Das Grüne Gewölbe in Dresden feiert sein 300. Jubiläum, und das gleich über sechs Jahre hinweg. Übertrieben? Nicht wirklich, denn wenn man die Zeit um drei Jahrhunderte zurückdreht, wird schnell deutlich, weshalb sich die Organisatoren der Feierlichkeiten für diesen, über mehrere Jahre reichenden Jubiläumszeitraum entschieden haben. Schon der Ausbau der als Depot verwendeten „Geheimen Verwahrung“ im Dresdner Residenzschloss erstreckte sich über mehrere Jahre. August der Starke, sächsischer Kurfürst und polnischer König, hatte das Gewölbe zwischen 1723 und 1729 nach seinen Wünschen zu einem öffentlich zugängigen Museum umbauen lassen und damit einen einzigartigen Repräsentationsraum geschaffen. Die herrschaftlich barocke Architektur und die von ihm sowie seinen dynastischen Vorgängern gesammelten Kunstobjekte und Schätze, machen die enorme Wirkkraft der Sammlung, die als Gesamtkunstwerk zu sehen ist, aus. Sie spiegeln bis heute den enormen Reichtum und die absolutistisch begründete Macht von damals. Unabhängig davon sind sie eine reichhaltige Sammlung größter handwerklicher Kunst. Im Zweiten Weltkrieg waren Teile der historischen Räume stark beschädigt worden, die Kunstwerke dagegen ausgelagert gewesen und waren somit größtenteils verschont geblieben. Sorgfältig restauriert, erstrahlt die heutige Sammlung wieder in vollem Glanz.
Das Grüne Gewölbe besteht aus zwei Teilen, dem sogenannten Historischen Grünen Gewölbe sowie dem Neuen Grünen Gewölbe, die zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören. Mit dem historischen Teil hatte August der Starke seine Vision einer repräsentativen Schatzkammer verwirklicht. Weit über 2.500 Kunstwerke werden dort in Vitrinen frei aufgestellt oder auch in verspiegelten Schaukästen ausgestellt. Der Rundweg durch das Historische Gewölbe führt die Besucherinnen und Besucher, ausgehend vom Bernsteinzimmer, weiter durch Elfenbein- und Silberzimmer sowie das Silbervergoldete Zimmer bis zum Pretiosensaal. Die Abfolge der einzelnen Räume ist dramaturgisch so angelegt, dass jeder weitere Raum noch prunkvoller erscheint. Die prachtvolle Verspiegelung in einigen Räumen steigert die Wirkung der ausgestellten Schätze zudem, bringt auch die Elemente barocker Innenarchitektur noch mehr zur Geltung. Der folgende Raum, das sogenannte Provinzwappenzimmer, erscheint dagegen eher schlicht. Die in Holz gearbeiteten Wände lassen das Auge nach den strahlenden Schätzen sowie den vielfältigen Spiegelimpressionen wieder zur Ruhe kommen. Auf den einzelnen Türen der zahlreichen Wandschränke befinden sich die aus Kupfer getriebenen Wappen der Herrschaftsprovinzen. Das folgende Juwelenzimmer bildet einen weiteren Höhepunkt. Große Bekanntheit erlangte das Historische Grüne Gewölbe durch den Juwelendiebstahl im November 2019. Die Gestaltung der Wände gibt den letzten beiden Räumen, dem Bronzezimmer sowie dem Renaissancezimmer, wieder eine schlichtere Ausstrahlung. Die ausgestellten Bronzefiguren und Kunstobjekte sind dennoch nicht weniger eindrucksvoll.
Das Neue Grüne Gewölbe erweitert die Schatzkammer um zahlreiche weitere Gegenstände, etwa Arbeiten des Dresdner Hofjuweliers Dinglinger, etwa das Goldene Kaffeezeug, oder auch einen, laut Inventar mit 185 Angesichtern geschnitzten Kirschkern. Gold, Silber, Perlmutt, Koralle, Emaille, Edelsteine oder auch Elfenbein sind einige der Werkstoffe, aus denen die Kunstwerke gearbeitet sind.
Im ersten Jahr der über sechs Jahre hinweg geplanten Jubiläumsveranstaltungen stehen noch zwei große Themenausstellungen, die einzelne Aspekte des Jubiläumszeitraums gesondert betrachten, auf dem Programm. Unter dem Titel „…die Schönheit der Welt“, stellen die Organisatoren den damaligen Goldschmied, Geheimen Kämmerer und Inspektor des Grünen Gewölbes Heinrich Taddel (1714-1794) und sein Steinkabinett vor. Entstanden ist die Ausstellung als interdisziplinäre Kooperation mehrerer Restaurator:innen und Kunsthistoriker:innen sowie Mineralogen der TU Bergakademie Freiberg. Ziel war es, einzelne Steine sowie deren geologische Herkunft zu beleuchten und mit dem Material aus den historischen Beständen sächsischer mineralogischer Sammlungen zu vergleichen. Im Abgleich mit Taddels Steinkabinett war es möglich, bisher unerforschte Museumsobjekte genauer zu identifizieren und Rückschlüsse auf die Verwendung damaliger Kunstobjekte zu ziehen. Die Ausstellung im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes geht, zu den offiziellen Öffnungszeiten, bis 9. Oktober 2023.
Ab 27. Oktober 2023 rückt die Ausstellung „Spitze für den Kurfürsten“ das Renaissance-Prunkkleid Augusts von Sachsen in den Mittelpunkt. Sie geht bis 26. Februar 2024.
In den Folgejahre bis 2029, werden in ähnlicher Form weitere Veranstaltungen das 300-jährige Jubiläum des Grünen Gewölbes beleuchten. Die einzigartigen Sammlungen sollen aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet werden, unerforschten Geschichten nachgespürt und deren Bedeutung für das Grüne Gewölbe erkundet werden. Weiterführende Informationen und aktuelle Hinweise zu den Ausstellungen, finden Interessierte auf der Homepage der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.