Es soll ja Leute geben, die den Winter mögen. Wir für unseren Teil warten jedes Jahr sehnlichst darauf, dass sich die ersten Anzeichen des Frühlings zeigen. Denn dann, wenn es so langsam wärmer wird, packt uns eine unbändige Unternehmungslust. Und wo könnte man diese besser ausleben als in unserer Region. Hier gibt es so viele Möglichkeiten aktiv zu sein und, so ganz nebenbei, auch noch etwas für die (kulturelle) Bildung zu tun. Auch für die Klein(st)en unter unseren Leser*innen.
Geschichtspark Bärnau
Im idyllischen Landkreis Tirschenreuth, direkt an der Grenze zu Böhmen, kann man seit 2011 ganz besondere Einblicke in die Zeit des Früh- und Spätmittelalters erhaschen und dabei mehr über die bayerisch-böhmische Geschichte und die Vermischung der slawischen und germanischen Völker erfahren.
Mit rund 30 authentischen, rundum begehbaren (und auch bewohnbaren) Bauten aus der Zeit von 800 bis 1.300 n. Chr. lässt sich diese Zeit tatsächlich mit allen Sinnen erleben. Man spaziert durch die verschiedenen Baugruppen und staunt über die Gebäude, die 1:1 Rekonstruktionen, basierend auf archäologischen Ausgrabungen der Region sind.
Hier dürfen sich die Kinder frei bewegen und die Gebäude bis in den letzten Winkel erkunden. Außerdem gibt es allerlei Tiere, darunter auch sehr außergewöhnliche, wie die Wollschweine Eberhard und Kunigunde, zu bestaunen.
Anlässlich der Veranstaltungen zum Thema „Lebendiges Mittelalter“ werden die Häuser durch ehrenamtliche Darsteller mit Leben erfüllt, die sich in Erscheinungsbild, Werkzeugen und Tätigkeiten eng an ihren historischen Vorbildern orientieren. So wird man zum Beobachter des Alltagslebens der jeweiligen Epoche.
Für Schulklassen gibt es ein umfangreiches museumspädagogisches Programm, ein Blick in den Veranstaltungskalender lohnt sich allemal: www.geschichtspark.de/veranstaltungen
Fundreich Thalmässing im Landkreis Roth
Auch im Landkreis Roth kann man auf den Spuren der Steinzeit wandern. Der Thalmässinger Raum ist eine uralte Siedlungslandschaft, in der schon zur Steinzeit die ersten Menschen im Schutz des Jura sesshaft wurden. Das Fundreich Thalmässing – bestehend aus dem Archäologischen Museum am Marktplatz, dem Lebendigen Geschichtsdorf in Landersdorf und dem Archäologischen Wanderweg – macht das Leben und Arbeiten unserer Vorfahren lebendig.
Im Museum erwarten den Besucher eindrucksvolle Funde aus der regionalen Siedlungsgeschichte. Der sich anschließende Archäologische Wanderweg führt entlang der Spuren der vorgeschichtlichen Besiedelung zum Lebendigen Geschichtsdorf Landersdorf, das das ganze Jahr durchgehend geöffnet ist.
Die originalgetreuen, begehbaren Rekonstruktionen eines Steinzeit-, eines Kelten- und eines Bajuwarenhauses vermitteln anschaulich den Alltag der frühen Siedler: Die ältesten Hinweise auf eine Besiedelung bei Landersdorf stammen bereits aus der Jungsteinzeit. Dies war die Zeit, in der die Menschen sesshaft wurden und mit Hausbau und Landwirtschaft begannen. Die Wohnungsbedingungen dieser frühen Siedler werden im Steinzeithaus anschaulich.
Das Keltenhaus beweist die Fortschritte, die die Bewohner in der Hausbautechnik in rund 2.000 Jahren zurückgelegt haben: Statt reine Holzbauten wohnten die Kelten bereits in Hütten aus Flechtwänden und Lehmbewurf.
Geradezu „modern“ wirkt das stattliche Bajuwarenhaus, das zeigt, wie die Siedler im sechsten bis siebten Jahrhundert nach Christus gewohnt haben.
Ein Vorgeschichtlicher Garten mit seinen alten Getreidesorten, (Heil-) Kräutern und Färbepflanzen, zeugt vom landwirtschaftlichen Geschick unserer frühen Vorfahren.
Alljährlich findet am dritten Sonntag im September das Keltenfest statt. Hier werden das arbeitsreiche Alltagsleben, aber auch die kulinarischen Genüsse unserer Vorfahren im wahrsten Sinne des Wortes lebendig!
Veranstaltungen und weitere Informationen: www.fundreich-thalmaessing.de
Geschichte jüngeren Datums – Nostalgie an jeder Ecke!
Die Freilandmuseen in Bad Windsheim (im Landkreis Neustadt/Aisch) und Fladungen (im Landkreis Rhön-Grabfeld) machen das ländliche Leben, mithilfe von originalen Häusern, die in den Zustand des jeweiligen Erbauungszeitraumes zurückversetzt wurden, erfahrbar.
Bauernhöfe mit wunderschönen Gärten, Handwerkerhäuser, Mühlen, Brauereien, Schmiedewerkstätten, sogar Amtshäuser, Schulen und Kirchen aus den jeweiligen Epochen sind zu sehen. Alle Gebäude sind mit dem dazugehörigen Inventar ausgestattet, bis hin zu lebenden Tieren.
Man hat das Gefühl von Dorf zu Dorf zu wandern und kann sich ganz dem Charme der (vermeintlich) guten alten Zeit hingeben.
Besonders interessant wird es für Kinder, wenn man ihnen zeigt, wie beispielsweise die Urgroßeltern gewohnt und gelebt haben. Wer weiß heutzutage schon noch, dass das Vieh früher praktisch mit im Haus lebte, oder wie mühsam es war das Haus im Winter warmzuhalten? Was damals gegessen wurde und dass das Brot in Backöfen vor dem Haus selbst gebacken wurde? Und wen das viele Schauen zu sehr anstrengt, der lässt sich in einem der Gasthöfe bewirten oder breitet seine Picknickdecke auf einer der Wiesen aus.
Veranstaltungen und weitere Informationen unter www.freilandmuseum-fladungen.de oder www.freilandmuseum.de
Märchen und Geschichten unter freiem Himmel
Was zeichnet ein gutes Freilichttheater aus? Aus unserer Sicht eine schöne Kulisse, eine etwas verträumte Atmosphäre und mitreißende Stücke, die mit Leidenschaft gespielt werden. Fast jedes Freilichttheater bietet mittlerweile auch ein oder mehrere Stücke für Familien und Kinder an. Oft sind es Klassiker, manchmal aber auch neuartig anmutende Märchen, die Kinder für kurze Zeit mit in eine Fantasiewelt nehmen. Zwei Freilichttheater, nämlich die Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel und die Kreuzgangspiele in Feuchtwangen, haben wir in dieser Ausgabe bereits in unserer Theaterrubrik „Vorhang auf“ behandelt und bei beiden finden sich auch Kinder-/Familienstücke im Angebot.
Die Frankenfestspiele in Röttingen (Unterfranken) zeigen für das junge Publikum im Mai „Michel aus Lönneberga“ mit dem Theater auf Tour, „Emil und die Detektive“ mit der Grundschule Röttingen und den „Festspiel-Aperitif“ mit Schulchören und jungen Musikgruppen der Region. Die Hauptspielstätte der Frankenfestspiele ist der Burghof der Burg Brattenstein, der eine beeindruckende Kulisse bietet.
Eine schöne Kulisse der anderen Art, nämlich mitten im Wald, zeigt das Bergwaldtheater in Weißenburg, das dieses Jahr 90 Jahre alt wird und dafür auch ein Jubiläumsstück auf die Bühne bringt, über das wir in der Ausgabe Juni/Juli noch berichten. In diesem Artikel soll es um die Kinder gehen und für diese hat sich das Team des Bergwaldtheaters ein besonders schönes Märchen ausgesucht, das bestens zur verzauberten Kulisse passt: „In einem tiefen dunklen Wald“ von Paul Maar steht dieses Jahr auf dem Programm und auch wenn es einem bei dem Titel erst einmal etwas gruselt, muss man keine Angst vor Alpträumen haben, denn das Märchen ist durchaus der benannten Altersspanne (3 bis 12 Jahre) entsprechend und behandelt die Suche einer Prinzessin nach einem Ehemann in einer sehr emanzipierten und überraschenden Fassung.
Dies waren natürlich bei Weitem nicht alle Freilichttheaterangebote in unserer Region, aber doch einige sehr empfehlenswerte.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.frankenfestspiele.de,
www.luisenburg-aktuell.de,
www.kreuzgangspiele.de und
www.bergwaldtheater.de
Copyright Fotos:
Leben im Früh- und Spätmittelalter, Foto © Geschichtspark Bärnau
Unterhaltung für Kinder beim Keltenfest, Foto © Geschichtsdorf
Ochsengespann, Foto © Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim, Ute Rauschenbach
Deutscher Mühlentag, Foto © Fränkisches Freilandmuseum Fladungen
Musikalischer Aperitif, Foto © Evelyn Lorenz, Frankenfestspiele