Der Bayreuther Jazznovember ist aus dem Veranstaltungskalender der Wagnerstadt längst nicht mehr wegzudenken. Zum insgesamt 13. mal schon präsentieren die Macher das Festival – und zeigen sich einmal mehr so vielfältig wie bislang noch nicht: Selten war die Spannweite des Programms so groß wie 2019. Angefangen von einem gediegenen Pianoabend im großen Konzertsaal über die schon traditionelle Tanzparty im legendären Tanzcafe „San Francisco“ in der Altstadt bis hin zu experimentellem Crossover-Jazz werden vom 7. bis zum 10. November allerlei Facetten des Genres bedient.
Die Künstler sehen aus ganz unterschiedlichen Blinkwinkel auf das Leben uns so unterschiedlich klingen auch die einzelnen Spielarten. Der mitunter wilde Norweger Ketil Bjørnstad, einer der traditionellen skandinavischen Schule mit vielschichtigen und spannenden Improvisationen (8. November im Zentrum) und Wallace Roney, Grammy-Preisträger aus der Talentschmiede des Perfektionisten Miles Davis, versprechen höchst spektakuläres Spiel auf Piano und Trompete. Insbesondere Roneys Gig am 10.11. um 19.30 Uhr im Bechersaal darf dabei getrost als Sensation bezeichnet werden: All zu oft sieht man ihn, der seinen damals schon greisen Mentor Davis bei dessen letztem Auftritt in Montreaux 1991 musikalisch stützte und seither selbst Legendenstatus inne hat, nicht in hiesigen Gefilden. Bis heute ist Roneys Spiel zwar vom Stil der Jazz-Legende beeinflusst. Aus ihrem Schatten ist der Grammy-Preisträger aber längst herausgetreten: Roney hat sein eigenes Profil entwickelt und ist damit selbst zum Star-Trompeter geworden. Er spielt einen zupackenderen, eindringlicheren Ton als Miles, experimentiert viel mit Chromatik und tourt heute mit seinen eigenen Bands durch die Welt.
Wesentlich wilder geht es bei Kaos Protokoll (7.11., 22.30 Uhr, Glashaus) zu: Sie mischen ihren Jazz alles andere als sortenrein. Ihr Auftritt kann Spuren von Funk, Hip Hop, Reggae, Rock, Elektronik oder Feuerwehrsirene enthalten – und selbst inmitten der Stücke ändert die Kombo um Drummer Benedikt Wieland die Genres. Ganz im Stile des Punk-Jazz-Trio, als das die Schweizer einst durchstarteten. Inzwischen zum Quartett gewachsen sind sie international längst etabliert und nach sechs Studioalben mit ihrem futuristischen Stil in aller Munde. Und endlich wieder zurück im Glashaus, wo sie früher schon gastierten.
Außerdem im Programm:
Sommer / Gumpert (7.11., 19.30 Uhr, Bechersaal)
Leo Betzl Trio (8.11., 22.30 Uhr, Zentrum, Kleinkunstbühne)
Florian Weber Quartett (9.11., 19.30 Uhr, Bechersaal)
The Huggee Swing Band (9.11., 22.30 Uhr, Tanzcafe San Francisco)