An Shakespeares Aufforderung „…Spielt weiter! Gebt mir volles Maß!“ will sich das Ensemble Kontraste zu Beginn der wohl prekärsten Saison machen, die allen Kulturfreunden ab Herbst bevorsteht. Das klingt nicht nach Verzagtheit, sondern im Gegenteil nach Unverdrossenheit. Ein Appetizer für das, was die Getreuen dieser Konzertreihe in deren 23. Auflage zu erwarten haben, wurde bereits am 12./13. September gereicht. Unter den Titeln ABO-Dämmerschoppen und ABO-Frühschoppen konnte die Saisonvorstellung mit Musik in der Nürnberger Tafelhalle präsentiert werden.
Auf dem Cover des Programmheftes reitet ein Ludwig van Beethoven wie einst der Baron von Münchhausen durch die Luft, allerdings nicht auf einer Kugel, sondern auf Eis am Stiel. Schaut man ins Programm, findet sich ein weit gespannter Bogen interessantester Themen bzw. Besetzungen, und natürlich nimmt der Jubilar Beethoven darin eine besondere Stellung ein. Verweisen wir nur auf die Gesamtaufführung der drei Klaviertrios an drei Abenden ab November. Stichworte sind Geister-, Gassenhauer- und Erzherzogtrio.
Natürlich kommen auch die Konzertmodalitäten in Corona-Zeiten zur Sprache. Eine klare Aussage ist das Versprechen, Konzerte mehrfach am selben Tag zu spielen, damit alle oder so viele Zuhörer wie möglich dabei sein können. Natürlich muss die Zahl der möglichen Konzertbesucher einstweilen noch offen bleiben, ebenso die Anzahl der Konzertwiederholungen. Die Probe auf’s Exempel kann am 11. Oktober in der Tafelhalle gemacht werden, wenn das Motto „…Ois wos mia gfoit“ lautet.
Das klingt zu Recht nach Wiener Facetten, und so ist das Konzert auch überschrieben. Mit Georg Breinschmid als Rezitator wagt sich das Ensemble Kontraste an die Vielfalt der Musikstadt Wien. Der frühere Kontrabassist der Wiener Philharmoniker tritt mit aberwitzigen Stücken wie seinem „Komischen Wienerlied“ (das eine Hommage an Arnold Schönberg sein soll), einem Beethoven-Ständchen als Uraufführung und dem rätselhaften Titel „Wien bleibt Krk“ auf.
Bevor das kapitale Septett Beethovens das Konzert beschließt, erklingen mit Schönbergs „Ode an Napoleon“ op. 41 und „Die eiserne Brigade“ op. 16 zwei weitere Wienereien, von denen die erste, eine Vertonung von Lord Byrons beißendem Kommentar zu Krieg und Tyrannei, aber erst im späteren Exil geschrieben wurde. Nicht unerwähnt lassen wollen wir eine Ehrung, die dem Ensemble Kontraste kürzlich zuerkannt wurde. Es bekommt den Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg 2020 verliehen – wir gratulieren!