Der Kunstverein Würzburg ist aus der Reihe der kunstbeflissenen Vereinigungen einer der jüngeren Generation. Mit seiner Arte Noah, dem Kunstschiff, hat er einen sehr besonderen Ort für Kunst geschaffen und diesen in unmittelbarer Nähe des Kulturspeichers regelrecht verankert. Die schwimmende Galerie ist Dreh- und Angelpunkt des Kunstvereins der Mainmetropole, in der er neben seinen Ausstellungen auch Vorträge, Konzerte und Filmabende veranstaltet.
Als ihre Aufgabe verstehen die Würzburger Kunstmacher die „Förderung neuer Kunst, der zeigenössischen Künstler:innen und des Kunstverständnisses.“ In diesem Sinne sind alle Bestrebungen, Veranstaltungen und Einrichtungen in Würzburg in Umgebung relevant, die diesen Zielen dienen. Die sehr pauschal gesetzte Mission erfüllt der Verein facettenreich, wie im Interview mit Herrn Jörg Nellen, dem Vorsitzenden des Vereins, deutlich wurde.
Der Kunstverein Würzburg e.V. entstand 1989 als Gründung von Liebhaber:innen der zeitgenössischen Kunst, die damals in Würzburg fehlte.
Wir stellen zeitgenössische Kunst in vier jährlichen Hauptausstellungen aus und zeigen überregional bedeutsame Künstler:innen, die etwas zu den aktuellen Strömungen beitragen. Der Vorstand wählt, beraten vom künstlerischen Beirat, die Kandidat:innen des nächsten Jahres aus jährlich etwa 40 bis 50 Bewerbungen aus.
Jede Person bringt ihr eigenes Kunstverständnis ein. Bei der Künstler:innen-Auswahl diskutieren wir in einem hermeneutischen Prozess, bis wir einen Konsens haben.
Seit der Gründung des Museums im Kulturspeicher 2002 fehlt es in Würzburg zwar nicht mehr an der Vermittlung zeitgenössischer künstlerischer Positionen. Doch trägt der Kunstverein mit seinem einzigartigen Ausstellungsraum, dem Kunstschiff ARTE NOAH, zur Vielfalt und zur Auseinandersetzung bei.
Wir haben mehrere Programmschwerpunkte und Strategien. Neben den überregionalen Hauptausstellungen bieten wir mit Sonderformaten lokalen und jungen Kunstschaffenden ein Forum: Sommerausstellung, Open ARTE, Lange Kulturspeichernacht. Strategisch binden wir die Mitglieder durch offene Vorstandssitzungen und den Versand der Protokolle ein. Ziel dabei ist es, Mitarbeit für den Vorstand zu generieren, was gelingt. All das dient der Wahrnehmung von innen und außen und der Auseinandersetzung mit der Kunst, die wir zeigen.
Wir haben die lokale Vernetzung der Anrainer des Alten Hafens Würzburg angeschoben. Museen, Galerien, Kino, Hotels, Tankstelle und Gastronomie sollen zum Kulturhafen Würzburg werden.
Höhepunkte sind natürlich die Ausstellungen, darunter von heute bedeutenden Künstlern wie Jürgen Brodwolf, Jürgen Klauke und Norbert Kleinlein. Frauen folgen noch. Höhepunkte waren sicher auch die Ausstellungen, die in die Stadt hineinwirkten, wie die Installation „Komm und setz’ dich“ von Barbara Engelhard, die mit hunderten Stühlen im Rathaushof zur Kontaktaufnahme aufrief (2016), oder Ralf Witthaus, der den vier Kilometer langen Rasen im Ringpark mit einem Songtext versah: „dass das Herz rast“ – Kunst mit dem Rasenmäher. Land-Art im Ringpark, 2014.
Alle zwei Jahre nehmen wir an der Pop-up-Kunstausstellung ARTbreit in Marktbreit teil, indem wir die 30km flussauf dorthin fahren.
In den nächsten beiden Jahren wird eine Artist-in-Residence-Möglichkeit durch Umbauten der Kajüte und der Abwasserentsorgung umgesetzt.
1988 bis 1995 fanden Ausstellungen in wechselnden Räumen Würzburgs statt. Seit 1995 dient der umgebaute, 93 Jahre alte Frachtkahn als einzige schwimmende Galerie Deutschlands. Vorher lag sie bis 2011 am Willy-Brand-Kai in der Stadt, seither im Kulturhafen hinter dem Kulturspeicher.
Er ist gegenwärtig unser Ort und Sitz:
Kunstschiff Arte Noah, Oskar-Laredo-Platz 1 (im Kulturhafen Würzburg, hinter dem Kulturspeicher), Würzburg.
Weitere Räumlichkeiten besitzt der Verein nicht.
Zurzeit haben wir 180 Mitgliedschaften mit ca. 300 Mitgliedern. Der Kunstverein betrieb 2002 massiv den Ausbau eines alten Hafenspeichers zum Kulturspeicher. Danach wanderte etwa die Hälfte der Mitglieder in dessen neuen Förderverein. Doppelmitgliedschaften sind heute viele vorhanden und auch gewünscht, da beide Vereine unterschiedliche Förderziele verfolgen.
Durch einen Wechsel im Vorstand ist in allerjüngster Zeit ein erfreulicher Anstieg der Mitgliederzahlen zu verzeichnen. Die bisherigen „Grauen Wölfe“ haben nun viele jüngere an ihrer Seite. Der Verein hat sich in den letzten Jahren deutlich verjüngt.
Seit der Wahl im Februar 2023 verstehen wir uns als achtköpfiges Vorstandsteam, in das der künstlerische Beirat gleichberechtigt eingegliedert ist. Jörg Nellen und Isabell Ohst sind nach §26 BGB zeichnungsberechtigt. Sie werden vom Schatzmeister, von der Schriftführerin und drei weiteren Mitgliedern sowie von vier künstlerischen Beirät:innen unterstützt.
Seit Februar 2023, wobei zu drei in der Vorstandsarbeit Erfahrenen fünf neue Gesichter kamen.
Weitere Informationen und aktuelle Termine finden Sie unter www.kunstverein-wuerzburg.de.