Die Sammlung Fritz P. Mayer ist eine der bedeutendsten Kollektionen figurativer Kunst in Deutschland und umfasst mehr als 200 Kunstwerke. Die Sammlung wurde vom Frankfurter Textilmaschinenbau-Industriellen Fritz P. Mayer begründet und begann 1994 mit der Begegnung des Sammlers mit den Werken von Wolfgang Mattheuer, einem der Gründungsväter der "Leipziger Schule".
Die "Leipziger Schule" entstand in den 1960er Jahren durch die gemeinsame Arbeit von drei Künstlern - Mattheuer, Werner Tübke und Bernhard Heisig - die an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig lehrten. Trotz stilistischer Heterogenität, hatte die Kunstrichtung einen gemeinsamen Nenner: die Auseinandersetzung mit dem Figürlichen.
Wichtige Werke dieser drei Künstler, darunter Heisigs "Der Maler und sein Thema" aus den 70er Jahren und Mattheuers "Seltsamer Zwischenfall" von 1984/91, wurden in die Sammlung aufgenommen und haben musealen Rang. Auch Werke von Willi Sitte, einem weiteren Mitbegründer der "Leipziger Schule", der jedoch an der Kunstschule der Burg Giebichenstein in Halle lehrte, finden sich in Mayers Sammlung.
Fritz P. Mayer legte einen besonderen Fokus auf die Werke von Sitte, Mattheuer und Tübke. Die künstlerische Qualität war dabei immer das entscheidende Kriterium. Eines der hervorstechenden Werke von Sitte in der Sammlung ist "Rufende Frauen" von 1957.
Die Sammlung umfasst darüber hinaus Arbeiten der "Enkelgeneration" der Gründungsväter der "Leipziger Schule", wie Michael Triegel, der bei Arno Rink studierte. Sein Werk "Narziss" von 2000 wurde als Leitmotiv der Ausstellung gewählt. Vertreter der zweiten und dritten Generation der "Leipziger Schule", wie Volker Stelzmann, Arno Rink, Ulrich Hachulla und andere, sind ebenfalls in der Sammlung vertreten.
Neben der "Leipziger Schule" beinhaltet die Sammlung auch Werke von Künstlern wie Johannes Grützke und Karl Hofer, die keine direkte Verbindung zu Leipzig haben. Ihre Arbeiten lockern die Demarkationslinien der geteilten deutschen Kunst auf und fügen eine zusätzliche Dimension zu der Sammlung hinzu.
Die Sammlung Fritz P. Mayer ist öffentlich zugänglich und befindet sich im ehemaligen Wohn- und Atelierhaus von Werner Tübke in Leipzig. Sie ist ein Zeugnis der Bedeutung und Qualität der in Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg weitergeführten figurativen Kunst. Durch seine Sammlung hat Mayer maßgeblich zur Wertschätzung dieser Kunstform beigetragen.
Die Sammlung wurde durch Schenkungen und Dauerleihgaben in vielen namhaften Museen beworben, darunter das Frankfurter Städelmuseum, die Berliner Nationalgalerie und das Haus der Geschichte in Bonn. Eine erste museale Bilanz zog der Sammler im Jahr 2007 im Rahmen einer Sammlungspräsentation im Frankfurter Museum Giersch. 2023, im Jahr des 75. Geburtstages des Sammlers, nun erweitert sich der Blick mit den vielen, zwischenzeitlich hinzugekommenen Neuerwerbungen im Rahmen des gemeinsamen Ausstellungsprojekts der Kunsthalle Jesuitenkirche mit dem Angermuseum in Erfurt, wohin die Ausstellung – in leicht modifizierter Form in Folge Anfang 2024 gehen wird.
Die Ausstellung „Leidenschaftlich figurativ - Die Sammlung Fritz P. Mayer“ ist vom 5. August 2023 bis zum 14. Januar 2024 in der Kunsthalle Jesuitenkirche, Pfaffengasse 26, 63739 Aschaffenburg zu sehen. Öffnungszeiten und Eintrittspreise erfährt man unter www.museen-aschaffenburg.de.