Wenn zwei einen Rundgang durch Bamberg machen, sich dafür viel Zeit lassen und dabei auch noch ihre Eindrücke mit Stift und Camera festhalten, dann kann daraus, wie das Buch „Wolkenheide“ zeigt, etwas ganz Besonderes werden. Man merkt diesem Buch die Leidenschaft an, aus der es entstanden ist. Leidenschaft für das „Hier“ und die Bedeutung, die diesem „Hier“ innewohnt aber auch aus der Erkenntnis zum Verweilen. Nur beides gemeinsam ergibt letztlich ein Ergebnis, wie wir es hier genießen können.
Matthias A. J. Dachwald das Multitalent das sich unter anderem als Lyriker und Essayist bezeichnet und in Bamberg und Nürnberg lebt, schlenderte zwei Sommer lang mit dem Nürnberger Fotograph Günther Derleth und dessen Lochkamera durch Bamberg. Bilder die man selbst schon 100mal gesehen hat erscheinen einem völlig neu und, kombiniert mit den Texten von Dachwald, ergibt sich mitunter eine völlig neue oder aber auch nur ein intensivere Wahrnehmung. Wer kennt zum Beispiel nicht, die Ansicht des Bamberger Schlachthofes, aber die endzeitartige Fotografie Derleths kombiniert mit dem Text von Dachwald (Blutig ist ja dein Amt, o Schlächter...) reißt das Gesehene geradezu aus der Alltagsbetrachtung hervor und gibt der ganzen Szenerie eine viel stärkere Bedeutung. Dazu gehört auch die namensgebende Betrachtung „Wolkenheide“, das das wie eine Trutzburg erscheinende ehemalige Bamberger Hallenbad zeigt, dessen melancholischer Text allerdings einen gelungenen Kontrapunkt setzt.
Wolkenheide ist ein Buch in dem man sich verlieren kann, aber das kann man ja auf einem Spaziergang auch.
Wolkenheide, Matthias A.J. Dachwald und Günter Derleth, Bildband mit Gedichten, Bamberg: Erich Weiß Verlag, 2015, 108 Seiten, 14 Euro