Szene

Am Ende wird alles gut!

Christian Springer und warum die Syrer eigentlich Bayern sind. Oder umgekehrt?

veröffentlicht am 02.12.2015 | Lesezeit: ca. 4 Min.

„Am Ende wird alles gut“, sagt Christian Springer. Der 50jährige Münchener Kabarettist gilt als einer der politischen Sprachrohre der Szene. Einer, der in den letzten Monaten vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Schließlich ist das Steckenpferd Christian Springers das Land Syrien. Was er aktuell dazu zu sagen hat, das wird er seinem Publikum am 10. Dezember in Bayreuth, einen Tag später in Selb und am 12. Dezember in Haßfurt näherbringen, wenn er mit seinem Programm „Oben ohne“ dort gastiert.

Im Jahr 2012 hat Christian Springer den Verein „Orienthelfer e.V.“ zur Unterstützung von Opfern des syrischen Bürgerkriegs gegründet. Er reist regelmäßig mit einem Freiwilligenteam nach Syrien, Jordanien und in den Libanon, um vor Ort zu helfen. Springer sammelt für Schulen, er organisiert Feuerwehrautos, sammelt Spenden für Krankenwagen, sucht Müllfahrzeuge. Oder er versorgt hungernde und traumatisierte Kinder mit Milchprodukten und Kuscheltieren. Er ist keiner, der nur redet. Er macht. Aber seine gewaltigste Waffe ist das Wort.

„Vor zwei Jahren sprach man von einer humanitären Katastrophe, jetzt gibt es keine Worte mehr für die Situation in Syrien“, sagte Springer der Münchener TZ. Nicht in den Tagen nach dem Attentat von Paris. Nicht nach dem Gegenschlag der französischen Regierung. Schon im März fand er derlei deutliche Worte. Sein Engagement bleibt dabei nicht unbelohnt. Vor wenigen Wochen ist Christian „Fonsi“ - wie er in Anlehnung an seine Kultfigur aus der BR-Serie „Nix für ungut“ auch genannt wird - Springer (50) für sein Engagement für Flüchtlinge im Libanon mit der Pater-Rupert-Mayer-Medaille ausgezeichnet worden. Damit ehrt der Katholikenrat der Region München Personen, die aus christlicher Verantwortung Herausragendes für die Menschen geleistet haben. Mit dem kultgewordenen „Fonsi“ hat der 50jährige heute nicht mehr viel gemein. Das war er einmal.

Heute ist er ein liebenswerter, aber direkter und gleichwohl zum Nachdenken anregender Polterhannes. Er lässt sich nicht lumpen. Wenn er mit seinem Programm „oben ohne“ auf den Kleinkunstbühnen der Republik gastiert, bleibt den Zuhörern so manches Mal das Lachen im Halse stecken. Dabei poltert er aber nicht nur. Er klärt vielmehr auf. Mit einigem mehr an Detailwissen wie es ein Politiker haben kann. Seine Vergangenheit lässt es zu. Er kennt das syrische Umfeld aus zahlreichen eigenen Erfahrungen. Er kennt die Problematik im Heimatland vieler Flüchtlinge. Und er kennt die Problematik, die diese Flüchtlinge in der neuen Heimat erwartet. Er hält mit seinem Wissen nicht zurück. „Wir sind nicht so bayerisch, wie wir meinen“, sagt Springer. Und klärt auf: syrische Bogenschützen der Römer hat es vor 2000 und mehr Jahren im heutigen Bayern schon gegeben. Also: „Seid‘s freundlich zu de Leut - Verwandtschaft kimmt“, schmunzelt er trotz allem Ernst. Und schreibt seinen Zuhörern auf die Fahnen: „Freuts euch am Leben“ so Springer, „seid euch bewusst, wie paradiesisch gut es euch geht.“ Wahre Worte. Aber nicht die Einzigen, für die es sich lohnt den Nachfolger von Ottfried Fischer und dessen Schlachthof live aufzusuchen.

Ob am Ende alles gut wird? Man weiß es nicht. Eines ist gewiss: Mehr Leute wie Christian Springer und das Leben miteinander wäre einfacher.

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Christian Springer, Foto © Pressefoto

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