Zuversicht ist wahrlich das Gebot der Stunde, weshalb man die Wahl des Mottos der Thüringer Bachwochen 2023 nur begrüßen kann. ’Zuversicht’ also, und das verbunden mit der Devise „Habt Mut!“, ist der Leitfaden, für den übrigens in J.S. Bachs Werk manche Fingerzeige zu finden sind. Katrin Göring-Eckardt ergänzt das in ihrem Vorwort zum Programm um die Erkenntnis, dass „in leichten Zeiten Zweifel – in schweren Zeiten Zuversicht“ vonnöten sei.
Das Festival beginnt eigentlich erst am 31. März, doch ihm ist die Reihe „Bach - Forward“ vorgeblendet, die Bachs Musik in neuem Gewand zeigt und bereits Ende Januar begonnen hat. Am 1. April geht es weiter mit einem der kapitalen Werke des Thomaskantors, nämlich der Johannispassion. In diesem Konzert in der Eisenacher Georgenkirche ist mit dem Collegium Vocale Gent und seinem Leiter Philippe Herreweghe viel Bacherfahrung und Prominenz angesagt.
Danach geht es Schlag auf Schlag weiter mit gleich fünf Terminen am 2. April: Martin Helmchens Klavierrezital in Weimar, ebendort auch das Ensemble ’Hofmusik Weimar’, das ’Concerto Kopenhagen’ in der Arnstadter Bachkirche, der Meininger Kammerchor in der dortigen Stadtkirche und die Augustinerkantorei in der Erfurter Thomaskirche. Ebenfalls in Meiningen tritt am 3. April die Sopranistin Hanna Herfurtner mit dem Akustikexperiment „Sitting in a room“ auf. Zwei Tage später gibt es im Eisenacher Bachhaus eine Begegnung mit dem bosnischen Akkordeonisten Goran Stevanovich.
Am 6. April geht es nach Jena, um den reinen Gesang von ’Singer Pur’ in Kombination mit dem ebenfalls „singenden“ Klarinettisten David Orlowsky zu erleben. Tags drauf (Karfreitag!) gibt es wieder einen Fünferpack, weshalb die Bach-Enthusiasten die Qual der Wahl haben: ’Holland Baroque’ mit den „Tränen von Brabant“ in Gotha, Bachchor Eisenach in der heimischen Georgenkirche, ein Bach-Rundgang in Weimar, die Kantorei St. Michael in Jena oder die Matthäuspassion mit dem umjubelten englischen Ensemble ’Solomon’s Knot’ in der Weimarer Stadtkirche.
Am Karsamstag gastiert das ’B’rock Orchestra’ in Eisenach, und Benedikt Kristjánsson setzt sich in der Weimarer Jakobskirche mit der Figur des Judas auseinander. Der Sonntag sieht ein Wandelkonzert im Meininger Schloss vor, an Ostermontag gestaltet die Meininger Kantorei den Gottesdienst, anschließend ist das Ensemble ’La Centifolia’ in Weimar zu erleben. Altmeister Ton Koopman gibt sich am 12. April mit der Blockflötistin Lucie Horsch in Erfurt die Ehre. Das Ensemble ’prjct.amsterdam’ ist am 14. April in Mühlhausen zu erleben, gleichzeitig wird Anthony Romaniuk die Tasteninstrumente des Eisenacher Bachauses klanglich erwecken.
„Himmelsmusik“ garantiert die Lautenistin Christine Pluhar tags drauf mit der ’L’Arpeggiata’ im Erfurter Theater. Am 16. April wird’s wieder dicht: Nach einem Kantatengottesdienst in Arnstadt präsentiert die ’Akademie für Alte Musik’ Bach’s Lieblingsmusiken in Weimar, und Giorgi Gigashvili gibt im Erfurter Zughafen eine Kostprobe georgischer Musik. „Music for a while“ ist vom ’Duo Dolcamente’ am 18. April angesagt, tags drauf „Bach für Kinder“.
Nach Eisenach geht’s am 19. April mit der Pianistin Nina Gurol. Die Künstlerin stellt ihr Programm „Conversation X“ unter das Motto „Sterben darf friedvoll sein“. Das Gropius-Quartett kommt am 20. April mit Noten von Bach, Schubert und Schostakowitsch ins Weimarer Schießhaus. Der Kantatengottesdienst am 23. April in der Weimarer Stadtkirche ist einem originellen Projekt gewidmet. Der Leipziger David Timm stellt sich der Aufgabe, innerhalb von nur sieben Tagen eine Kantate zu komponieren, grad so wie es Bach allwöchentlich machen musste. Das Werk wird dann am Sonntagmorgen uraufgeführt.
Das „Orchester im Treppenhaus“ führt am 20./21./22. April Konzerte mit Einbeziehung des Publikums auf, zunächst im Erfurter Kontor unter der Aufforderung „Date deine Musik!“, dann im Erfurter Central Club als „Disco“ und am dritten Tag im Weimarer Bauhaus-Museum unter der Überschrift „Notfallkonzerte“.
Zuvor, am 14.-16. April, präsentiert die Violoncellistin Tanja Tetzlaff unter dem Vorsatz „Musik als Entschuldigung“ ihre sehr spezifische Version von Bachs Cellosonaten. Sie hat zwei Jahre einem ambitionierten Filmprojekt gewidmet, in dem die „Suiten für eine verwundete Welt“ dem Thema Klimawandel gewidmet sind. Sie spielte den berühmten Bachzyklus an Orten, die schon sichtbar gezeichnet sind vom Klimawandel. Im Weimarer Lichthaus Kino wird dieses Projekt komplettiert.
Am 22. April kommt die Barockgeigerin Chouchane Siranossian in die Bachstadt Ohrdruf und wartet der Bachchor Gotha mit „Lebensfreude Barock“ auf. Am Sonntag bestreitet die Gothaer Kantorei den letzten Kantatengottesdienst. Das Barockorchester ’Les Muffati’ (in Waltershausen) sowie die berühmten ’King’s Singers’ (in Arnstadt) setzen die Schlusspunkte dieses ambitionierten Festivals. Auf nach Thüringen!
Mehr Informationen unter https://www.thueringer-bachwochen.de/