Der Geschichtspark Bärnau ist mit rund 30 rekonstruierten Gebäuden aus dem Mittelalter das größte Museum seiner Art im deutschsprachigen Raum. In drei Siedlungsgruppen sind beispielsweise ein slawisches Langhaus, eine Turmhügelburg mit dazugehörigen Wohn- und Nebengebäuden sowie eine große Herberge aus dem 9. – 13. Jahrhundert n. Chr. zu besichtigen. Damit zeigt der Geschichtspark in einzigartiger Weise die historische Entwicklung einer Region, die vom Zusammenwachsen der bayrischen Bevölkerung mit den slawischen Siedlern geprägt ist. Bei seinen Veranstaltungen vermitteln Darsteller einen lebendigen Eindruck vom damaligen Alltag. Geschichte wird zum Greifen nah – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Besucher können selbst mit anpacken und alte Techniken ausprobieren. Für Gruppen sind spannende Führungen und Mitmachprogramme geboten.
Die neueste Attraktion des Geschichtsparks ist allerdings seine „Burgbaustelle“. Hier kann man als Besucher erleben, wie nur mit mittelalterlichen Werkzeugen und Methoden eine Reisestation des 14. Jahrhunderts für Kaiser Karl IV. entsteht. Es handelt es sich um einen Palas zur standesgemäßen Unterbringung, eine kleine Kapelle, zwei Ställe / Werkstätten, die auch Unterkunfts- und Lagermöglichkeiten bieten, ein festes Torhaus mit Wachstube sowie eine umgebende Mauer, die sowohl Schutz bieten soll, als auch eine Rechtsgrenze bildet. Die zwei untergeordneten Bauten werden in Fachwerktechnik errichtet, bei allen anderen Gebäuden handelt es sich um steinerne Massivbauten. Karl IV. war und ist bekanntlich hochverehrt in der tschechischen Geschichtsschreibung („Pater patriae“) und so lag es nahe, im Zeitraum des 14. Jh. etwas auszuwählen, das mit ihm in Verbindung steht. Bärnau liegt genau an der Trasse der Goldenen Straße, einem Altwegesystem, das von Nürnberg nach Prag und darüber hinausführt, ist der Grenzort direkt am Übergang nach Böhmen und zudem genau auf der Mitte zwischen Nürnberg und Prag. Der Kaiser förderte diese Route und es gelang ihm durch Gebietskauf und –tausch sein Land um das sogenannte „Neuböhmen“ zu erweitern, so dass er auf eigenem Territorium bis Lauf kurz vor Nürnberg reisen konnte. Auf seinen zahlreichen Reisen unterhielt der Kaiser eigene Reisestationen, um nicht auf fremdes Wohlwollen angewiesen zu sein. Von Burgen unterschieden sich diese Einrichtungen dadurch, dass kein Grundbesitz außer dem Bauwerk selbst dazu gehörte. Der idealtypische Nachbau einer solchen Reisestation wird hier im Rahmen einer experimentellen Mittelalterbaustelle erstellt. Es werden Granitsteine von Hand gespalten, Balken mit der Axt behauen und Kalksteine für den Mörtel gebrannt. Im Sommer 2020 wird es spannende Aktionen geben: Kalkbrennen, das Aufstellen des ersten Fachwerkhauses, Eisenerz verhütten. Die jeweiligen Termine werden im Vorfeld online bekannt gegeben. Weitere Informationen, auch zu den übrigen Programmpunkten im August und September, findet man online unter www.geschichtspark.de.