgelszene nach Nürnberg. Christian Barthen nimmt sich am 29. Juni menschliche Facetten als Thema vor, während anderntags Stephan Lutermann & Assaf Levitin synagogale Orgelwerke zu Gehör bringen. Den Schlusspunkt setzt die Bambergerin Ingrid Kasper am 1. Juli mit einem Konzert, das sich den Klängen der Liebe widmet.
Jüdische Musikkultur in Europa steht auch auf dem Programm des Calmus Ensembles, das sich am 30. Juni mit Musik des jüdischen Barock bis hin zur Welt des Leonard Cohen beschäftigen wird. Große oratorische Werke stehen am Ende des Festivals an, zunächst Schuberts Es-Dur-Messe vereint mit Mendelssohns 95. Psalm am 1. Juli in St. Lorenz. Bachs H-moll-Messe, stets ein Muss bei der ION, wird diesmal als „Missa Miniatura“ geboten. Elina Albach hat dieses Opus summum der Musikgeschichte in eine neue Gestalt überführt. Man darf am 2. Juli in St. Sebald auf künstlerische Raffinesse gespannt sein.
Auch die Johannespassion Bachs wird am 3. Juli in St. Sebald innovativ geschrumpft: Zu dritt lassen die Künstler zusammen mit Elina Albach die Grenzen zwischen Aufführenden und Hörenden verschwimmen. Anschließend geht es zum Ausklang der ION allerdings wieder großformatig zu, wenn Mendelssohns Paulus-Oratorium in St. Lorenz einen festlichen Schlusspunkt setzt. Martin Steidler leitet wieder die Akademie für Alte Musik Berlin, und die gefeierte Audi-Jugendchorakademie sorgt für das Vokale. Wenn das mal keine Funken schlägt!