Gotthard Graubner, 1930 im sächsischen Erlbach geboren und 2013 auf der Museumsinsel Hombroich bei Neuss verstorben, setzt sich wie kaum ein anderer Maler in seinem Oeuvre mit der Nuancierung und Schichtung der Farbe, dem Bildraum und dem Klang auseinander. Auch im internationalen Kontext zählt der Düsseldorfer Hochschulprofessor, der für das Schloss Bellevue und das Reichstagsgebäude große Bilder schuf, zu den herausragenden Künstlern seiner Generation. Bereits in den frühen 1960er Jahren verlässt der Maler die zweidimensionale Leinwand und entwickelt erste Farbleiber, objekthafte Kissenbilder und ab 1970 seine Farbraumkörper. Bei Letzteren wölbt sich die Leinwand über eine Unterfütterung aus Schaumstoff oder Synthetikwatte, was den Werken eine greifbare Körperlichkeit verleiht. Wie eine dünne Haut spannt sich die Farbe über den weichen Bildträger, der vergleichbar mit einem Organismus zu atmen scheint. Auch die Arbeiten Ibiza und Schwall haben eine besondere haptische Qualität. Doch geht es dem Maler in seinem Schaffen nicht vornehmlich um Objekthaftigkeit, sondern um die Materialität und um die Emanzipation und Autonomie der Farbe. Sie breitet sich schließlich wie von selbst über die Bildfläche aus und erobert den unbegrenzten Raum. Auch bei seinen Arbeiten auf Papier und den Druckgrafiken gelingt es Graubner, durch Schichtung und Erforschung der Farbe den Blättern Räumlichkeit zu verleihen. Feinfühlig experimentiert er mit Farbwerten, -stimmungen oder -klängen.
Dabei sind auch Komplementärkontraste oder Gegensätze, wie schwer und leicht oder warm und kalt, bedeutend. In den achtziger Jahren verraten einige Blätter Graubners lebendigen Aufbruch ins Gestische, während spätere Arbeiten seine intensive Beschäftigung mit handgeschöpften Papieren und reinen Farbpigmenten bezeugen. Mit rund 40 Exponaten bietet die Überblicksausstellung einen sehr guten Einblick in das Lebenswerk des großen deutschen Malers.
Die Ausstellung „Gotthard Graubner. Farbe Raum Klang“ ist vom 27. Oktober 2019 bis zum 19. Januar 2020 im Museum Lothar Fischer in Neumarkt zu sehen.
Öffnungszeiten:
Mi – Fr von 14 bis 17 Uhr
Sa und So vom 11 bis 17 Uhr
Eintritt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei