Es gibt in Franken eine ganze Reihe von Konzertreihen, die von privaten oder öffentlich-rechtlichen Trägern angeboten werden und unterschiedlichste Tendenzen aufweisen. Werfen wir einen Blick auf die eher klassisch-traditionell ausgerichtete Nürnberger Konzertreihe der Agentur Hörtnagel und auf die BR-Klassik-Reihe „Passagen“ im Kulturforum Fürth, die jetzt in ihr zweites Jahrzehnt aufbricht.
Passagen bietet im kommenden Zweimonatszeitraum zwei ganz besondere Konzerte an: Am 21. Oktober heißt es „Troubadessa des Maghreb“, wenn Houria Aichi mit dem Ensemble „L’Huaz’car“ eine musikalische Reise in den Orient anbieten wird. Die algerische Sängerin gibt Einblicke in geheimnisvolle und sagenumwobene Orte sowie in die Geschichten aus 1001 Nacht. Das begleitende Ensemble spielt mit seinem Namen zugleich auf eine arabische Tonleiter an wie auf den „high jazz“, also auf zwei scheinbare Gegensätze, welche die Musiker mit imposanter Energie vereinen. Im gemeinsamen, preisgekrönten Album „Cavalliers de L’Aurès“ fließen, abseits jeglicher orientalischer Klischees, westliche Kompositionen und mediterrane Einflüsse zusammen. Die Frage, ob es jemals eine echte Grenze zwischen Weltmusik und Jazz gab, stellt sich nicht mehr, wenn man Houria Aichi und das junge Straßburger Ensemble zwischen der Musik der Touareg und Messiaen, zwischen Tradition und Bebop improvisieren hört und die berberischen Wurzeln der Sängerin noch für einen besonderen Touch sorgen.
Das Tiroler Ensemble „Musicbanda Franui“ geht ähnliche Fragen von einer anderen Seite an. Es bietet am 12. November einen Abend unter dem Titel „Tanz! – Die Ständchen der Dinge“ an, bei dem sich ebenfalls Jazzimprovisation und Komposition berühren. Bei Bartók und Schubert starten und bei alpenfrisch durchgepustetem Volksmusikjazz landen – bei Franui geht das im Nu! Man fragt sich dann, was Komposition, Arrangement oder Improvisation ist. Franui unterwandert die alten Meister und malt die Musik mit frischen Farben aus. Doch über alles stellt die Truppe augenzwinkernd die Grundregel: „Wenn du einen Trauermarsch vier Mal so schnell spielst, dann wird eine Polka draus“.
Hörtnagel Konzerte gehört nicht nur in München sondern auch in Nürnberg zu den Schlachtrössern des Konzertveranstaltergewerbes. In Nürnberg geht es ab Mitte Oktober in die 49. Spielzeit, und der Firmenpatriarch Georg Hörtnagel hat mit einer Nachfolgeregelung, die u. a. seine Tochter Beatrice Hörtnagel mit ins Boot holt, die Weichen für die Zukunft des Musikunternehmens gestellt. Hörtnagel Konzerte Nürnberg GmbH, wie es nunmehr heißt, ist mit seinen weltumspannenden Kontakten in der Region ein Garant dafür, dass die ganz großen Stars der Musikszene auch den Weg in die Noris finden. Dazu gehören natürlich illustre Namen wie Hilary Hahn, Arabella Steinbacher und Joshua Bell im Violinfach oder eine ganze Phalanx von Klavierzauberern.
So der chinesische Superstar der Tastenszene Lang Lang oder Grigory Sokolov, der russische Ausnahmepianist, zu dessen Auftritten die Klavier-enthusiasten von weither anreisen. Als gälte es, den neuen Konzertflügel der Meistersingerhalle besonders intensiv zu beehren, ist das Programm der kommenden Saison sehr auf Klavierrezitals und -konzerte fokussiert. Und so nimmt es nicht wunder, dass auch die weiteren Pianisten der Meisterkonzertreihe, die – der Name verpflichtet – natürlich in Nürnbergs Meistersingerhalle stattfinden, allesamt aus der ersten Reihe stammen: Rudolf Buchbinder, Leif Ove Andsnes, Arcadi Volodos und Hélène Grimaud, die charmante Französin mit den Pranken einer Löwin.
Ein besonderes Event hat sich Georg Hörtnagel in eigener Sache ausgedacht: wenn er am 12. März 90 Jahre (!) alt wird, kommt die Tschechische Philharmonie zu einem Festkonzert nach Nürnberg, dirigiert natürlich von ihrem Chef Jiri Belohlávek höchstpersönlich. Auch die anderen Orchester gehören samt und sonders in die höchste Kategorie, angefangen bei den Bamberger Symphonikern, die am 27. November unter ihrem neuen Chefdirigenten in Nürnberg gastieren; dann das Oslo Philharmonic Orchestra, das Staatliche Symphonieorchester Russland, das SWR Symphonieorchester, das Orchestre National de Lyon und das Swedish Radio Symphony Orchestra.
Drei Sonderkonzerte ergänzen das Programm der Meisterkonzerte um interessante Facetten, auch jahreszeitliche. So darf es am 10. Dezember im Rittersaal der Kaiserburg weihnachtlich werden mit alpenländischer Advents- und Weihnachtsmusik, und nur fünf Tage später gastiert der Windsbacher Knabenchor in der Friedenskirche (St. Johannis) mit Bachs Weihnachtsoratorium. Zeitlich dazwischen liegt noch das fünfte Meisterkonzert mit einem ebenfalls auf Weihnachten getrimmten Programm: Unter dem Motto „in dulci jubilo“ serviert das Balsom Ensemble unter der Leitung seines Namensgebers Alison Balsom – der auch die Trompetensoli spielt – festliche Werke für Blechbläser und Pauken.
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Musicbanda Franui, Foto © Julia Stix
Grigory Sokolov, Foto © AMC Verona