
Die Sommerpause ist vorbei, das E-Werk drückt im Herbst auf das Gaspedal. Es stehen einige Leckerbissen an. Stillstand gibt es in dem Kulturzentrum nicht. Dafür zahlreiche Höhepunkte.
Eine, die (noch) unter dem Attribut eines Geheimtipps läuft, ist (vor allem) dem jüngeren Publikum ans Herz gelegt: Paula Carolina. Am 6. November gastiert die aufstrebende Mannheimerin, geboren in Hannover, aufgewachsen in Sonthofen, in Erlangen. Sie, die ihr Lehramtsstudium aufgrund der Unvereinbarkeit mit ihren musikalischen Ambitionen vor zwei Jahren ad acta legte, zählt mit ihren gesellschaftskritischen Texten zu den hoffnungsvollsten Newcomer:innen der deutschen Indie-Szene. Nach ihrer ersten, in Gänze ausverkauften, Tournee begibt sich die 25-jährige Sängerin erneut auf die Reise durch das deutschsprachige Gebiet. Mit ihrem frech unter dem Vokuhila hervorblitzenden grünen Augen weiß sie die Interaktion mit ihrem Publikum auf Touren zu bringen, mit ihrer frischen Attitüde steht sie ganz anders als der männliche Mainstream im Fokus von Fans und auch kritischen Stimmen. Mehr als zehn Millionen Streams, der Einzug in tägliche Radioprogramme und die Zahl verkaufter Konzertkarten lässt hier nur einen Schluss zu: Da kommt jemand, der die verrostete Musikszene auf ein neues Level hieven kann. Gefühlt erfahren wie ein alter Hase, de facto eine Newcomerin mit schier unglaublichem Potenzial. Das stellte sie nicht zuletzt an der Seite von Blond im Vorjahr im Nürnberger Z-Bau unter Beweis.
Doch Paula Carolina ist nicht das einzige Highlight, was den Konzertbereich angeht, die im E-Werk Station macht. Ganz im Gegenteil. Längst ausverkauft ist das Gastspiel von Max Herre, der zusammen mit seiner Ehefrau Joy Denalane am 18. November im Saal aufschlägt. Noch Karten zu haben sind für zahlreiche andere spektakuläre Gigs. Am 24. Oktober gibt sich Kelvin Jones die Ehre. Der gerade einmal 29 Jahre alte Jones, bei Four Music, dem einstigen Label von Herre und Denalane, unter Vertrag, gilt als einer derer, denen man eine große Zukunft im Singer-Songwriterbereich zutrauen darf. Wo Jones hinwill, sind Danko Jones längst gelandet. Die Kanadier geben sich am 28. Oktober die Ehre. Tags darauf gibt es das komplett konträre Programm: Nach harten Rockriffs gibt es feinsten wienerschen Indie-Poprock auf die Ohren. Voodoo Jürgens stehen im E-Werk auf der Bühne. Zwischen Superstar und in ihrem Genre äußerst angesagter Band bewegt sich eine Kollaboration, die am 5. November die Medizinstadt beehrt. Thomas D., Frontmann der Fantastischen Vier, und seine Band KBCS werden ein Feuerwerk an jazzigen Beats, untermalt mit den Texten eher selten gespielter Fanta-Hits kredenzen: Ein Abend voller grandioser Momente ist dabei garantiert. Nicht minder bemerkenswert versprechen auch Abende mit Madsen zu verlaufen. Die niedersächsische Rockband um die drei Madsen-Brüder hat sich längst eine mehr als nur formidable Fanbase erspielt und weiß die immer wieder aufs Neue zu verzücken. Und dann wäre da noch Moop Mama. Die in diesem Jahr mit exorbitanter Schlagzahl die Bühnen enternden Brass-Musiker mit ihrer neuen Frontfrau Älice lassen es sich nicht nehmen, am 19. November einen heimatnahen Gig zu spielen: Einige der Bandmitglieder stammen aus der fränkischen Ecke.
Freilich wird im E-Werk nicht nur musiziert. Es darf auch geblödelt werden. Altgediente und auch frisch auf dem Weg in den Comedy-Olymp strebende Künstlerinnen und Künstler geben sich die Ehre. An vorderster Front kommt am 10. November Wolfgang Krebs nach Erlangen. Er, der seit Edmund Stoiber so ziemlich alles an Politikern und Politikerinnen aus Bayern und aus der Republik parodiert, ist immer wieder einen vergnüglichen Abend wert. Dort, wo Krebs längst ist, will Abdul Kader Chahin erst noch hin. Die Voraussetzungen dafür? Die scheinen großartig. Am 16. Oktober kann sich das Publikum im E-Werk davon überzeugen. Chahin, 31 Jahre alt, ist der Sohn palästinensischer Flüchtlinge. Sein Großvater floh einst in den Libanon, seine Eltern kamen in den Neunzigern nach Duisburg. Dort entdeckte der in Siegburg geborene Comedian nach sieben Jahren in einer Asylbewerberunterkunft sein Talent für die Bühne. Der Auftritt in Erlangen ist dabei der Auftakt seiner Tournee – mit vielen Geschichten aus Duisburger Plattenbauten. Aber auch mit politischer Kante.
Am 12. Oktober wird es spektakulär: Da steht das Frei Bordsteinkante-Festival auf der Agenda. „Was kann es Schöneres geben, als an einem bunten Herbsttag durch einladende Gassen zu flanieren und an jeder Ecke spannende Dinge zu entdecken?“, fragt der Veranstalter fast schon rhetorisch. Eine große Bühne mit Live-Musik am Altstädter Kirchplatz, viele weitere Spielorte auf den umliegenden Straßen, in Cafés, Restaurants, Galerien und Ateliers. Mit Programm nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Mitmachen, mit Performances, Musik, Literatur, Ausstellungen und vielem, vielem mehr! Parallel findet zum zweiten Mal die Kunsthandwerksmeile statt. Rund 20 Kunsthandwerker:innen aus Erlangen und der weiteren Region präsentieren sich und bieten ihre Waren in der Schiffstraße und der Wasserturmstraße zum Verkauf an - spielt der Wettergott mit, ist ein schöner Nachmittag garantiert.