Drachen, Einhörner, Meerungeheuer, Höllenwesen und Fabelvölker versammelt das Museum Otto Schäfer derzeit als exemplarischen Querschnitt durch die Jahrhunderte. Spannende Geschichten hat dabei jedes individuelle Geschöpf. Denn wo der Mensch Grenzen erreicht, beginnt die Fantasie. Vor einigen Jahrhunderten, im ausgehenden Mittelalter und der Frühen Neuzeit, lagen diese Grenzen teils viel näher.
„Eines meiner Lieblingswesen dieser Ausstellung ist etwa der so genannte ‚Schattenfüssler‘“, erklärt Museumsleiter Jan Soldin. „Dieses Volk soll in Afrika gelebt haben; und nur einen riesigen Fuß besitzen. Um sich vor der gleißenden Sonne zu schützen, legen sich diese Menschen auf den Rücken und strecken ihn quasi wie einen Sonnenschirm nach oben“. Es handelt sich natürlich um ein reines Fabelvolk, aber dennoch um eine - nach damaligen Denken und bis in die Antike zurückreichenden Reiseberichten - durchaus denkbare Anatomie.
Michael Bucher, Co-Kurator der Schau, ergänzt: „Der Wissensdurst war einfach riesig. Auch das beflügelte die Geister: Und so verschwimmen oft sogar die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Etwa bei Albrecht Dürers berühmten ‚Rhinozeros‘, das der Künstler ja nie in echt gesehen hat. Und so nach Beschreibungen versuchte umzusetzen, wie das Tier tatsächlich aussehen könnte.“ Einige weitere Beispiele solcher Tier-Fabelwesen-Hybride sind immer wieder in der Ausstellung zu entdecken.
Dieser Faszination unterliegen auch zeitgenössische Künstler. Matthias Plenkmann, seit 2020 Leiter der druckgraphischen Werkstätte an der Universität Duisburg-Essen, zeigt dies eindrucksvoll in seiner Soloschau, die zeitgleich im „Roten Salon“ des Museums zu sehen ist. Auch bei ihm spielen Reisen und Grenzen des Sicht- oder Wahrnehmbaren eine große Rolle.
Die Ausstellungen „Fantastische Fabelwesen. Beispiele aus fünf Jahrhunderten“ und „Matthias Plenkmann. Vom Treibgesang aufsetzender Stelzvögel“ laufen über den Sommer bis zum 15. Oktober im Museum Otto Schäfer, Judithstraße 16. 97422 Schweinfurt. Das Museum ist dann jeweils von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet.