Metropolitan

Zauberklänge über Weißenburg

Festspiele am Altmühlsee und im Bergwaldtheater

veröffentlicht am 23.06.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Von Juni bis August wird seit 1929 jeden Sommer (die Kriegsjahre ausgenommen) das romantische Bergwaldtheater Weißenburg, das in einen aufgelassenen, bewaldeten Steinbruch auf der Ludwigshöhe hineingebaut wurde, bespielt. Zwar hat sich die Freilichtbühne im Laufe der Dekaden verändert, mussten alte Bäume gefällt und junge gepflanzt werden, aber seinen exorbitanten Charme und sein singuläres Flair hat sich die Bühne bewahrt.

Fußballbegeisterte können beruhigt sein: Man hat sich in Weißenburg die Mühe gemacht, den Spielplan um die Fußballweltmeisterschaft herum zu bauen und beginnt heuer bereits am 31. Mai mit dem Heimspiel-Festival. Geboten wird Live-Musik am Puls der Zeit, etwa bayerischer Folk-Pop mit Django 3000, der unbedingt zum Tanzen einlädt. Mit dabei sind auch der Treuchtlinger Hip-Hopper ALC und Band, die (fast) ein Heimspiel haben. Chefket von der Schwäbischen Alp, mit türkischen Wurzeln, bringt noch mehr Hip-Hop mit Tiefgang, während der junge Heidelberger Miwata melodischen deutschen Reggae verspricht. The TCHK (sprich: The Toten Crackhuren im Kofferraum) präsentieren eine schräge Mischung aus Elektro, Pop und Punk, mit der sie bereits bei Stefan Raab überzeugten.

Beim Heimspiel-Festival wird auch Kindern etwas geboten. Ein Gaukler glänzt mit Jonglage, Akrobatik, Stelzenlauf, Feuershow und schrägem Humor. Im Heimspiel-Kindergarten wird geschminkt, gebastelt und gespielt, und die Kinderband Rodscha und Tom wird musikalisch für eine tolle Stimmung sorgen.

Die Musikpädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg gastiert am 6. Juni und am 7. Juni mit einem der beliebtesten Musicals überhaupt, „Cats“ von Andrew Lloyd Webber, nach den amüsanten Katzengedichten von T. S. Eliot. Regie führt Peter Kirchner, Wolfgang Pfeiffer leitet das universitäre Musicalensemble, das alle zwei Jahre das Bergwaldtheater in einen Spiel-Raum von Musik, Träumen und Farben verwandelt. Die Mozart-Oper schlechthin, „Die Zauberflöte“, bringt eine Produktion der Hochschule für Musik Nürnberg in der Regie von Bruno Berger-Gorski und unter der musikalischen Gesamtleitung von Guido Johannes Rumstadt auf die Freilichtbühne. Wer sich in die Welt der Priester und Freimaurer, der Königin der Nacht und des lustigen Vogelfängers Papageno entführen lassen möchte, sollte sich den 4. Juli vormerken.

Hans-Jürgen Buchner, besser bekannt als Haindling, wird mit seiner Band am 14. Juli zu Gast sein und „Weltmusik und Klangzauber aus Bayern“ bieten. Haindlings Musikstil ist (auch) von exotischen Kulturen geprägt, die der Multiinstrumentalist und Sänger in seine eigene, unverkennbare Handschrift verwandelt. Afrikanische Trommeln kommen genauso zum Einsatz wie verschiedene Trompeten, die Tuba, die Klarinette, Saxophone, Klanghölzer und das Alphorn. Zum Finale am 2. August kommen Norbert Neugirg und die Altneihauser Feierwehrkapell’n nach Weißenburg. Die „Kulttruppe aus der Oberpfalz“ wird sich „mehr oder weniger erfolgreich“, wie es heißt, an diversen Musiktiteln versuchen und verspricht einen fragwürdigen, aber unbedingt sehenswerten Abend. Das Schauspiel ist mit Michael Endes „Momo“ (ein Schüler- und Lehrerprojekt der Mittelschule Weißenburg, 23. Juli) und mit der Kult-Komödie um den „Brandner Kaspar“ (es spielt am 26. Juli die Weißenburger Bühne ’87, Thomas Hausner inszeniert) vertreten.

Weit gespannt ist der theatralische Bogen der Altmühlsee-Festspiele in Muhr im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen unter der Intendanz von Christian A. Schnell. Mit der Familienkomödie „Schweig, Bub!“ ist am 27. Juli das erfolgreichste Volksstück aus Franken (geschrieben hat es Fitzgerald Kusz) vertreten. Vom 25. Juni an kommt in der Regie von Christian A. Schnell im Muhrer Bürgerhof Eduard Künnekes Operette „Der Vetter aus Dingsda“ auf die Bühne, und zwar in einer Musical-Version mit Live-Band, die Konrad Haas vom E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg angefertigt hat. Vom 17. Juli an wird „Der gestiefelte Kater“ als Familienmärchen mit Musik, Gesang und Tanz zur Aufführung kommen. Für Schulen und Kindergärten wird ein begleitender Workshop angeboten. Der regieerfahrene Schauspieler Erwin Kleinwechter wird auf die Lebensgeschichte der Brüder Grimm eingehen und den Kindern vermitteln, wieviel Arbeit nötig ist, bis so eine Aufführung auf die Bühne kommen kann. Auch werden kleine Szenen aus dem „Gestiefelten Kater“ einstudiert.

„Die Sternstunde des Josef Bieder“, die Revue für einen Theaterrequisiteur von Eberhard Streul und Otto Schenk ist eine Liebeserklärung an das Theater, die vor Witz sprüht und der es doch an Melancholie und Tiefsinn nicht mangelt. Am 30. und 31. Juli sowie am 1. August ist Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht aus der „heute show“ des ZDF in der Rolle des Josef Bieder zu erleben. Neben einer humorsatten bayerischen Lesung zur Kirchweih am 26. Juli rundet vom 27. bis zum 29. Juni ein Tanzworkshop in der Turnhalle der Grundschule das Festspielprogramm ab. Die Leitung hat der international renommierte Choreograf Guido Markowitz. Der Workshop ist für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren gedacht. Eine lobenswerte Initiative, die dem Nachwuchs gilt.

Copyright Fotos: © Sandra Vitting, Stadt Weißenburg, Viva Voce und privat

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