Ein Jahr Pause haben dem Bayreuther Jazz-November nichts anhaben können: Vom 11. bis zum 14. November dürfen sich die Anhänger gepflegter jazziger Klänge in vielerlei Variationen freuen. Die Hauptkonzerte finden dabei jeweils um 19.30 Uhr im Bechersaal statt, die drei Spätkonzerte gehen um 22.30 Uhr im Podium am Gerberplatz über die Bühne.
Podium? Gerberplatz? Genau. Da war was. Bis ins Jahr 2011 hinein war die schnuffige Spielstätte in Innenstadtnähe die Hausbühne des Jazzforums. Da das Kunst- und Kulturhaus „Neuneinhalb“ in den nächsten beiden Jahren renoviert wird, besannen sich die Macher um Chef Kaspar Schlösser ihres einstigen Wohnzimmers und bespielen dies erneut.
Den Anfang macht dabei am 11. November das Quartett Kilian Sladek / Fragments. Ein musikalisches Experiment. Viele visuelle und klangliche Bausteine zusammengesetzt ergeben eine runde Sache. Neben der jazzigen Note finden sich Elemente des Scat, der Weltmusik und der Popmusik in einem Potpourri, in dem Sladek seine Stimme oft wortlos als Instrument einsetzt, begleitet von Kontrabass, Schlagzeug und Piano. Tags darauf kommen Heimatgefühle auf. An der Seite von Caro Trischler, überregional Bekanntheit erlangend durch ihren Auftritt bei der Castingshow „The voice of Germany“ 2013, wird der Bayreuther Jazzpianist Ulf Kleiner die Bühne betreten. Kleiner, der auch als Mitproduzent von Trischlers erstem Album „North e Sul“ tätig war, und die begnadete Stimmvirtuosin versprechen einen sehr persönlichen Abend: Musik zwischen leiser Gitarre, innigen Gesangsparts und markanten Solopassagen. Lauter wird es am 13. November. Dann gastieren Ferge X Fisherman. Die Nürnberger haben Hip-Hop aller Colour im Gepäck. „Blinded By The Neon“ heißt das Erstlingswerk der Kombo. Facettenreiche Lyrics gepaart mit einem feinen Stilmix aus Piano- und Sax-Jazz-Samples, elektronischen Loops, genretypischen Basslinien und allerlei Klangwelten bilden das musikalische Gerüst der Mittelfranken.
Im Bechersaal geht alles eine Spur größer von statten. Das zeigt sich schon am Eröffnungstag. Am Tag des Faschingsbeginns wird es da intensiv und spielfreudig. Mit dem hochkarätig besetzten Dejan Terzic Axiom-Quartett gastieren vier Musiker mit internationalem Renommee in der Wagnerstadt. Für ihr aktuelles Album „Silent Dancer“ erreichen Drummer Terzic, Pianist Bojan Z., Saxophonist Chris Speed und Bassist Matt Penmen kassieren die Virtuosen allseits allerhöchste Anerkennung: Für eine Scheibe voller Intensität, Spielkultur und Freude am gemeinsamen Werk. Ein Geheimtipp!
Am 12. November geben sich die Huntertones und Sängerin Shayna Steele die Ehre. Die New Yorker Kombo verschmilzt auf der Bühne zu einer echten Einheit. Auf der einen Seite die Sängerin, ein Energiebündel vor dem Herrn, gepaart mit crosskulturellen und abenteuerlustigen Arrangements der Band. Es verspricht ein kleines Fest für Freunde experimentierfreudiger Musik zu werden. „Wenn sich Shaynas Energie mit den abenteuerlustigen Arrangements der Huntertones verbindet“, so die Pressemitteilung der amerikanischen Formation, „dann wird daraus eine Show, bei der das Publikum tobt!“ Man darf gespannt sein, ob der Funke auch in der oberfränkischen Bezirkshauptstadt auf das Publikum überspringt.
Das unumstrittene Highlight des Festivals findet am 13. November statt. Dann präsentiert die österreichische Kombo Shake Stew eine Show, die man so nur selten zu sehen bekommt. Gleich sieben Musiker werden die Bühne entern. Und das auch noch in einer extrem ungewöhnlichen Konstellation. Zwei Bässe, zwei Saxophone, zwei Drums und dazu Percussion werden das Publikum unterhalten. Die Künstler selbst bezeichnen die Kombination als „ein bisschen strange“ – meinen das aber bewusst selbstbewusst. Womit? Mit Recht! Der Preis der deutschen Schallplattenkritik und der deutsche Jazzpreis sprechen Bände. Viel mehr dekoriert kann man fast nicht werden.
Und final wurde auch noch der letzte Tag nach einer Absage neu besetzt. Und wie! Mit dem Marc Copeland Trio. Der Namensgeber, einst begnadeter Saxophonist, gilt als Unikum der Szene. Vom Derwisch am Blasinstrument hat er sich selbst nach einer Auszeit zum nicht minder virtuosen Pianisten entwickelt und spielte fortan auch an den Tasten in der ersten Riege der Jazzer mit.