Sie klingt ziemlich nett und einladend, sogar ein wenig woke, ist aber in letzter Zeit aufgrund inflationären Gebrauchs ziemlich nervig geworden: die ’Teilhabe’. Glaubt man den Befürwortern ständig neuer Teilhabe-Angebote und der damit verbundenen Milliarden-Subventionen, so gebricht es der bundesrepublikanischen Bevölkerung an vielen Dingen.
Minister Heil ist der Champion der Teilhabe-Angebote, ständig führt er das Wort im Mund, erfindet ideenreich neue Transferleistungen, verschweigt aber, wie das Steuervolk das alles bezahlen soll. Auf Platz zwei rangiert Frau Paus, gute Platzierungen erreichen auch Esken, Lemke und wie die Wohltäterinnen noch so heißen. Selbst der Kanzler lässt sich nicht lumpen.
Neulich ging es in einem SPIEGEL-Bericht um die Forderung nach Reitunterricht als Sozialleistung. In der Tat, warum soll nur der Adel reiten, wir sind schließlich kein Ständestaat. Mir fiel prompt der Kalauer „galoppierende Teilhabe“ ein. Übrigens wäre auch die Sex-Teilhabe erwägenswert.
In Franken gibt es jetzt mehr Teilabe denn je. Kürzlich wurde das Zukunftskonzept eines fränkischen Museums vorgestellt. Es trägt den stolzen Titel ’Masterplan’, dann münden die üblichen Floskeln des Marketing-Sprechs in die Forderung nach „kultureller Teilhabe“. Auch die Uni Bamberg stellt ihren „Diversity-Tag“ heuer unter das Motto Teilhabe.
Tja, die Teilhabe, wer darauf setzt, kann auch beruflich reüssieren. In München gibt es jetzt ein „Institut für kulturelle Teilhabe“. Deren Leiterin empfiehlt, man solle die Menschen „in ihrer Lebenswelt abholen“. Noch so ein verbrauchter Spruch. Wie auch immer: einem Kämmerer zu sagen „Ich brauch a Geld“ klingt nicht schön. Viel poetischer mutet es an, von der ’Teilhabe’ zu flöten.
Die schönste Variante unseres Nervwortes wollen wir nicht vergessen, zumal sie in bellizistische Zeiten passt: die nukleare Teilhabe. So nennt man allen Ernstes die Dislozierung von Atomwaffen in Ländern ohne eigene Atomwaffen. „Nukleare Teilhabe“ – ein zynisches Mitmachangebot.