Dore Meyer-Vax (Nürnberg * 1908 – † 1980 Nürnberg) – Engagierte Kunst
Die 1908 als Dorothea (auch Doris) Richter in Nürnberg geborene Dore Meyer-Vax gehört zu den Künstlerinnen, die nahezu vergessen sind. Die Kunstvilla hat sich zum Ziel gesetzt, dies zu ändern und das Schaffen der Malerin in einer groß angelegten Retrospektive anlässlich ihres 40. Todestags vorzustellen. Dore Meyer-Vax studierte zunächst an der damaligen Staatsschule für Angewandte Kunst in ihrer Heimatstadt, danach in Berlin. Dort verkehrte sie im Kreis von Felix Nussbaum, der sie auch porträtierte. Nachdem ihr Mann, der Künstler Walter Meyer, 1942 gefallen und ihr Frühwerk bei einem Luftangriff auf Berlin verbrannt war, kehrte Meyer-Vax nach Nürnberg zurück, wo sie bis Kriegsende Zwangsarbeit leisten musste. Nach 1945 entstanden eindringliche Bilder von kriegstraumatisierten Menschen. Später werden Mutter-Kind-Szenen oder Mädchen an Rückzugsorten ein bevorzugtes Motiv der kinderlos gebliebenen Künstlerin. Daneben wirkte Dore Meyer-Vax auch als Illustratorin und im Bereich Kunst am Bau. Die Ausstellung zeigt mit über 100 Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken das Schaffen der Künstlerin.
Die Ausstellung „Dore Meyer-Vax (Nürnberg 1908 – 1980 Nürnberg) – Engagierte Kunst“ ist vom 24. Oktober 2020 bis zum 21. Februar 2021 in der Kunstvilla im KKQ, Blumenstraße 17, 90402 Nürnberg zu sehen.
Öffnungszeiten: Di, Do – So & Feiertags von 10.00 bis 18.00 Uhr, Mi von 10.00 bis 20.00 Uhr. Mo geschlossen.
Ria Picco-Rückert (1900 – 1966) – Eine Malerin im Nationalsozialismus
Parallel zur Ausstellung „Dore Meyer-Vax – Engagierte Kunst“ zeigt die Kunstvilla im Jubiläumsraum mit Ria Picco-Rückert ( *1900 – † 1966) eine weitere Künstlerin, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Nürnberg geboren wurde und deren Werdegang nicht ohne den zeitlichen Hintergrund der nationalsozialistischen Diktatur rezipiert werden kann. Der angepasste künstlerische Weg Picco-Rückerts im Nationalsozialismus wird als Gegenbeispiel zu der ab 1933 mit Ausstellungsverbot belegten und politisch engagierten Dore Meyer-Vax (1908 – 1980) vorgestellt. Ria Picco-Rückert erhielt ihre Ausbildung in den 1920er-Jahren zunächst an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, anschließend an den Kunstakademien Stuttgart, Wien und der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar. Ende der 1920er-Jahre entstanden aus eigenem Interesse erste Gemälde der Maximilianshütte in Sulzbach-Rosenberg, mit denen sich Picco-Rückert erfolgreich als Industriemalerin etablierte. In der Folgezeit erhielt Picco-Rückert ab Anfang der 1930er-Jahre bis zu ihrem Lebensende kontinuierlich Aufträge verschiedener Bergbauunternehmen und Stahlwerke. Die Präsentation im Jubiläumsraum zeigt die in realistischer Manier erfassten mächtigen Industrieanlagen neben idyllischen, vornehmlich auf Reisen entstandenen Landschaftsmalereien.
Die Ausstellung „Ria Picco-Rückert (1900 – 1966)“ ist ebenfalls vom 24. Oktober 2020 bis zum 21. Februar 2021 im Jubiläumsraum der Kunstvilla im KKQ, Blumenstraße 17, 90402 Nürnberg zu sehen.
Öffnungszeiten: Di, Do – So & Feiertags von 10.00 bis 18.00 Uhr, Mi von 10.00 bis 20.00 Uhr. Mo geschlossen.
Marcel Odenbach – Es brennt
Bedeutung von Geschichte für die Gegenwart und der Umgang mit Erinnerung und Gedächtnis bilden das Leitmotiv im Werk von Marcel Odenbach. Der 1953 in Köln geborene Künstler ist ein Pionier der Videokunst in Deutschland, der schon früh eine spezifische Bildsprache der Montage und Überblendung von Film- und Fernsehmitschnitten, Archivmaterial und selbst produzierten Bildern sowie Filmsequenzen entwickelt hat. Parallel zu den Videoarbeiten entstanden in den 1970er-Jahren Zeichnungen, die einerseits Entwürfe für Videoinstallationen darstellten, andererseits als autonome Text-Bild-Kompositionen funktionierten wie etwa „Auf den Hund gekommen sein?“ (1983); eine Arbeit, die von der ideologisch aufgeladenen Architektur der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ausgeht. Zu den gesellschaftspolitischen und zeitgeschichtlichen Themen, mit denen sich Marcel Odenbach konsequent auseinandersetzt, gehören neben Nationalsozialismus, Antisemitismus, Wirtschaftswunder und Wiedervereinigung auch die Geschichte des europäischen Kolonialismus, die mit der Aufteilung Afrikas durch die Konferenz 1884 in Berlin begann. Die Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg gibt mit einer Auswahl von Collagen, Filmen und zwei großen Videoinstallationen einen konzentrierten Einblick in das vielfältige Werk von Marcel Odenbach, der in Köln, Berlin und zeitweise in Ghana lebt.
Die Ausstellung „Marcel Odenbach – Es brennt“ wird vom 3. Oktober 2020 bis zum 10. Januar 2021 in der Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Str. 32, 90402 Nürnberg gezeigt.
Öffnungszeiten: Di, Do – So & Feiertags von 10.00 bis 18.00 Uhr, Mi von 10.00 bis 20.00 Uhr. Mo geschlossen.
Kevin Coyne – Künstler und Rockpoet
Das Kunsthaus präsentiert den 2004 in Nürnberg verstorbenen Kevin Coyne (*1944 – † 2004) mit einer Einzelausstellung und stellt das beeindruckend vielseitige Werk eines Künstlers vor, der sein Leben der Musik, Kunst und Literatur widmete. Der 1944 im englischen Derby geborene Coyne besuchte ab 1957 die Joseph Wright Secondary School of Art in Derby und studierte von 1961 bis 1965 am Derby College of Art. In den folgenden Jahren startete er eine internationale Karriere als Musiker. Im Verlauf einer persönlichen Lebenskrise siedelte er 1983 nach Nürnberg über, wo es ihm gelang, die Krise zu überwinden. Dass der Musiker Zeit seines Lebens auch als bildender Künstler tätig war, stellt die Ausstellung anhand von Gemälden und Papierarbeiten vor, die von den Anfängen an der Kunstakademie bis zu Zeichnungen reichen, die kurz vor seinem Tod entstanden. Die Erfahrungen mit psychisch kranken und drogenabhängigen Menschen, denen Coyne in den 1960er Jahren als Sozialarbeiter und Kunsttherapeut zunächst im Whittingham Hospital in Lancashire, später in einem Wohnprojekt in London begegnete, ließen ihn den Blick für die Außenseiter der Gesellschaft schärfen. Um den Kern des Erlebten bildnerisch zu erfassen, bediente sich Coyne einer unmittelbaren und direkten Bildsprache, die sich stilistisch am Bad Painting und der Art Brut orientierte. Die Ausstellung gibt erstmalig einen umfassenden Einblick in den Nachlass des Künstlers, ergänzt durch Leihgaben aus Privat und städtischem Besitz.
Die Retrospektive Kevin Coyne – Künstler und Rockpoet wird noch bis zum 22. November 2020 im Kunsthaus im KunstKulturQuartier Nürnberg, Königstraße 93, 90402 Nürnberg gezeigt.
Öffnungszeiten: Di, Do – So & Feiertags von 10.00 bis 18.00 Uhr, Mi von 10.00 bis 20.00 Uhr. Mo geschlossen.