Otto-Grau-Kulturpreis geht an Bamberger Künstlerhausdirektorin
Nora Gomringers Preisregen reißt nicht ab
veröffentlicht am 03.04.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Seit sie 2006 mit dem Bayerischen Kulturförderpreis in der Sparte Literatur bedacht wurde, sind ein gutes Dutzend weiterer Auszeichnungen (dabei die zahlreichen Aufenthaltsstipendien und drei Poetikprofessuren nicht einmal gerechnet) hinzugekommen. Nora Gomringer, Lyrikerin und Rezitatorin und seit just vier Jahren Direktorin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia Bamberg, ist gefragt. Jetzt ist bekannt geworden, dass der Vierunddreißigjährigen, die sowohl die deutsche als auch die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt, der Otto-Grau-Kulturpreis verliehen werden wird.
Die jetzt nicht mehr mit 10 000 Euro, sondern mangels Zinserträgen und Stiftungsgeld nur noch mit 7500 Euro dotierte Auszeichnung wird vom Regierungsbezirk Mittelfranken vergeben. Die Preisverleihung findet am 5. Mai um 15 Uhr im Stadtmuseum Schwabach statt. Die Laudatio wird der Göttinger Germanist Frank Möbus halten, der mit Veröffentlichungen zu Joachim Ringelnatz, zu Robinson Crusoe und zum Fliegenfischen hervorgetreten ist; den Vorsitz über die Jury hatte Dietmar Hahlweg inne, der von 1972 bis 1996 Oberbürgermeister der Stadt Erlangen war.
Erstmals wurde der Otto-Grau-Kulturpreis 1993 vergeben, an den 1936 in Nürnberg geborenen Maler und Bildhauer Werner Knaupp, der seit zwei Jahren auch mit großformatigen Photographien (von Tulpen, beispielsweise) hervorgetreten ist. Werner Heider (1995) und Horst Lohse (2002; ehemals in Bamberg zuhause, jetzt in Memmelsdorf) heißen die in der Sparte Musik bedachten Preisträger. 2006 wurde der Kabarettist Frank-Markus Barwasser ausgezeichnet. Otto Graus Witwe richtete 1993 die Otto und Hildegard Grau-Kulturstiftung, aus deren Mitteln in zweijährlichem Turnus der Kulturpreis verliehen wird.
Otto Grau (geboren 1913 in Erlangen, gestorben daselbst 1981) studierte in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, wirkte als Kunsterzieher unter anderem am Dürer-Gymnasium und verabschiedete sich 1969 aus dem Schuldienst, um freischaffend zu arbeiten. Aus seiner Hand stammen Siebdrucke, Öl- und Acrylarbeiten ebenso wie Plakate, Buchillustrationen, Glasfenster, Mosaike und Landschaftsaquarelle. Neben dem Kulturpreis seiner Heimatstadt (1971) sind dem Künstler zahlreiche Ehrungen zuteil geworden, etwa in Rom, in Biarritz und im westfranzösischen Loudun.
Die diesjährige Preisträgerin Nora Gomringer muss man kaum mehr vorstellen. Es sei aber doch soviel gesagt, dass die Ende Januar 1980 im saarländischen Neunkirchen, das an der Blies, nicht, wie oft kolportiert, an der Saar liegt, geborene Poetin ihren seit 2006 bei Voland & Quist erscheinenden Lyrikbänden grundsätzlich eine CD beigibt, auf welcher sie sich als formidable Vortragskünstlerin erweist. Im vergangenen Jahr herausgekommen sind – mit Illustrationen von Reimar Limmer – ihre „Monster Poems“, die immerhin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung besprochen wurden.
Gomringer, die derzeit auf dem Poesiefestival Alta Voz in Mexiko weilt, wird in diesem April auch beim Ascona Literaturfestival auf dem Monte Veritá zu Gast sein. Fast den ganzen September wird sie als Stadtschreiberin in Helsinki verbringen.
Fotocopyright: Nora Gomringer