TRIGGER. Nur ein Wort. Und viele Fragezeichen. Im Nürnberger Z-Bau findet vom 14. bis 17. September das Trigger-Festival statt. Ein Festival für Politik und Menschenrechte in Theater und Performance. Wir haben mit Mitorganisatorin Claudia Schulz über die Intention dahinter gesprochen.
Claudia Schulz:
Das Wort „Trigger“ steht für den Auslöser einer Reaktion, einer Emotion, einer Aktion und wird in verschiedenen Bereichen – Jugendsprache, Psychologie, Technik – mit je unterschiedlichen Bedeutungen belegt. Den Künsten ist es ureigen, eine Reaktion bei den Betrachtenden hervorrufen zu wollen. Kunst, die gesellschaftlich relevant ist, muss nach ihrem Selbstverständnis daher imstande sein, Reaktionen und Emotionen auszulösen. Aufgrund seiner umstrittenen Stoffe, provokanten Thesen und seines systemkritischen Potenzials löst politisches Theater häufig gesellschaftliche wie auch persönliche Kontroversen aus. Sie triggert.
Claudia Schulz:
Wir glauben an die Kraft des politischen Theaters, gesellschaftliche Diskurse anzustoßen, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, Zuschauende füreinander zu sensibilisieren und Empathie und Solidarität mit Betroffenen zu stärken.
TRIGGER ist ein Festival für freies Theater, weil gerade in den Stückentwicklungen und Rechercheprojekten der freien Szenen häufig kritisch gesellschaftliche Strukturen untersucht, Missstände und Menschenrechtsverletzungen aufgezeigt werden und der Kampf um Veränderung, die Verbesserung gesellschaftlicher Zustände und Utopien eines friedvollen Zusammenlebens in den Mittelpunkt gestellt werden. Darüber hinaus möchten wir mit TRIGGER das Profil von Nürnberg als Stadt der Menschenrechte stärken. TRIGGER möchte sich aber auch mit anderen drängenden Fragen der Zeit auseinandersetzen und als europäisches und völkerverbindendes Ereignis in Nürnberg zu einem friedlichen Miteinander beitragen. Wie können die Hebel der Kunst für das Entwickeln von Utopien für unsere globale Gesellschaft aussehen?
Claudia Schulz:
Wir laden 10 Einzelkünstler*innen und Kollektive aus ganz Deutschland und der Ukraine nach Nürnberg ein. Die Aufführungen, die wir aus überwältigenden 121 Bewerbungen ausgesucht haben, verhandeln alle gesellschaftlich relevante, politische Inhalte, die sich auf das Thema unserer ersten Ausgabe „IchIchIch“ beziehen. Spannend waren für uns vor allem die Produktionen, die die eigenen Positionen und den politischen Aspekt der Menschenrechte zu verbinden wussten. Es werden Performances, dokumentarisches Theater, Musiktheater, physical theatre,
Stückentwicklungen sowie klassische Theaterstücke zu sehen sein. Ergänzt wird das Festival durch einen Wettbewerb für Dramatiker*innen. Der Gewinnertext wird das erste Mal vor Publikum gelesen werden und ist mit 3000€ dotiert. Darüber hinaus wird es Publikumsgespräche, Workshops und eine Podiumsdiskussion zum Thema „WIR MÜSSEN REDEN“ geben. Nach 4 Tagen Festival möchten wir diskutieren, ob es uns gelungen ist, einen offenen und zugleich wertschätzenden Diskurs zu führen. Finden wir in einem Theaterfestival ein gemeinsames Fundament, das die Verknüpfung der diversen Ichs unserer Gesellschaft ermöglicht? Besonders freuen wir uns, dass das Festival mit einer Uraufführung der Bühne für Menschenrechte (Berlin) eröffnet werden wird. Gemeinsam mit queeren Menschen mit Fluchtgeschichte und Expert*innen aus Erfahrung, entwickelt die BfM ein dokumentarisches Theaterstück, um ihre Stimmen in unserer Gesellschaft zu stärken, Vernetzung und Empowerment zu fördern und Mut zu solidarischem Handeln zu machen. Das Stück legt den Fokus auf repressive Machtverhältnisse, benennt strukturelle Probleme des deutschen Asylsystems und erzählt Geschichten von Vernetzung, Widerstand und Empowerment. Im Anschluss findet ein Gespräch mit lokalen Aktivist*innen und Expert*innen statt.
Claudia Schulz:
Der Z-Bau, unser Kooperationspartner, ist der ideale Ort für unser Festival, weil wir hier die großartige Möglichkeit bekommen, 4 Tage lang alle Räumlichkeiten zu bespielen. Das Z-Bau Team schenkt uns nicht nur sein Vertrauen und die programmatische Freiheit, sondern unterstützt uns in vielen strukturellen, organisatorischen Belangen. Es ist ein sehr angenehmes, wertschätzendes Miteinander. Darüber hinaus ist der Z-Bau ein Ort, der jegliche Form von Diskriminierung ablehnt und verschiedene Menschen mit unterschiedlichsten Lebensentwürfen zusammenbringt. Es ist ein Ort des Austausches, der Diskussion und der Vernetzung, um gemeinsam an einem besseren Miteinander zu arbeiten. Aus diesem Grund ist der Z-Bau für unser Festival für Politik und Menschenrechte in Theater und Performance der perfekte Ort.