„Erlesen – 200 Jahre Bibliothek des Metropolitankapitels Bamberg“ nennt sich die Ausstellung zum Jubiläum einer außergewöhnlichen Sammlung historischer Drucke und Bücher aus Wissenschaft, Theologie und kirchlichem Alltag.
Bei einer kirchlichen Bibliothek, die ihr 200jähriges Jubiläum feiert, mag man im ersten Moment zur Unterschätzung neigen. Zumindest könnte man meinen, dass dort nur neueres Schriftgut lagert oder das, was bei der Säkularisation 1803 vom Wagen fiel. Doch die 1822 gegründete Bibliothek des Metropolitankapitels ist eine wieder erstandene Bibliothek, die ihrer Vorgängerin, der von Kaiser Heinrich II. gestifteten Dombibliothek durchaus zur Ehre gereicht. Die Ausstellung anlässlich des 200jährigen Jubiläums lenkt den Blick auf erlesene Stücke und solche, die durch ihre Herkunft und Geschichte zu besonderen Zeitzeugen und Kostbarkeiten wurden. So finden wir zahlreiche Wiegendrucke des ausgehenden Mittelalters, die im Nachhinein in der Tradition mittelalterlicher Skriptorien von Hand verziert wurden oder großformatige Messbücher, deren abgegriffene Seiten mit Randnotizen von intensivem langjährigen Gebrauch künden. Über die Nutzung von Büchern geben auch die längst vergessene Spezies der Kettenbücher oder Beutelbücher Auskunft. Persönliche Bücher wie Gebetbücher haben auf vielen Wegen in die Sammlung gefunden, das spektakulärste Beispiel ist das Stundenbuch des heiligen Thomas Morus. „Für dieses wohl einzige Gebetsbuch, in dem sich der englische Lordkanzler als Taufpate eingetragen hat, sind nun die Namen einiger Vorbesitzer bekannt, was zeigt, wie wichtig Menschen sind, die Kulturgut bewahren“, betont Carola Marie Schmidt, die Leiterin des Diözesanmuseums Bamberg. Dem universalgelehrten Büchersammler und Bamberger Dominikanerpater Pius Brunnquell ist es zu verdanken, dass die in Staatsbesitz übergegangene Dombibliothek durch seine Stiftung 1822 einen Neuanfang fand und bis heute zu einer bedeutenden Forschungsbibliothek angewachsen ist.
Die Ausstellung „Erlesen – 200 Jahre Bibliothek des Metropolitankapitels Bamberg“ ist noch bis zum 13. September im Diözesanmuseum Bamberg (direkt neben dem Dom) zu sehen. Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen findet man online unter www.dioezesanmuseum-bamberg.de.