Die Jegelscheune in Wendelstein genießt in Jazzkreisen einen hervorragenden Ruf. Der einstige Wendelsteiner Kulturreferent, der viel zu früh verstorbene Gerd Huke war es, der den Geist von New Orleans in der schmucken Kleinstadt einziehen ließ. Der Spirit des Machers lebt weiter. Auch wenn der Initiator des „ New Orleans Music Festival“ schon einige Jahre vor seinem Tod das Zepter weitergab. Jan Rottau und Andrea Söllner übernahmen in Wendelstein, entwickelten Hukes Idee weiter, stampften das längst legendäre „Jazz and Blues-Festival“ aus dem Boden und gingen damit neue und vielgelobte Wege. Der Paradigmenwechsel vom Jazz-Treffpunkt hin zur offenen Musikszene mit großem Blues-Einfluss hat sich gelohnt. Doch nicht nur das Festival genießt einen hervorragenden Ruf. 1991 saniert, ist die Jegelscheune ein Kleinod für Kulturschaffende. Und ein vielbesuchtes und zurecht vom Publikum hochgelobtes Zentrum für musikalische Subkulturen, die längst in hiesigen Gefilden heimisch geworden sind. Alleine die Akustik des ganz in Holz gehaltenen Saals bietet den Besuchern einen immensen Mehrwert. Wenn dann noch das Programm stimmt – und das tut es regelmäßig – dann darf gefeiert werden. In diesem Jahr haben die Macher einmal mehr ein feines Programm aus der Taufe gehoben. Viel Musik, etwas Comedy und eine Prise Literatur versprechen den ein oder anderen ausverkauften Gig. Unumwundene Nummer eins der gebuchten Künstler ist dabei Al Jones, der mit seiner Band am 14. September auf der Bühne stehen wird. Der in der Oberpfalz als Sohn eines GIs geborene Jones beeinflusst die Blues-Szene wie kaum ein zweiter außerhalb Amerikas, tourt quer über den Erdball und ist als stilprägendes Element des Genres nicht mehr wegzudenken. Nicht minder erfolgreich ist Jim Mullen. Er, der einst an der Seite von Soul-Legende Percy Sledge über die Kontinente tingelte, hat sich einen Namen im Jazz-Bereich gemacht. Zusammen mit Band und Sängerin Zoe Francis gastiert der britische Jazz-Award-Gewinner aus Glasgow am 20. Oktober. Begleitet wird er dabei von Helmut Nieberle. Der Mainstream-Jazzgitarrist wartet mit einem eher seltenen Detail auf: Er ist einer der wenigen, die über den Erdball verteilt mit der seit einigen Jahren von Nu-Metal-Bands wiederentdeckten sieben-saitigen Gitarre auf der Bühne performen. Noch mehr eher außergewöhnliches kann man am 22. September hören, wenn Gruberich gastieren. Hackbrettspieler Thomas Gruber, Maria Friedrich (Cello) und Sabine Gruber-Heberlein (Harfe) präsentieren Jazz zwischen bajuwarischem Kosmos und Weltmusik. Tags zuvor steht Sven Faller auf der Bühne. Der Kontrabassist wandelt zwischen Musik und Erzählungen – mit teil irren Wirrungen.
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Al Jones, Foto © Pressefoto