
„Take a bath in my light-soaked bodies”, so lautet die Einladung der Künstlerin Inge Gutbrod für ihre Ausstellung in der Kunsthalle Schweinfurt vom 10. November bis zum 21. Januar 2024. Wortwörtlich also „in lichtgetränkten Körpern baden“ – diesem Ruf folgt man in dieser doch etwas düster anmutenden Zeit, in der unser Tageslicht bereits nachmittags verschwindet, gerne. Als Anlass für die Ausstellung diente auch ein Jubiläum, das als Auftakt für einen ganzen Reigen an Ausstellungen an verschiedenen Orten dient: Inge Gutbrods 60. Geburtstag.
Inge Gutbrod studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und war Meisterschülerin bei Prof. Werner Knaupp. Mit zahlreichen Ausstellungen ist sie im In- und Ausland präsent. Ihre Werke sind u.a. in Sammlungen der Pinakothek der Moderne München oder der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen vertreten. Zahlreiche Preise würdigen ihr umfangreiches Schaffen, wie der Otto-Grau-Kulturpreis, der Wolfram Eschenbach Kulturpreise des Bezirk Mittelfranken, sowie ganz aktuell der Großen Kulturpreis der Stadt Fürth.
Mit dem steigenden Alter scheint die Kreativität der Künstlerin nicht nachzulassen, im Gegenteil. Wachs ist der haptische Werkstoff, mit dem sie ein in der bildenden Kunst selten bearbeitetes Material gefunden hat. Immer wieder neu experimentiert sie damit in Form, Farbe und Licht, und spürt dabei sensibel der Transluzenz von Wachs in verschiedenen Werkreihen nach. Zu sehen sind matt leuchtende und stimmungsvolle Wachsgefäße, bearbeitetes Papier, das schwebend den Raum einnimmt.
In Vorbereitung der Ausstellung setzte Inge Gutbrod sich dezidiert mit den Räumlichkeiten des Schweinfurter Ausstellungshauses auseinander: Die große Halle und ehemaliges Schwimmbecken wird Bühne und gleichzeitig Rahmen für die harmonisch auf sie abgestimmten Werke. Becken, Fensterbänder, Licht und Raum verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk. Der exklusiv für die Ausstellungsfläche entstandene sogenannte „Schweinfurter Raum“ ist genau berechnet: In ihm können Gäste zwischen warmen, abgestuft orangefarbenen Kacheln das Farbenmeer Inge Gutbrods genießen und werden an seiner verspiegelten Außenfläche sogar selbst dynamischer Teil der Schau.
Möchte man das Genie Gutbrods noch an einem anderen Ort erleben, so reicht ein ausgedehnter Spaziergang am Main entlang: Im Roten Salon des Museum Otto Schäfer ist vom 19. November 2023 bis 28. Januar 2024 die Kabinettschau „Attracted to Paper“ zu sehen. Im Rahmen der großen Sonderschau „Am Anfang war die Verführung“ zeigen hier die in Fürth arbeitende Inge Gutbrod sowie der Münchner Kreative Helmut Dirnaichner, was künstlerische Freiheit bedeutet.
Papier ist der Gegenstand, mit dem hier gearbeitet wird, und die beiden Künstler:innen verleihen hier ihrer ganz eigenen Auffassung Ausdruck. Inge Gutbrod etwa verarbeitet das Papier mit Waschs zu einem durchscheinenden, samtenen Stoff. Durchscheinende Vorhang- und Fensterkonstruktionen machen das transluzierende Element ihres Rohstoffs deutlich und bringen so das Flair der „light-soaked bodies“ auch in den Roten Salon. Helmut Dirnaichner dagegen klopft die bunten Minerale dagegen wortwörtlich in seine Handschöpfungen. Jedes Werk ist bei ihm ein Unikat: Die Papierfasern vermengt der Künstler mit gesammelten Naturpigmenten, die er überall auf seinen Reisen entdeckt. Wo andere Erde sehen, findet Dirchaichner Farben und verarbeitet sie zu stimmungsvollen Kompositionen. Im Kontrast der beiden Kreativen und ihrer Arbeiten liegt die Spannung – in ihrem Dialog finden sich die vielfältigen Facetten des künstlerischen Umgangs mit Papier. Die Ausstellung hat von Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Wieder zurück in der Kunsthalle bei Inge Gutbrods Werkschau lädt ein reiches Begleitprogramm zur tieferen Auseinandersetzung mit der Künstlerin und ihrem Werk ein. Zur Eröffnung lädt die Kunsthalle Schweinfurt am 9. November um 19 Uhr. Darauf folgt am 10. Dezember um 14:30 Uhr eine Kuratorenführung mit Jan Soldin, der auch zu den Hintergründen der Wachskunst sowie der Entstehung der Ausstellung berichtet. Die Künstlerin selbst erleben kann man am 11. Januar um 19 Uhr, wenn sie mit Dr. Simone Schimpf, der Direktorin des Neuen Museums Nürnberg, ein Künstler:innengespräch führt.
Den Abschluss bildet am letzten Tag der Ausstellung, am 21. Januar um 14:30 Uhr, ein Honig-Tasting: Wachskunst und Bienen, eine naheliegende Verbindung. Doch wie steht es um die lokale Imkerkunst? Das Event bietet die Chance, Wachs und Kunst mit allen Sinnen kennenzulernen – auch beim Probieren des Honigs „Just Bee!“ aus Kützberg. Für Kinder und Jugendliche ist der Workshop „Zauberhaft leuchtende Wachskunst“ interessant, den Inge Gutbrod selbst anleitet.
Dienstag bis Sonntag kann man die Werke der Künstlerin von 10 – 19 Uhr bestaunen. Weitere Möglichkeiten finden sich dann vom 1. – 24. März 2024 in der Neuen Galerie Landshut sowie vom 19. Oktober – 22. Dezember 2024 in der kunst galerie fürth.
Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage der Kunsthalle (www.kunsthalle-schweinfurt.de) und auf der Homepage des Museums Otto Schäfer (www.museumottoschaefer.de).