Einstand gelungen! Nach der konzertanten Eröffnung des „Globe“-Theaters in Coburg bestand das neue Haus, das so gar nicht wie ein bloßes Provisorium für die Zeit der Renovierung des Landestheaters aussieht, auch die Probe auf’s Musiktheater. Dass dafür ein Shakespeare-Stoff herhalten musste, war klar – der Name des Gebäudes verpflichtet dazu.
Was hätte als Auswahl zur Verfügung gestanden? Die späten Meisterwerke Giuseppe Verdis, „Otello“ und „Falstaff“, wären in Frage gekommen, aber man hatte sich für das Frühwerk „Macbeth“ entschieden. Diese Oper ist aus guten Gründen nur selten in den Spielplänen zu finden, denn sie braucht zwei musikalisch unbefriedigende Akte, um dann nach der Pause zu einer stringenten Musiksprache zu finden.
Zuvor ist partienweise Jahrmarktsmusik angesagt, und es war wohl ein ironisch gemeinter Hinweis hierauf, als Astrik Khanamiryan, die Darstellerin der Lady Macbeth, gleich zwiefach dem Dirigenten den Fingerzeig für die jeweils nächste „Nummer“ gab. Überhaupt war diese Sopranistin darstellerisch eine Wucht und heimste am Ende geradezu Jubelstürme ein. Sie neigte zwar vor der Pause zu einigen schrillen Tönen in der hohen Lage, doch in den Akten drei und vier wusste sie mit ihrem Gesang zu begeistern, zumal in der berühmten Nachtwandelszene.
Auf ihr lastete natürlich eine besondere Verantwortung, denn die übrigen wichtigen Rollen sind sämtlich den Männern vorbehalten, angefangen mit einem Macbeth, dem Leonardo Lee seine gewaltige Stimme lieh. Auch die anderen männlichen Besetzungen waren durchwegs imposant, so Bartosz Araszkiewiecz als Banco, Gustavo Lopéz Manzitti als Macduff, Jaeil Kim als Malcom und Horst Gründel als König Duncan.
Neil Barry Moss hat sich für diese erste Premiere im neuen Haus eine Inszenierung ausgedacht, die im besten Sinne konventionell ist, aber aufgrund manch pfiffiger Detail sehr ansprechend wirkt. Er ist auch für die Kostümierung verantwortlich, die geradezu demonstrativ nach Schottland verweist. Der Entwurf für die Bühnengestaltung oblag Eugenia Leis.
Natürlich war man als Besucher dieser ersten musiktheatralischen Darbietung besonders gespannt auf die akustischen Eindrücke. Die Abstände auch der hinteren Sitzreihen zur Bühne sind so kurz, dass die Musik sehr direkt und mit vergleichsweise hohem Schalldruck ankommt. Unter den Seitenemporen neigt der Klang ein wenig zur Knalligkeit, da er sich an den vorkragenden Decken stark reflektiert und verstärkt.
Im übrigen Raum verliert sich das, der Gesamteindruck ist daher sehr positiv. GMD Daniel Carter trug dem Rechnung mit einem sehr differenzierten Dirigat und wusste auch die originellen Auftritte der Chöre im oberen Rang perfekt einzubeziehen. Das Philharmonische Orchester des Landestheaters wartete angesichts des prominenten Anlasses mit einer bestechenden Form auf und bestätigte die Erwartung, dass dieses Haus ein ausgezeichneter Platz für das Musiktheater sein wird – wie lange auch immer. Zum angenehmen Ambiente des ’Globe’ tragen auch die vier (!) Foyers bei, deren schöne Gestaltung das Bedürfnis wecken, die Länge der Pausen gerne noch etwas auszudehnen.