Ein bisschen dies, ein bisschen das und viel internationales Flair
Der Nürnberger Serenadenhof präsentiert auch diesen Sommer musikalische Höhepunkte
veröffentlicht am 07.06.2018 | Lesezeit: ca. 4 Min.
Der Serenadenhof in Nürnberg, Innenhof des südöstlichen Kopfbaus der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, gilt unter Künstlern als eine der Locations, für die man Anfragen nicht ablehnt. Schließlich ist der verträumte Hof aufgrund seines Flairs und seiner Akustik einer der spannendsten Spielplätze, die Franken zu bieten hat. Und das Concertbüro Franken als treibende Kraft hat auch in dieser Spielsaison, anknüpfend an den letzten Sommer, eine spannende Serie auf die Beine gestellt. Ein bisschen national, ein bisschen Kult-Faktor und auch von der anderen Seite des Atlantiks zieht es zwei Hochkaräter in die Mittelfranken-Metropole.
Da wäre an vorderster Front Kris Kristofferson (26.6.) zu nennen. Der Hollywood-Schauspieler und erfolgreiche Singer-Songwriter erhielt ein Kompliment, nach dem viele ihr Mikro wohl an den Ständer gehängt hätten. Bob Dylan höchstselbst attestierte, dass die Musik in Nashville in die Zeit vor und nach Kristofferson einzuteilen sei. Mehr Ehre funktioniert selbst mit größter Fantasie nicht. Der mittlerweile 81-Jährige hat das Mikro (gottlob!) noch immer in der Hand. Mit „Me and Bobby McGee“ und „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“ lieferte er absolute Monsterhits. Auch sonst ist die Country-Legende einer, der auf der Bühne spektakulär agiert. Kristofferson ist nicht die einzige Country-Legende, die sich die Ehre gibt. Am 31.7. entert Rosanne Cash, Tochter von Legende Johnny, die Bühne. Spätestens seit ihren beiden vergoldeten Klassikern „Seven Year Ache“ (1981) und „King‘s Record Shop“ (1987) ist die 62-Jährige im Pop-Olymp gelandet. Insgesamt elf Nummer-1-Singles in den Country-Charts stehen für die Grammy-prämierte Cash zu Buche.
Musikalisch ist der Sommer 2018 im Serenadenhof breit gefächert. Wie schon im Vorjahr gibt es die „Servus Peter“-Hommage an Peter Alexander (7.7.) – ein köstliches Lustspiel zwischen Musik, Tradition und Revue. Nicht minder nostalgisch wird es bei der Italo Pop Night mit I Dolci Signori einen Tag später. Die sechs „zuckersüßen Jungs“ – so der Bandname übersetzt – bieten so ziemlich alles, was Italien in den letzten Jahren musikalisch aufbot. Ein Genuss für Ohren und für weibliche Augen. Stichwort Tradition: Am 21. Juli erinnert man sich fast 50 Jahre zurück. „Woodstock – The Story“ steht auf dem Spielplan. Drei Tage Kult-Festival in drei Stunden auf einer Bühne – alleine der Gedanke lässt Musik-Liebhaber mit der Zunge schnalzen. Man glaubt es kaum, aber schon vor dem legendären Woodstock stand Musikikone Vicky Leandros auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Seit inzwischen 53 Jahren verzückt die Grand Prix-Siegerin von 1972, um jetzt mit „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ihr vielleicht persönlichstes Album aller Zeiten zu präsentieren. Mit einer Portion Charme und Selbstironie, der Titel verrät es, krönt sie ihr Lebenswerk. Apropos Ironie: Comedy kommt nicht zu kurz. Am 25.7. gibt es Günter Grünwald für die Anhänger pointierten Witzes. „Deppenmagnet“, so lautet der vielsagende Tour-Titel des herrlichen Kabarettisten. Am 20.7. steht mit „Eure Mütter“ eine der vielleicht unterschätztesten Komiker-Truppen der Neuzeit auf dem Programm. Mit skurilem Wortwitz und derben Pointen sorgt das Trio für Lachsalven. Gespannt darf man auf Newcomer Joel Brandenstein sein. Der Düsseldorfer startete zuletzt raketenartig durch, könnte im Konzert der großen deutschen Stars eine gewichtige Rolle einnehmen, ist er doch so etwas wie eine Sensation: Mit dem selbstgeschriebenen Song „Diese Liebe“ stieg er in den iTunes-Charts hoch ein, ohne Label im Hintergrund als Ein-Mann-Betrieb. Das könnte sich schnell ändern. Bourani und Co. sollten sich vorsehen. Da ist einer, den man ganz groß auf der Rechnung haben sollte. Auch am 18. Juli im Serenadenhof.
Fotocredits:
Rosanne Cash, Foto © Clay Patrick McBride
Kris Kristofferson, Foto © Ash Newell