Nürnberg wird in den nächsten Monaten zu einem Schauplatz für Kunstausstellungen mit komplexen Thematiken, die zum Nachdenken anregen sollen. Gleich drei Ausstellungen teilen sich städtische Präsentationsflächen. Die Kunsthalle Nürnberg thematisiert zwischenmenschliche Verbindungen in einer Welt voller Instabilität und systemischen Ungerechtigkeiten und offerieren zugleich Alternativen im Umgang miteinander und mit unserer Welt in der Ausstellung „Something Between Us“ der Künstler:innen Kirstin Burckhardt, Miriam Cahn, Vivian Greven, Teboho Edkins, Luzia Hürzeler, Alice Musiol, Warren Neidich, Stefan Panhans, Sibylle Springer, Thomas Taube und Andrea Winkler. Zur selben Zeit verwandeln die Künstler:innen Sinta Werner (Berlin), Tobias Buckel (Nürnberg), Heike Gallmeier (Berlin) und Gloria Zein (Berlin) das Kunsthaus Nürnberg mit Hilfe von Malerei, Skulptur und Rauminstallation in eine Reflexionsfläche über das vermeintlich Untrügliche in der Ausstellung „Falling Apart“. Eine Bühne für zeitgenössische Kunst wird der Schlossgarten des Museums Tucherschloss mit Skulpturen von Michaela Biet in ihrer Ausstellung „Kosmos“.
Something Between Us
19. Februar bis 15. Mai 2022 in der Kunsthalle Nürnberg
Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Schon Aristoteles charakterisierte den Menschen als „Zoon politikon“, als soziales wie politisches Wesen, das zwischenmenschliche Verbindungen eingeht, weil ihm Gemeinschaft ein grundlegendes Bedürfnis ist. Auch heute steht der Mensch, trotz einer zunehmend individualisierten Gesellschaft, in einem komplexen wie wechselseitigen Beziehungsgeflecht mit seinen Mitmenschen. Die Corona-Pandemie lässt uns aus einem veränderten Blickwinkel auf die Thesen der Ausstellung blicken. Covid-19 hat uns in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, wie dramatisch das Fehlen zwischenmenschlicher Kontakte sein kann und was es bedeutet, wenn wir Familie und Freund:innen nicht sehen oder ihnen nicht körperlich nahekommen dürfen. Im Zeitalter der Digitalisierung können technische Kommunikationsmittel körperliche Nähe nicht ersetzen. Unsere Kommunikation verändert sich, wenn wir uns nicht physisch, sondern im digitalen Raum begegnen. Neue Wege der Kommunikation repräsentieren eine Sprache, die auf Geschwindigkeit, Simultanität und Effektivität ausgerichtet ist. Die Gruppenausstellung „Something Between Us“ blickt auf unsere Gegenwart und die verworrenen Strukturen des Miteinanders im digitalen Zeitalter. Zugleich thematisiert sie die anthropologischen Konstanten zwischenmenschlicher Beziehungen: Liebe, Empathie und Geborgenheit einerseits sowie andererseits Hass, Abhängigkeit und Ausgrenzung. Durch Malerei, Zeichnung, Fotografie, Film, Skulptur, Installation und Performance finden die Künstler:innen Bildmetaphern für dieses „something between us“, das wir nicht sehen und nicht greifen können, das unter der Oberfläche liegt und für das unsere Sprache keine angemessenen Worte findet.
FALLING APART
26. März 2022 – 12. Juni 2022 im Kunsthaus Nürnberg
Inszenierte Brüche und Bedeutungsverschiebungen stehen in der Ausstellung „Falling Apart“ im Mittelpunkt. Beim Durchwandern der Räume entstehen vielfach Irritationen und Wendepunkte. Die Werke fordern vom Betrachtenden Aufmerksamkeit und Zeit. Häufig finden die einzelnen Arbeiten Ihren Ausgangspunkt im Gebäude oder Ausstellungsraum selbst. So wie man denkt verstanden zu haben, wie eine Arbeit von Buckel, Gallmeier, Werner oder Zein „funktioniert“, wie sie gemacht oder einzuordnen ist, fällt durch den Bezug zu den anderen Arbeiten oder der räumlichen Umgebung dieses Verständnis wieder in sich zusammen. Jede Künstlerin, jeder Künstler bespielt einen der vier Räume des Kunsthauses mit auf den Raum hin konzipierten Arbeiten: Raumgreifende Installationen, Bodenarbeiten, Malerei, Zeichnung, Fotografie und Frottage. Im großen Mittelgang verschränken sich die einzelnen Positionen im bewussten Bezug zueinander.
Kosmos. Skulpturen von Michaela Biet.
28. April bis 3. Oktober 2022 im Schlossgarten des Museums Tucherschloss und Hirschvogelsaal
Bereits frühzeitig widmete sich Michaela Biet in ihrem Studium der Bildhauerei bei Wilhelm Uhlig an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seit 1985 ist sie freiberuflich als Bildhauerin in Nürnberg tätig. Mit ihren kraftvollen Plastiken und Skulpturen aus Stein, Eisenguss und gebrannter schwarzer Erde thematisiert sie zeitlose Grundformen des Lebens, zeigt elementare Facetten des Kosmos in teils starker Vergrößerung. Auf diese Weise gestaltet sie "Form-Ideen", die den Betrachtenden weite Spielräume für eigene Interpretationen und ganz unterschiedliche Phantasien eröffnen. Symbolhaft verweist sie damit vom begrenzten skulpturalen Objekt auf den unbegrenzten Kosmos der Gedanken. Die Open-Air-Schau der international bekannten und vielfach ausgezeichneten Künstlerin zeigt teils erstmals öffentlich präsentierte, teils sogar extra für den Anlass geschaffene Exponate und setzt damit die Reihe "Skulpturen im Park" fort.