Schauspiel/Sprechtheater
Das Theater Ansbach wartet am 15. April mit der Uraufführung von Rike Reinigers Jugendstück „Wolken und andere Katastrophen“ auf, einer Parabel über kindliche Klugheit und vorausschauenden Mut. Am 5. Mai folgt die Premiere des musikalischen Lustspiels „Frau Luna“. Das Ansbacher Theater hat Heinz Bolten-Baeckers 1899 entstandenes heiteres Science-Fiction-Abenteuer gleichen Titels, das Paul Lincke durch seine Musik als Operette berühmt machte, für das Schauspiel adaptiert.
Gleich zwei Uraufführungen präsentiert das ETA Hoffmann Theater Bamberg im Frühling. „Utopia“ von Stefan Otteni und Remsi Al Khalisi verspricht, so die Ankündigung, ein „musikalischer Abend über die Sehnsucht nach einer besseren Welt“ zu werden. Dieser will den großen utopischen Gedankenspielen folgen, nach Atlantis reisen, in den berühmten Sonnenstaat, zur Insel Felsenburg und in unbekannte Dimensionen. Und wenn die in Worte gefassten Vorstellungen an ihre Grenzen kommen, so soll an diesem Abend, dessen Premiere am 27. April über die Bühne des Großen Hauses geht, Musik die Horizonte öffnen. Der erfolgreiche Dramatiker Konstantin Küspert hat nach „rechtes denken“ und „europa verteidigen“ zum dritten Mal ein Stück für das Bamberger Ensemble geschrieben und entführt uns mit „Der Westen“ auf eine eigenwillige Reise genau in diese Himmelsrichtung. Erlebt das Abendland seine Dämmerung? Sibylle Broll-Pape inszeniert die Uraufführung dieses Stückes, das am 25. Mai im Studio Premiere hat.
Ayad Akhtars erfolgreiche, mit dem Pulitzerpreis geehrte Tragik-Komödie „Geächtet“ wird ab dem 7. April am Landestheater Coburg gezeigt, inszeniert im Großen Haus von Andreas Nathusius. Kaum eine Woche später folgt in der Reithalle die Premiere von Florian Zellers Schauspiel „Vater“, das sich mit einem gefürchteten Thema auseinandersetzt, dem Auftreten einer Alzheimererkrankung in der Familie. Kay Link inszeniert das Stück des jungen französischen Dramatikers und hebt es am 13. April aus der Taufe. Ab dem 25. Mai darf es entspannter werden, denn dann ist in der Reithalle eine Komödie dran. Jakob Noltes von Thorsten Köhler inszeniertes „Gespräch wegen der Kürbisse“ führt uns in die „Freundinnen-Hölle“, denn nur Freundinnen wissen genau, wie sie einander wehtun können. Ein Café-Dialog, der zum verbalen Showdown wird!
Nach einem für die Jugend gedachten „mobilen Stück“ von Max Eipp über den unsterblichen Huckleberry Finn (Premiere am 9. April) kümmert sich das Markgrafentheater Erlangen um die Willkommenskultur in Deutschland. Damit das den potenziell Angesprochenen auch klar ist, findet sich der Titel des Stückes „Willkommen“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz zusätzlich in arabischer Schrift vermerkt. Katrin Lindner führt Regie, Premiere ist am 12. April. Zwei Tage später wird die Gewinnerinszenierung des Regie-Nachwuchswettbewerbes zum Thema Klima präsentiert.
Vier Produktionen offeriert das Stadttheater Fürth im April/Mai. Am 27. April haben die „Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling ihre Premiere, eine Eigenproduktion des Stadttheaters Fürth mit dem Untertitel „Ansichten eines vorlauten Beuteltiers“, in dem es in einer bunten Mischung um Kapitalismuskritik, absurde Komik und Freundschaft geht. Nur einen Tag später kommt ein Gastspiel der Komödie im Bayerischen Hof München nach Fürth: eine „Mittsommernachts-Sex-Komödie“ nach dem gleichnamigen Film von Woody Allen. Komödiantisch geht es auch weiter im Mai mit „Schtonk!“ (nach dem Film von Helmut Dietl und Ulrich Limmer) und der spritzigen Wellness-Farce „Der Aufguss“ von René Heinersdorff. Letztere wird am 19./20. Mai vom Theater an der Kö aus Düsseldorf angeboten, „Schtonk!“ am 2./3. Mai von der Württembergischen Landesbühne Esslingen.
Das Theater Hof präsentiert ab 7. April erstmals Ödön von Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Das Volksstück mit dem so harmlos klingenden Titel demaskiert mit bitterem Humor das Klischee von der Wiener Gemütlichkeit. Judith Kuhnert inszeniert, Raphael Tschernuth kümmert sich um die musikalische Gestaltung. Ebenfalls im Großen Haus folgt ab dem 19. Mai Shakespeares Klassiker „Wie es euch gefällt“, eine vermutlich 1599 entstandene Komödie, die auf unnachahmliche Weise Komik mit Melancholie verbindet.
„Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ kann man ab dem 20. April im Theater Schloss Maßbach kennenlernen. Das Schauspiel von Simon Stephens (nach dem Roman von Mark Haddon) erzählt warmherzig und humorvoll von komplizierten Familienverhältnissen in heutiger Zeit. Ein Stück für Jugendliche wird in der Woche zuvor als Uraufführung angeboten: „Schirokko“ von Renate Ahrens.
Am Staatstheater Nürnberg zeigt auch der Blick auf die drei Premieren im April und Mai, dass der scheidende Schauspieldirektor Klaus Kusenberg nimmermüde Neues auf die Bühne bringt. Am 7. April hat Rebekka Kricheldorfs „Robert Redfords Hände selig“ in den Kammerspielen Premiere. Die Autorin erzählt darin mit bitterbösem Humor von Deutschen, die in der Fremde ihrer Illusionen beraubt werden. Eine Woche später kommt Shakespeares Klassiker „Wie es Euch gefällt“ im Schauspielhaus auf die Bühne, inszeniert von Frank Behnke. Das dritte Stück ist eine Uraufführung und trägt bisher nur den Arbeitstitel „Körper“, aber das deutet bereits an, dass es in Adeline Schebeschs – von Julia Prechsl auf die Bühne gebrachten – „Szenen für drei (Schau-)Spieler/innen und ein Gewand“ um die Folgen des Körperwahns geht.
Das Theater der Stadt Schweinfurt besinnt sich vom 9. bis 12. April auf einen Evergreen des Theaters, Schillers „Kabale und Liebe“ in einer Version der Unterfränkischen Landesbühne (Schloss Maßbach). Am 20./21. April folgt die Tragikomödie „Vater“ von Florian Zeller, vorgestellt von den Stuttgarter Schauspielbühnen. Das von den Maßbachern aus der Taufe gehobene Jugendstück „Schirokko“ gastiert am 14./15. Mai in Schweinfurt.
Gleich drei Premieren offeriert das Mainfranken Theater Würzburg im April. Am 7. April kommt zunächst Georg Büchners Klassiker „Woyzeck“ in einer Inszenierung Martin Kindervaters im Großen Haus zur Aufführung. Die Geschichte einer innigen Freundschaft vor dem Hintergrund des nordirischen Bürgerkrieges erzählt Owen McCaffertys „Mojo Mickybo“, das am 12. April in der Kammer Premiere hat. Ebenfalls dort kommt am 20. April Simon Stephens’ Stück „Heisenberg“ auf die Bühne, eine Komödie, die nicht nur durch ihre schlagfertigen und aberwitzigen Dialoge begeistert, sondern ebenso durch das spannende Reiz-Reaktions-Spiel zwischen den beiden Protagonisten.
Musiktheater I: Oper
Am Landestheater Coburg inszeniert Tobias Heyder mit Antonin Dvoráks „Rusalka“ eine der schönsten Märchenopern der Musikgeschichte. Zuvor schon wurde die slawische Oper in Coburg geradezu liebevoll gepflegt. Generalmusikdirektor Roland Kluttig stellte Janaceks „Katja Kabanowa“ ebenso vor wie Smetanas „Die verkaufte Braut“ und zuletzt Janaceks „Das schlaue Füchslein“. Er dirigiert auch die Premiere dieser „Rusalka“, die am 22. April stattfindet.
Das Staatstheater Nürnberg präsentiert am 13. Mai eine Neuproduktion von Gioacchino Rossinis Komischer Oper „Der Barbier von Sevilla“. Der österreichische Regisseur, Josef E. Köpplinger, seit 2012 Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, wird das Werk als rasante Klipp-klapp-Komödie auf die Bühne des Opernhauses bringen. Auf die Wiederaufnahme von Verdis „La Traviata“ am 7. April wollen wir gerne hinweisen, denn der Besuch oder Wiederbesuch dieser Konwitschny-Inszenierung lohnt sich in jedem Fall.
Am Theater der Stadt Schweinfurt wird es vom 24. bis 28. April „schicksalsmächtig“, denn das Theater Augsburg gastiert dort mit seiner Interpretation von Giuseppe Verdis „La forza del destino“ (Die Macht des Schicksals). Darin löst ein einziger tödlicher Schuss schicksalhafte Verwicklungen aus. Intendant André Bücker hat das Drama inszeniert, Domonkos Héja dirigiert es.
Die letzte große Produktion dieser Saison im Bereich Musiktheater am Mainfranken Theater Würzburg gilt einem zeitgenössischen Opernwerk mit politischem Hintergrund: „Nixon in China“ von John Adams. Eine Episode der Zeitgeschichte, Richard Nixons Chinareise im Februar 1972, wurde von Adams, einem der Mitbegründer der so genannten Minimal Music, in seiner typischen Weise vertont. Ein aus permanent sich wiederholenden rhythmischen Mustern gewebter Klangteppich untermalt die Geschehnisse. GMD Enrico Calesso hat die musikalische Leitung, die Regie besorgt Tomo Sugao, die Premiere ist am 19. Mai.
Musiktheater II: Operette und Musical
Eine Komische Oper und eine Operette hat das Stadttheater Fürth im April/Mai auf Lager. Die Eigenproduktion von Detlev Glanerts „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“, in Zusammenarbeit mit der Nürnberger Hochschule für Musik, beruht auf der gleichnamigen Vorlage Christian Dietrich Grabbes, der in seinem Schauspiel den klassischen deutschen Idealismus aufs Korn genommen hatte. Premiere ist am 13. April, Dominik Wilgenbus inszeniert, Johannes Guido Rumstadt dirigiert. Carl Zellers unsterblicher „Vogelhändler“ kommt ab dem 15. Mai als Gastspiel des Thalia Theaters Wien (in Kooperation mit dem Nordböhmischen Opernhaus Usti) nach Fürth. Einmal mehr wird man sich über Ohrwürmer wie „Ich bin die Christel von der Post“ freuen dürfen. Die musikalische Leitung obliegt Milos Formacek, Inszenierung und Text stammen von Rudolf Pfister.
Zum ersten Mal am Theater Hof wird das Musical „Sweet Charity“ von Cy Coleman und Neil Simon gezeigt, das sich auf den Stoff des Filmes „Die Nächte der Cabiria“ von Federico Fellini bezieht (Shirley McLaine spielte darin die Titelrolle). Das mit Preisen überschüttete Erfolgsmusical bietet musikalisch ganz großen Broadway und eine sowohl heitere als auch berührende Geschichte. Die Inszenierung und die choreographische Umsetzung besorgt Kurt Schrepfer, die musikalische Leitung hat Daniel Spaw. Premiere ist am 28. April im Großen Haus des Hofer Theaters.
Das Theater der Stadt Schweinfurt präsentiert am 17. und 18. Mai Albert Lortzings Komische Oper „Zar und Zimmermann“ als Gastspiel des Landestheaters Detmold. Die Spieloper von 1837 wurde aufgrund ihres originellen Plots und ihrer eindrucksvollen Chor- und Ensembleszenen rasch populär und geizt nicht mit musikalisch brillant umgesetzten komischen Einfällen. György Mészáros dirigiert, Richard Lowe choreographiert und Wolf Widder inszeniert.
Ballett und Tanztheater
Am Landestheater Coburg hat am 12. Mai ein dreiteiliger Ballettabend von Mark McClain und Kollegen unter dem Titel „Der Feuervogel“ Premiere. Nach dem neuen Ballett „Die Geschichte vom Soldaten“ steht diesmal wieder eine Musik Strawinskys im Zentrum: das Ballettmärchen „Der Feuervogel“ aus dem Jahre 1910. Neben dem Coburger Compagniechef choreographieren Takashi Yamamoto und Uwe Scholz.
„Powerhouse“ ist am Staatstheater Nürnberg die neueste Choreographien-Trilogie überschrieben. Premiere der unter diesem Titel zusammengefassten drei Beiträge von den namhaften Choreographen Hofesh Shechter (aus Israel), Alexander Ekman (aus Schweden) und Hausherr Goyo Montero ist am 21. April. Monteros Choreographie wird zum ersten Mal gezeigt, ist also eine Uraufführung. Die Musik zu den einzelnen Werken stammt u.a. von Hofesh Shechter und Mikael Karlsson.
Tanztheater aus den USA bietet das Theater der Stadt Schweinfurt am 14./15. April an. Der Titel des Stückes der Jon Lehrer Dance Company, „Shadows in Motion“, deutet schon an, worum es geht: Bewegte Traumwelten des Schatten-Tanz-Theaters. Erstaunliche Athletik paart sich hier mit ansteckendem Humor. Am 4./5. Mai kommt das Tanztheater dann aus Portugal, und es ist natürlich dem Fado gewidmet, dieser ausdrucksstärksten Form portugiesischer Kultur. „Correr o Fado“ nennt das Quorum Ballet seine Inszenierung mit Live-Musik, die der Compagnie bereits hohes Lob eingebracht hat.
Das Mainfranken Theater Würzburg widmet sich ab dem 28. April dem Aschenputtel-Stoff. Sergej Prokofjews berühmte „Cinderella“-Musik, von Marie Jacquot dirigiert, nimmt Ballettdirektorin Anna Vita als Inspiration für ihre neue Choreographie. Sie arbeitet dabei einmal mehr mit dem Bühnen- und Kostümbildner Kristopher Kempf zusammen.
Blick nach Thüringen
Den Zeitgeist verspotten, so lautet die Devise am Theater Erfurt ab dem 12. April, wenn der Titelsong „Es liegt in der Luft“ an Mischa Spolianskys Kabarett-Revue „Ein Spiel im Warenhaus“ erinnert, die bereits vor 90 Jahren – mit Marlene Dietrich! – das Lebensgefühl der zwanziger Jahre aufs Korn genommen hatte. Und natürlich ist der Spielort in einem Weimarer Modehaus!
Das Staatstheater Meiningen wartet im April/Mai vor allem mit Klassikern auf. Im Sprechtheater steht zunächst Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ auf dem Programm (Premiere am 10. April), danach mit „Dantons Tod“ von Georg Büchner ebenfalls ein Repertoirestück (ab 18. Mai). Dazwischen, am 26. April, präsentiert eine Inszenierung der Bürgerbühne Meiningen mit „Spur der Steine“ eine Adaption des Romans von Erik Neutsch. Im Operngenre wird ab dem 13. April eine Neuinszenierung von Richard Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ gezeigt, verantwortet von Philippe Bach (musikalische Leitung) und Aldona Farrugia (Regie).
Am Nationaltheater Weimar wagt man sich wieder einmal an Richard Wagners „Tannhäuser“. Der Regisseur Maximilian von Mayenburg inszeniert diesen Sängerkrieg auf der Wartburg, in dem es Wagner ja vor allem darum ging, zu zeigen, dass wahre Kunst ihre Kraft auch aus amoralischen, ja skandalösen Impulsen beziehen kann. Kirill Karabits bzw. Dominik Beykirch dirigieren diese Wiener Fassung, die am 14. April Premiere hat. Im Schauspielsektor bietet Rebekka Kricheldorf ab dem 8. April ein Inszenierungsprojekt mit Jugendlichen unter dem Titel „Homo Empathicus“ an. Eine Uraufführung hat am 16. Mai Premiere: Oliver Bukowskis „Verzicht auf zusätzliche Beleuchtung“, ein Stück, in dem es um das Recht auf Unangepasstheit geht und das Verhältnis von Normalität und Wahnsinn auf die Probe gestellt wird. Stephan Rottkamp zeichnet für die Regie verantwortlich.
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Venezianische Masken, Foto © pixabay.com
Die „Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling im Stadttheater Fürth, Foto © pixabay.com
Theatralische Momente, Foto © pixabay.com