Das Konzert des Rosentaler-Ensembles unter der Leitung von Christopher Berensen mit dem vielversprechenden Titel „Emotion und Gelassenheit“ am 4. Mai 2024 in der Johanniskapelle in Bamberg war ein voller Erfolg und ein Abend voller Gefühl.
Das Rosentaler-Ensemble ist eine Gruppe von professionellen Musiker:innen, die sich ganz der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts verschrieben haben und auf historisch nachempfundenen Instrumenten spielen. Seit 2013 ist es ihr Ziel, qualitativ hochwertige Alte Musik erlebbar zu machen.
Das Programm begann mit einer Suite von Marin Marais, einem Gambisten am Hofe Ludwigs XIV., der „niemals ein schlechtes Stück komponiert hat“, so die Ansage vorab. Das Ensemble präsentierte die Stücke mit einer Mischung aus Ruhe und lebhafter Fröhlichkeit, wobei die Musiker:innen an Cembalo, Gambe und Theorbe eine beeindruckende Kommunikation und Interaktion zeigten. Jede Pause, jedes Innehalten, schien genau bedacht zu sein. Im „Rondeau le Troilleur“ wurde die Begeisterung für die Komposition überschwänglich – und das Stück wurde zu einem eher eiligen Zeitvertreib, was der Schönheit dieses ausgesprochen sinnlichen Klangerlebnisses aber keinen Abbruch tat.
Diejenigen, die bis dahin noch nicht dem Klang der Viola da Gamba, gespielt von der in Melbourne lebenden Australierin Laura Vaughan, verfallen waren, würden es spätestens im folgenden Stück sein.
In dem eigens für sie komponierten „Spirit of Daphne“ von Brooke Green, das die Emotionalität des antiken Stoffes einfing, herrschte im Raum eine fast unerträgliche Spannung, als der letzte Ton erklang – ein Flageolett-Ton, aufgelöst durch den tosenden Applaus des Publikums. Laura Vaughans souveränes Spiel zeugte dabei von ihrer Leidenschaft für das Instrument und die Musik.
Nach diesem kurzen Ausflug folgte Musik von Elisabeth Jaquet de la Guerre, dargeboten von Christopher Berensen am Cembalo, der mit spielerischer Leichtigkeit die unkomplizierte Freude an Melismen und Verzierungen präsentierte.
Verzierungen wurden nicht nur akustisch deutlich, sondern auch visuell; das geöffnete Cembalo zeigte pastellfarbene historische Szenen am Wasser – im Kontrast zu der im Raum befindlichen Kunstausstellung, die große, moderne Darstellungen mit biblischem Bezug zeigte. Man habe sich dazu entschieden, mit anstatt gegen die Kunst im Raum zu arbeiten, so Berensen, als er ankündigte, August Kühnels Variationen zu „Herr Jesus Christ, du höchstes Gut“ würden hinter den Kunstwerken aufgeführt, um „ohne die visuelle Störung durch die Musiker“ nicht von den Bildern (und der Musik?) abzulenken.
Im zweiten Teil des Konzerts störte das grelle Deckenlicht etwas die sanften Klänge der Instrumente. Dennoch gelang es dem Ensemble, die Zuhörenden mit dem Spaß an historischen Musikinstrumenten wie der Barocklaute von Yeon Ryu zu begeistern. Nach so viel Wucht und Emotion, die der Suite für Barocklaute vorausgegangen war, war das beinahe kritzelnd wirkende Spiel des Instruments ein entspannender Ausgleich, der Zurücklehnen und das einfache Genießen ermöglichte. Der Künstler spürte sichtbar jeden einzelnen Ton – unterbrochen wurden die einzelnen Darbietungen allerdings durch das Nachstimmen der Laute.
Der Abend endete mit einem spontanen Geburtstagsständchen für den Leiter des Ensembles und wieder am Hof des Sonnenkönigs mit einem tänzerisch fröhlichen Abschlussstück von Antoine Forqueray. Dieser im wahrsten Sinne des Wortes krönende Abschluss des Konzerts zeigte nochmals gelungen das Zusammenspiel der drei Musizierenden, das sich durch wortlose Kommunikation, emotionale Verbundenheit und Leichtigkeit in der Beherrschung der Instrumente sowie grenzenlose Spielfreude auszeichnete und damit das Publikum anzustecken vermochte.
Es war ein Abend, der durch die abwechslungsreiche Auswahl der Stücke und die spürbare Leidenschaft am Musizieren gleichsam ein tiefes Verständnis für die Musik deutlich werden ließ.
Anna Müller, 2024