Erfurt – das ist vor allem die Krämerbrücke, das sind die charmanten schmalen Fachwerkhäuschen unweit der großen gründerzeitlichen Gebäude und das ist der über 860 Jahre alte Dom im Zentrum, der Knotenpunkt der Stadt. Hier läuft alles zusammen. Um zu der Ehrfurcht erweckenden gotischen Kathedrale zu gelangen, muss man über die 70 Stufen der kaskadenförmigen Flachtreppe. Sie gibt einem Geleit auf dem Weg nach oben und lädt mit ihren Zwischenpodesten dazu ein, stehenzubleiben, kurz zu verweilen und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Was man im Süden Deutschland als Stiege bezeichnet, wird diesem Bauwerk nicht gerecht, macht nicht zuletzt sie den Erfurter Dom doch zu etwas derart Einzigartigem.
Das weiß man in Erfurt natürlich und macht sich das seit den 1990er Jahren zunutze. Seitdem finden im Sommer genau an dieser exponierten Stelle die alljährlichen DomStufen-Festspiele statt und das bedeutet drei Wochen schönste Kultur und Unterhaltung. Mit der imposanten Kulisse der St. Severi Kirche und des Mariendoms im Hintergrund bieten sich die Treppenstufen förmlich dazu an, Theaterstücke und Opern in Szene zu setzen und der ganzen Welt zu präsentieren, denn dieses ganz besondere Spektakel im August ist weit über Erfurt, Deutschland und sogar Europa bekannt. Sogar Gäste aus China, den USA oder Australien kommen zu diesem Zwecke in die thüringische Domstadt. Kein Wunder, ist doch die Kulisse am Abend im Zusammenspiel mit dem richtigen Licht und zusätzlichem Szenenbild absolut atemberaubend.
Gezeigt wird an 15 Abenden im August „Tosca“ – die fünfte Oper des brillanten „Komponisten der kleinen Dinge“, wie sich Giacomo Puccini ironischerweise gerne selbst bezeichnete. Allen schonungslosen Kritikern zum Trotz wurde das 1900 uraufgeführte Meisterwerk ein riesiger Erfolg und verhalf Puccini zu Weltruhm. Wie in vielen seiner Werke geht es auch in „Tosca“ um nicht weniger als so gewaltige Themen wie Liebe und Verrat, Staatsmacht, Kirche und Mord. Also nichts für schwache Nerven. Die Sängerin Floria Tosca und ihr Geliebter, der Maler Mario Cavaradossi, verhelfen dem politisch verfolgten Cesare Angelotti zur Flucht, was sie in die Arme des skrupellosen Polizeichefs Scarpia treibt. Vor dem Hintergrund der napoleonischen Kriege nimmt damit ein Drama seinen Lauf.
Wie bereits in den Jahren zuvor kann man sich auch heuer im Voraus über das Gezeigte informieren. Das Theater Erfurt lädt zusammen mit dem Katholischen Forum des Landes Thüringen am 9. August alle Interessierten zur Werkeinführung ein. Diese dient der Vermittlung von Informationsverknüpfungen rund um Werk und Inszenierung, der Eintritt ist frei.
Erfurt ist also alsbald nicht mehr nur Domstadt, sondern für einen Sommermonat auch wieder Opernstadt. Nichts wie hin! Prego!
Nähere Informationen finden Sie unter: www.domstufen.de.