Im Mai blickt die Theaterszene des Freistaats auf das Landestheater Schwaben. Die 37. Bayerischen Theatertage versammeln dieses Jahr 25 hochkarätige Inszenierungen von bayerischen Theatern zu einem diskursiven Festival des Gegenwartstheaters in Memmingen. Vom 20. bis zum 31. Mai ist Umdenken angesagt auf den drei Spielstätten des Landestheaters, im Theater am Schweizerberg und an vielen weiteren Orten in der Stadt. Der ewigen Verzagtheit in Gesellschaft und Politik soll der Kampf angesagt werden – denn wer könnte neue Ideen, Revolutionen und echte Veränderungen besser denken als das Theater?
Dabei wagt das Landestheater selbst ein Experiment: erstmals haben nicht alle bayerischen Theater jeweils eine Produktion entsendet, sondern sechs Kurator*innen wählten aus insgesamt 93 vorgeschlagenen Inszenierungen die 25 Finalisten aus. Dem Kuratorenteam gehören Christoph Leibold (Kulturjournalist und Theaterkritiker), Anne Verena Freybott, (Chefdramaturgin am Landestheater Schwaben), Frauke Meyer (Regisseurin, Projektentwicklerin, künstlerische Projektleiterin, Dozentin), Judith Huber (Leitung der freien Spielstätte PATHOS München), Eva Löbau (Theater- und Filmschauspielerin, Ensemblemitglied Münchner Kammerspiele) und Christian Schönfelder (Dramaturg am JES Stuttgart und freier Autor) an.
Eine weitere Besonderheit ist die Eröffnung der 37. Bayerischen Theatertage mit einem großen Uraufführungsprojekt, bei dem das Landestheater Schwaben mit dem Theater Regensburg, dem ETA-Hoffmann-Theater Bamberg und dem Stadttheater Ingolstadt kooperiert. Die vier AutorInnen Noah Haidle, Konstantin Küspert, Svenja Viola Bungarten und Bettina Erasmy haben extra für die Bayerischen Theatertage vier Einakter unter dem Titel „WIR KÖNNEN AUCH ANDERS!“ geschrieben, die am Eröffnungsabend des Festivals als große Gesamtkomposition zur Uraufführung gebracht werden.
Die ausgewählten Produktionen des Festivals laufen in fünf unterschiedlichen Themenreihen, die in ihrer Schwerpunktsetzung auf ihre respektiven Kurator*innen zurückgehen:
„KLASSIKER FÜR HEUTE: Große Stoffe und klassische Texte“ von Kurator Christoph Leibold versammelt zeitgenössische Inszenierungen bekannter Stücke. Hier findet sind unter anderem das Landestheater Coburg mit „Jugend ohne Gott“, das Residenztheater München mit „Lulu“, das Staatstheater Nürnberg mit „Kaspar“ und das Theater Regensburg mit „Vor Sonnenaufgang“.
Kuratorin Anne Verena Freybott gestaltet mit „UR- & ERSTAUFFÜHRUNGEN: Dramatik & Projekte der Zeitgenossenschaft“ eine Themenreihe, die brandneue Schätze auf den bayerischen Bühnen zeigt. Hierbei darf man sich auf das Mainfranken Theater Würzburg mit „5 Kilo Zucker“ (DSE), das Staatstheater Nürnberg mit „I love you, Turkey!“ (DSE – In deutscher Sprache mit türkischen Übertiteln), das Theater Erlangen mit „Welche Wende? Stückentwicklung zu 30 Jahre Mauerfall“ (UA) und weitere spannende Erstaufführungen freuen.
„DIVERS: Gender, Religion, Herkunft, Sexualität & Klasse im Diskurs“ ist der Schwerpunkt von Kuratorin Frauke Meyer. Darunter laufen unter anderem „Bunbury. Ernst sein ist alles” vom ETA-Hoffmann-Theater Bamberg, „Unheimliches Tal / Uncanny Valley (UA)“ von den Münchner Kammerspielen und „Furor“ vom Theater Ingolstadt.
Unter „BAVARIA TOO: Widerständiges Bayern“ vereinen die Kuratorinnen Judith Huber & Eva Löbau einen pfiffigen Mix starker Theater- und Musikschaffender. Hier treten unter anderem Christiane Huber von den Münchner Kammerspielen mit „10 Vaterunser“ (UA), Stefan Kastner mit „Die Sphinx von Giesing – Teil 2“ (UA) und John Jones mit „Vox on Vinyl: Melodik Metaphysik“ (UA) auf.
Zuletzt widmet sich eine ganze Themenreihe dem Theater für junge Menschen: „JUNG & JÜNGER“, von und mit Kurator Christian Schönfelder. Hier finden sich Stücke für Kinder und Jugendliche ab dem sechsten Lebensjahr, angefangen mit „Spring doch. Eine Kinderoper“ (UA / 6+) von der Bayerischen Staatsoper. Darüber hinaus zeigen die Schauburg München („Haram – Geschichte einer marokkanischen Familie“ (13+)), das Stadttheater Fürth („Die Zertrennlichen“ (9+)), das Theater Mummpitz („Paula und die Leichtigkeit des Seins“ (6+)) und Juditz Seibert („Benimmmichnicht!“ (UA / 9+)) ihre respektiven Kinderstücke.
Neben dem Stücke-Festival bieten die Theatertage ein prall gefülltes Begleitprogramm mit Performances, Konzerten, Lesungen und zahlreichen experimentellen Formaten. Für die Mitglieder aller bayerischen Schauspielensembles wie auch Dramaturg*innen und Studierende der Studiengänge Schauspiel, Regie und Dramaturgie werden Akademien ausgerichtet, welche im Rahmen von Workshops und Vorträgen viel Raum für Austausch bieten. Darüber hinaus haben Besucher wie Theaterschaffende bei Diskussionsrunden und im Festival-Garten die Möglichkeit, miteinander über Theater ins Gespräch kommen.
Der Kartenvorverkauf startet am 26. März 2020. Reservierungen sind dann persönlich oder telefonisch an der Theaterkasse oder online möglich. Weitere Informationen zu den Bayerischen Theatertagen und den Inszenierungen gibt das Landestheater Schwaben auf seiner Website www.landestheater-schwaben.de/37-bayerische-theatertage bekannt.