Ein neuartiger, interdisziplinärer Kunstort könnte im Bamberger Kesselhaus entstehen, so die Hoffnung verschiedener Bamberger Kunstschaffender, nachdem der Zweite Bürgermeister Dr. Christian Lange jüngst gegenüber dem Fränkischen Tag betonte, dass eine Stärkung des Kesselhauses im Gegensatz zur kulturellen Nutzung auf der Lagarde Kaserne in Betracht gezogen werde. Den Versuch einer solchen Nutzung unternahm der Franz KAfkA e.V. jüngst mit dem Kunstfestival „FK:K II“ im Juni 2018.
Doch zunächst zur Geschichte des historischen Gebäudes in der Untere Sandstraße 42, das 1960 vom Bamberger Architekten Hans Rothenburger erbaut wurde: Der Zweckbau diente 20 Jahre als Heizraum für die angrenzende Wäscherei und das Spital. Von 1982 bis 2011 lag das Industriegebäude brach. Dann begann die Umnutzung durch die Initiative Kunstraum Kesselhaus und bescherte Bamberg einen spannenden Raum für zeitgenössische Kunst. Der Kunstverein Bamberg, BBK Oberfranken und Architekturtreff Bamberg bespielen den Raum jährlich mit zahlreichen Ausstellungen. Bislang konzentriert sich das Programm auf den Kesselraum. Über diesen in seiner Art besonderen Raum hinaus liegen für die genannten Organisationen große Potentiale in den angrenzenden Sheddach-Hallen, dem Keller und dem ebenfalls angrenzenden Rothenschild-Bau inklusive des ehemaligen Spitalgartens.
2017 zog erstmals der Franz KAfkA e.V., ein Zusammenschluss junger engagierter Künstler, im Kesselhaus ein und präsentierte ein interdisziplinäres Festival aus Performances, einer Ausstellung und Konzerten. Der Besucherzuspruch der Kunstereignisse war sowohl 2017 als auch in diesem Jahr sehr groß. Reine Kunstausstellungen, wenngleich sie ein hohes Niveau haben oder bekannte Künstler vereinigen, reichen in Bamberg nicht aus, um über mehrere Wochen Publikum ins Kesselhaus zu locken. Es bedarf laut der Veranstalter einer Mischung aus verschiedenen Veranstaltungsformaten, um viele Menschen in Bamberg mit zeitgenössischer Kunst zu erreichen. Als Beleg sind die durchweg sehr gut besuchten Vernissagen zu sehen, wohingegen während der Öffnungszeiten des Kesselhauses im Durchschnitt die Besucherzahlen eher gering ausfallen.
So bekam der Franz KAfkA e.V. viel Anerkennung von den Künstlern, die die hiesigen Auftrittsbedingungen zum Teil als ihre besten der letzten Jahre bezeichneten. Ebenso belohnte das kleinstädtische Bamberger Publikum die experimentelle Veranstaltung FK:K II mit hohen Besucherzahlen – in 2,5 Wochen kamen gut 1.000 Besucher. Diese Zahl ist für eine Veranstaltung dieses Formats durchaus beeindruckend und liegt weitaus höher als bei vergleichbaren Veranstaltungen in anderen Städten. Die künstlerische Relevanz der Veranstaltung, deren Kosten sich auf knapp 25.000 Euro beliefen, lässt sich auch an den hochkarätigen, bundesweiten und internationalen Förderungen, die der gemeinnützige Verein für das Festival bekommt, ablesen.
Sowohl dem Kunstraum JETZT e.V. als auch dem Franz KAfkA e.V. ist das Potential des Kesselhauses lange bekannt und man kämpft um eine Ausweitung der Nutzungsmöglichkeiten. Ebensolche weitergehenden Nutzungen werden bald auch im Bamberger Stadtrat thematisiert werden müssen. In Anbetracht der Äußerung Langes gegenüber der Lokalpresse drängt sich, wenn man die Pläne zu einem Umbau des Schloss Geyerswörth in ein Museum für die Sammlung Ingvild Goetz‘ im Hinterkopf behält, die Frage auf, welche Nutzungen des Kesselhauses der Stadtverwaltung vorschweben. Diejenigen, die den Raum und sein Potential für die Kunst entdeckt und erkämpft haben und diesen mit hochkarätigen Veranstaltungsformaten füllen, fragen sich, warum sie in die Überlegungen bislang kaum einbezogen wurden, können sie doch am ehesten abschätzen, welche Nutzungen, Weiterentwicklungen und Umstrukturierungen für das Kesselhaus sinnvoll sein könnten. Aus der praktischen Erfahrung heraus könnte sich – laut dem Franz KAfkA e.V. – ein einzigartiger interdisziplinärer Kunstort mit hochkarätigen Förderungen und überregionaler Strahlkraft in Bamberg entwickeln. Ein solcher Ort müsste, um inhaltlich progressiv sein zu können, auch progressiv erschlossen werden. Die Stadt Bamberg hat derzeit die Möglichkeit, einen neuen Kunstort neben den etablierten kulturellen Größen der Stadt – dem ETA Hoffmann Theater und der Staatsphilharmonie – zu ermöglichen. Dafür bedarf es etwas Geld und vor allem eines richtungsweisenden Vorgehens. Die Kunstlandschaft erwartet gespannt, ob die Stadt einen französischen wilden Garten der Kunst in der Stadt erlaubt oder einen streng durch Verwaltungen getrimmten englischen Garten oktroyiert. Der räumliche Nährboden für beide Varianten liegt im Kesselhaus. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich das Kesselhaus in Bamberg weiterentwickelt. Der Franz KAfkA e.V. ist bereits dabei, eine neuartige Variante seines Kunstfestivals für das Jahr 2019 zu planen. Es soll neben den bereits bestehenden Inhalten einem oder sogar mehreren Künstlern ermöglicht werden, mit dem Raum in Form von Miniresidenzen zu arbeiten und es wird Versuche geben inwieweit das Kesselhaus für die Präsentation von darstellenden Künsten und Performances geeignet ist.
Fotocredits:
Das Kesselhaus in Bamberg, Fotos © Marian Lenhard, FK:K II 2018