Als schillernde Figur, Enfant terrible des Kunst-Zwists, unbändiger Lehrmeister der Streitkultur und erfolgreicher Entsager kapitalistischer Reizmuster war er eine Institution. Den Finger stets am Abzug seiner erweiterten Pupillen, stets auf der Lauer nach dem richtigen Moment, die kuriose Situation, das Außergewöhnliche, das zu fokussieren und zu dokumentieren er liebte. Das konsequente Ausleben seiner Neugier und fotografische Verwerten seiner Beobachtungsgabe, das einherging mit der deutlichen Auflage, dass schön ist, was gefällt und wovon der Fotograf dachte, dass es auch anderen gefallen oder vielmehr auffallen müsste und sollte.
„Den Schleier über Bamberg“, so Werner Kohn, „lege der Kesseldruck, der sich aus ihrer einzigartigen geographischen Lage ergebe. Nicht ohne Folgen.“
Ein schwacher Trost, dem er immer wieder trotzte, mit seinem produktiven Schaffen entgegnete. Recht machen durfte man es ihm nicht wollen. Das war fatal. Seinen pädagogischen Hang zur Streitlehre nicht untergraben. Dann war gut mit ihm auszukommen. Mal mehr und mal weniger. Immer aber mit Respekt. Mit höchstem Respekt vor einem konsequenten und konsistenten Künstler, der sein Leben ausnahmslos der Fotografie verschrieben hat. Werner Kohn wird uns allen lange in Erinnerung bleiben. Sein künstlerischer Nachlass uns andauernd beschäftigen und beglücken.
Und mit ein wenig Glück wird er, dort oben angekommen, mit Petrus über den Kesseldruck philosophieren. Und vielleicht, hat der sogar ein Einsehen oder hält dem Druck nicht stand und gibt ihm nach, dem Werner Kohn. Dann besteht auch für das postkohnsche Bamberg, das hier und jetzt startet, noch Hoffnung.
Zur Person:
Werner Kohn wurde am 15. Juli 2940 in Bamberg geboren. Nach seiner Lehre als Fotograf arbeitete er bei einer Münchner Presseagentur bevor er zwei Jahre an der Essener Folkwang-Schule studierte. Seit 1968 arbeitete Werner Kohn freiberuflich. Der mehrfach preisgekrönte Fotograf war auch als Autor und Filmemacher tätig. Seine letzte Fotopublikation (Menschen im Jemen) mit Texten von Nevel Cumart, erschien 2021 im Bamberger Erich Weiß Verlag (ISBN 978-3-940821-82-9).