Der 125. Geburtstag und 80. Todestag des Expressionisten Helmuth Macke (1891-1936) sind Anlass für seine Wiederentdeckung. Dies geschieht im Rahmen einer Ausstellung im Erfurter Angermuseum vom 24. September 2017 bis 07. Januar 2018.
Durch seinen Lehrer, den bedeutenden niederländischen Künstler Johan Thorn Prikker, wurde Helmuth Macke an der Krefelder Kunstgewerbeschule früh mit den modernen Kunstströmungen vertraut gemacht. Macke gehörte zur jungen Bewegung der Expressionisten und war Teil der Avantgardeszene. Seinen Kommilitonen Heinrich Campendonk und Wilhelm Wieger blieb er zeitlebens verbunden, ebenso dem väterlichen Freund Heinrich Nauen. Zu seinen Künstlerfreunden gehörten ebenso sein Cousin August Macke und Franz Marc, bei dem er ein Jahr lang im bayerischen Sindelsdorf lebte. In Süddeutschland lernte Macke die Protagonisten der Münchener Kunstszene und Akteure der Neuen Künstlervereinigung kennen und erlebte die Entstehung des Blauen Reiters durch Wassily Kandinsky und Franz Marc unmittelbar mit. Später tauchte er in Berlin in den Kreis der Künstlergruppe Brücke ein. Vor allem Erich Heckel stand ihm nahe.
Werkphasen
Helmuth Macke hat ein eigenständiges, ausdrucksstarkes Werk mit expressiven Landschaften, Porträts und Stillleben geschaffen. Und doch ist er, der Jüngste in diesem Kreis, in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung wirft nun ein neues Licht auf den Künstler und beleuchtet seine Persönlichkeit und seinen Werdegang erstmals im Dialog mit den Arbeiten seiner expressionistischen Künstlerfreunde. Präsentiert werden 72 Werke von Helmuth Macke aus allen Schaffensphasen sowie 39 Bilder von künstlerischen Weggefährten wie August Macke, Heinrich Campendonk, Erich Heckel, Heinrich Nauen, Gabriele Münter, Max Pechstein, Hans Thuar und Wilhelm Wieger. Zahlreiche selten öffentlich ausgestellte Gemälde und Zeichnungen dieser expressionistischen Künstler aus öffentlichen und privaten Sammlungen eröffnen überraschende Einblicke in bislang wenig bekannte Bereiche des deutschen Expressionismus.
Auf Helmuth Mackes frühes Werk und seine expressionistischen Jahre in Krefeld, München und Berlin folgte seine Zeit als Soldat im Ersten Weltkrieg, als er seine künstlerische Laufbahn unterbrechen und den Verlust seiner besten Freunde, August Macke und Franz Marc, verkraften musste. In den 1920er-Jahren schließt sich eine reife Werkgruppe an, die sich später zum Lyrischen wendet. Der Blick auf das Schaffen wird abgerundet durch die auf Reisen und während seines Aufenthalts als Stipendiat der Villa Massimo in Rom entstandenen Bilder sowie die Werke aus den letzten Jahren in Hemmenhofen am Bodensee, wo sich in den 1930er-Jahren eine Kunstszene des inneren Exils entwickelte. Seine Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen im Kontext mit seinen kunsthandwerklichen Arbeiten präsentieren Helmuth Mackes ebenso faszinierendes wie vielfältiges Werk, darunter bisher noch nie gezeigte Arbeiten.
Netzwerke
Im Angermuseum Erfurt kann die Ausstellung unmittelbar an die Sammlung anknüpfen und die enge Vernetzung der expressionistischen Künstler untereinander vor Augen führen. Als Helmuth Macke in Berlin eintraf, befand sich sein Atelier in enger Nachbarschaft zu dem von Erich Heckel. In die Kunstszene führten ihn Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein ein. Den Kontakt hatte Franz Marc hergestellt.
Walter Kaesbach, Direktor des Städtischen Museums Erfurt, war nicht nur mit Erich Heckel und Helmuth Macke, sondern auch mit dem Krefelder Künstlerfreund Heinrich Nauen eng verbunden. In der Sammlung des Erfurter Mäzens Alfred Hess trafen die Bilder der expressionistischen Künstler aufeinander. Während Mackes Lehrer Johan Thorn Prikker im Krefelder Museum unter Beteiligung von Helmuth Macke 1923/24 großformatige Wandmalereien mit dem Titel „Die Lebensalter“ schuf, führte der mit beiden befreundete Heckel seinen Zyklus „Lebensstufen“ im Erfurter Angermuseum aus. Helmuth Macke selbst erhielt in den 1920er-Jahren bedeutende Aufträge für Wandmalereien.
Die Tendenzen zum Gesamtkunstwerk waren überall spürbar. Erstmals wird im Rahmen der Ausstellungstournee zu Helmuth Macke, bei der es sich um ein Kooperationsprojekt fünf deutscher Museen handelt, ein von Helmuth Macke eigenhändig bemaltes achtteiliges Schlafzimmer-Ensemble museal präsentiert. Ein reich bebildertes Buch, herausgegeben von Ina Ewers-Schultz, dokumentiert begleitend den Künstler in allen seinen Facetten.
Mit der Ausstellung „Erich Heckel - Handzeichnungen und Druckgrafik aus der Sammlung des Angermuseums“, die vom 19.10.2017 bis 28.01.2018 im Grafischen Kabinett präsentiert wird, erweitert das Angermuseum Erfurt den Blick auf die expressionistische Kunst.
Fotocredits:
Campendonk, Heinrich - Paar auf Balkon um 1913, Aquarell, Foto © privat
Macke, Helmuth - Porträt August Hoff, Foto © privat
Macke, Helmuth - Gebirgslanschaft, 1925, Foto © privat