Eigentlich mögen wir Selbstbeweihräucherung nicht und üben uns lieber in Bescheidenheit. Das soll auch so bleiben, aber darüber freuen, dass ART. 5|III mit dieser Ausgabe 5 Jahre alt wird, das gestehen wir uns einfach mal zu und lassen – dem Minijubiläum angemessen – den Korken einer Pikkoloflasche knallen. Plopp.
Fünf Jahre, das ist immerhin ein halbes Jahrzehnt. In dieser Zeit lernen Kinder laufen, sprechen und noch so einiges mehr. Bei uns war das nicht anders. Der Grundgedanke, der zum Entstehen von ART. 5|III führte, war fast schon ein avantgardistischer und klang ungefähr so: „Das Feuilleton ist tot, lang lebe das Feuilleton!“. Seinerzeit waren die Feuilletonseiten, insbesondere in hiesigen Lokalzeitungen, auf ihrem Tiefpunkt angelangt und drohten, ganz im Gegensatz zur erstarkenden Kultur, gänzlich zu verschwinden. Das Schreiben über Kultur wurde offensichtlich für wenig wirtschaftlich erachtet, seine Relevanz für den Abonnenten nicht geschätzt. Von einer Selbstverpflichtung der Kultur als solcher gegenüber ganz zu schweigen. Eine denkbar waghalsige Marktsituation für die Geburtsstunde einer regionalen, reinen Kulturzeitung, die die Not der Kultur zur Tugend erklärte und zurück zu den Wurzeln, eine verselbstständigte Art und Weise der Kulturberichterstattung (hoffentlich) erfolgreich und marktgerecht aufstellte. Eine, die mindestens hier und da auch ein wenig zum Umdenken so mancher Medienanstalt beigetragen hat.
Wie solche „Flausen“ (vom Beleben des Feuilletons) für die enden, die sie haben – ob sie gut ausgehen oder eben nicht – das kann man vorher nie so genau wissen. Besonders nicht in Zeiten schwindender Printmedien – aber die Weisheit besagt: Kinder fallen halt hin und wenn sie sich nicht ganz doof anstellen, stehen sie auch wieder auf. Wir sind bekennende Gegen-den-Strom-Schwimmer und haben nach all der Zeit nicht nur Schwimmhäute angesetzt, sondern auch einen kleinen Satz Flügel dazu bekommen.
Kurzum: Fünf Jahre und einigen Mut später können wir nicht nur die Bilanz ziehen, dass die Idee im Schweiße unseres Angesichts und dank zahlreicher Befürworter (!!!) gefruchtet hat, sondern durften vor allem die Kulturszene Bambergs, der Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus aus nächster Nähe beobachten und in ihrer Entwicklung begleiten. Das war und ist stets sehr spannend. Wir haben Intendanten kommen und gehen sehen, konnten miterleben, wozu Kulturschaffende trotz schmaler Budgets im Stande sind und dass kreative Ideen vor allem dann keimen und alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, wenn Menschen von einer Sache absolut überzeugt sind. Das, was vor fünf Jahren (oder länger) schon Bestand hatte, hat es in der Regel auch heute noch. So verfügen die Metropolregion Nürnberg sowie sämtliche angrenzende Teile Frankens und Thüringens zum einen über exzellente Symphonieorchester und Stadttheater mit scheinbar immer dichter werdenden Programmen. Zum anderen sind auch andere Kultursparten in mannigfaltigen Organisationsformen immer mehr präsentiert, nehmen wir nur KONTAKT – Das Kulturfestival, den Z-Bau und das KunstKulturQuartier in Nürnberg oder aber das Weimarer Kunstfest als einige wenige Beispiele von vielen. Andere Einrichtungen bewähren sich bereits seit Jahrzehnten und haben in aller Regel hervorragende Arbeit geleistet, die es immer wieder lohnt, zu bestaunen. Wir denken da an Beispiele wie die Villa Concordia im Herzen Bambergs, die Kunsthalle Schweinfurt und das Museum im Kulturspeicher Würzburg. Gewachsen ist zu unserer Freude vor allem die Szene der freien Theater – überhaupt der freien Kulturschaffenden – die unermüdlich und zurecht Gleichwertigkeit einfordert und die wohl, insgesamt betrachtet, die meisten Kämpfe ausfechten muss. Immer wieder aufs Neue. Dadurch jedoch, und das ist erfreulich zu sehen, wächst die Wahrnehmung, Akzeptanz und Förderung von außen langsam, aber stetig. So konnte z.B. 2015 mit dem Umbau der Alten Seilerei in Bamberg eine neue Bühne für u. a. die freie darstellende Szene geschaffen werden und wer weiß, welches kulturelle Potenzial mit dem Umbau der ehemaligen Lagarde-Kaserne ausgeschöpft werden kann. Es bleibt zu hoffen und wünschen, dass das ehrliche und bewundernswerte Engagement Einzelner nicht abreißen wird und dass Städte und Kommunen ein solches künftig noch mehr honorieren werden. Eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten und transparente Entscheidungswege sind dabei gerade im Kulturbereich das A und O, so viel ist sicher.
Ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Stichwort in Sachen Kultur ist das Um- und Andersdenken. Allen Zweiflern zum Trotz, zahlt sich ein solches oft aus, so geschehen am Bamberger ETA-Hoffmann-Theater. Anders denken, das haben wir gelernt, ist in der Kunst essenziell. Sich immer wieder neu zu erfinden, Metamorphosen zu durchlaufen, eine Notwendigkeit. Nicht, weil man sonst nicht gesehen wird, sondern weil es bedeutet, sich und die Welt in Frage zu stellen, Probleme zu benennen und über Lösungen nachzudenken. Kunst, egal welcher Art, bietet dafür eine wirkungsvolle Plattform. Denn nur wer stetig in Bewegung bleibt, kann etwas in Gang setzen. Gleichwohl ist Kunst Seelenheil. Das kann wohl jeder bestätigen, der nach einem Konzertbesuch zufrieden den Saal verlässt.
Darum werden wir auch weiterhin nicht nachlassen, einen Teil zur öffentlichen Wahrnehmung kultureller und kulturpolitischer Themen beizutragen und bedanken uns bei allen kooperierenden Institutionen und Künstlern, Verlagen, Städten und Gemeinden, die sich für die hiesige Kultur stark machen – und natürlich bei Ihnen, unserer treuen Leserschaft.
Auf die hoffentlich nächsten 5!
PS. Ein letztes Rätsel wollen wir an dieser Stelle gerne noch lösen (für den Fall, dass es überhaupt noch eins ist). ART. 5|III, also unser Name, leitet sich schlicht und einfach aus unserem Grundgesetz ab. Was für die Kunst gilt, gilt auch für uns. Kunst und Presse sind frei und für dieses Privileg stehen wir ein.
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„Wenn es Art. 5|III nicht gäbe, müsste sie dringend erfunden werden, Glückwunsch zu 5 Jahren feuilletonistischer Unterstützung des Kulturlebens in eigentlich ganz Franken –
und das in einem attraktiven Gewand, leichtfüßig und tiefgehend - eine große Freude!“
Clemens Lukas, Nachsommer Schweinfurt
„‚Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit‘ so das bekannte Zitat von Karl Valentin. Dass die ART. 5|III diese nicht scheut, hat sie in den letzten 5 Jahren immer wieder bewiesen. Das merkt man in der direkten Kommunikation mit den umtriebigen Machern ebenso wie bei der Lektüre der aufwendig recherchierten und breit aufgestellten Monatsausgaben. In Zeiten, in denen immer weniger gelesen wird, das bewegte Bild dem bewegenden Wort den Rang abzulaufen droht, ein mutiger Schritt, ein Fels in der Brandung, eine Bereicherung für die regionale Kultur-Szene.“
Rainer Pirzkall, Kulturreferat der Stadt Nürnberg, Bardentreffen
„Eine derartige Fülle kultureller Informationen in einem Blatt, attraktiv, kompetent und unterhaltsam präsentiert – Chapeau!“
Hans Peter Goritzka, Kulturamt der Stadt Selb
„Gerne nimmt man das Bamberger Blatt in die Hand und erweitert so den eigenen Horizont über die Stadtgrenzen im Kopf hinaus. Wir drücken für die kommenden Jahre die Daumen und vielleicht wachsen bei anhaltendem Interesse auch der Seitenspiegel und Leserschaft, uns würde das freuen. Nicht nur die Kunst, sondern die Gedanken sind schließlich frei…“
KunstKulturQuartier Nürnberg
„Art. 5|III
Bringt allerlei
Und manches besonders
Besondres sogar anders
Fünf Jahre Kunst satt
Infos und Texte nicht knapp
Gratulation zu halb Zehn
Art. 5|III kann geh ‘n“
Karlheinz Busch, Bamberger Streichquartett
Fotocredits:
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