Kunst ist am Puls der Zeit, bestenfalls ihrer Zeit voraus. Warum alles also immer neu und unter Zeitdruck machen, fragen die Initiator:innen des re:festivals Nürnberg. Tanz- und Theaterproduktionen aus der Vergangenheit werden bei diesem Festival ins Hier und Jetzt zurückgeholt, um Impulse für die Zukunft zu geben und für mehr Nachhaltigkeit in Produktion und Rezeption zu sorgen. Im Fokus steht in der zweiten Edition des Festivals das Jahr 2015 und seine Themen, die bis heute gesellschaftspolitisch widerhallen. Zur Erinnerung nur ein paar Schlagworte, die vor acht Jahren den öffentlichen Diskurs bestimmten: Flucht nach Europa, Krieg in Syrien, Klimaabkommen, Gewalt, Terror, Rechtsextremismus. Mit seinem Vintage-Ansatz verbindet das re:festival zwei Ziele auf unterschiedlicher Ebene. Zum einen soll der Druck der Überproduktion in den freien darstellenden Künsten durch das gezielte Featuren von Wiederaufnahmen reduziert werden. Denn viele Produktionen erleiden das Schicksal nur wenige Male aufgeführt zu werden, obwohl sie noch längst nicht ihre Kraft entfaltet und ihr Publikum erreicht haben. Zum anderen soll dem gesellschaftlichen Phänomen des „thematischen Versandens“ entgegengetreten werden. Gemeint ist hier der Prozess, der Themen an einem Tag in die Top News spült, sie bald aber wieder gänzlich verschwinden lässt, obwohl sie untergründig weiterwirken und oft sogar virulenter werden. In einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Aus den Augen aus dem Sinn? Welche Verantwortung haben Kunst und Kultur für das Sichtbarhalten gesellschaftlich relevanter Fragen?“ soll dies am 30. September um 20 Uhr gezielt Thema werden. Das künstlerische Hauptprogramm des re:festivals 2023 bestreiten vier aus einem bundesweiten Open Call ausgewählte Tanz- und Theaterproduktionen und ein Nürnberger Beitrag. Die eingeladenen Künstler:innen werden sich auf die Suche danach begeben, was ihre bereits abgespielten Produktionen heute noch zu erzählen haben. Eingeladen sind: Jasmine Ellis „Empathy“ (29.9. 20 Uhr), ip tanz „silence“ (30.9., 11-17 Uhr, Innenstadt), nö theater „Der Hannibal Komplex“ (30.9., 18 Uhr), Paula Rosolen „Aerobics!“ (2.10., 20 Uhr), PLAN MEE „Shell Shocker“ (3.10., 18 Uhr). Gezielte Vermittlungsangebote unter dem Label Perlentauchen, Partys und ein großes Nachbarschaftsfest zum Thema Europa (am 1.10. ab 16 Uhr auf dem Europa-Platz) runden das Festivalprogramm ab.
Weitere Infos unter refestival.nuernberg.de