Noch wenige Wochen zuvor sah vieles nach Baustelle aus. Jetzt steht das „Kleine Haus“ des Mainfranken-Theaters, nach vielen Jahren Bauzeit, kurz vor der Fertigstellung. Die Eröffnung ist für den 2. Dezember 2023 angesetzt. Die Proben für die Eröffnungspremiere laufen auf Hochtouren. Die Renovierungsarbeiten am großen Bestandsbau des Theaters sind aber längst noch nicht auf der Zielgeraden. Mit der Eröffnung des „Kleinen Hauses“ setzen die Verantwortlichen allerdings ein positives Signal. „Der neu gebaute Abschnitt ist“, schwärmt Intendant Markus Trabusch, „technisch und baulich auf dem neuesten Stand.“ So weisen etwa zwei große LED-Infowände auf der Außenwand, jeweils links und rechts des Eingangsbereichs, auf das Programm oder andere wichtige Mitteilungen des Theaters hin. „Das ist moderner Standard“, sagt Trabusch, „und entspricht einem modernen Erscheinungsbild.“
Die Sanierung des Theaters stellt für die Stadt Würzburg eine große Herausforderung dar. Die zu Beginn im Raum stehende Summe von rund 72 Millionen Euro war, aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen und Preissteigerungen nicht einzuhalten. Derzeit, so Dirk Terwey, der geschäftsführende Direktor, bewege man sich um die 103 Millionen Euro. „Fertig ist das Theater aber noch lange nicht“, ergänzt er nachdenklich. Bis dahin stehe als Ausweichspielstätte, etwa für Musiktheater-Produktionen, etwa die von Richard Strauss‘ Oper „Elektra“, die Theaterfabrik Blaue Halle zur Verfügung.
Das Gesamtkonzept, so der Würzburger Intendant, sei in jeder Beziehung auf Offenheit angelegt. Das gelte etwa auch für die Glasfront, die am Theatervorplatz, vom Kardinal-Faulhaber-Platz aus, den Blick in das Theater oder auch den Ballett-Probenraum frei gibt. „Das Theater soll“, betont Trabusch, „zum Treffpunkt für alle werden.“ Sowohl das Foyer, als auch der Balkon im ersten Stock, gehen in Richtung Stadt, von der einen Seite sogar mit Blick auf die Residenz oder auch die Festung Marienberg. Dieser Blick nach außen, gibt umgekehrt auch den Blick hinein frei.
Im Erdgeschoss wird es eine neue Gastronomie geben, die ganztägig geöffnet sein soll und, unabhängig vom Theaterbetrieb, Menschen in das Theatergebäude einladen soll. Geplant ist ein Angebot vom Frühstück bis zum Essensangebot nach der Vorstellung. Im Foyer gibt es eine Getränketheke, die die Besucherinnen und Besucher auch zum Verweilen einlädt. Neben der modern gestalteten Innentreppe, gibt es in alle Bereiche auch barrierefreie Zugänge und Aufzüge. Das Konzept der Offenheit, so der Intendant, soll sich, nach Fertigstellung aller Arbeiten am Bestandsbau, durch das gesamte Gebäude fortsetzen, alles zu einer Einheit verbinden. Derzeit trennt eine Brandschutzmauer beide Abschnitte noch voneinander. Froh seien alle, dass zumindest in einem Teil des Hauses schon wieder gearbeitet werden kann und das Theater mit Leben gefüllt wird.
Auch der Theater-Kassenbereich folgt dem Prinzip der Offenheit. Eine offene Verkaufstheke sowie auch spezielle Plätze für Rollstuhlfahrer oder Gehörlose setzen das in der Praxis um.
Der Neubau bietet eine kleinere Bühne, mit 330, in ansteigenden Reihen angeordneten Sitzplätzen. Der Bühnenraum selbst ist ohne Erhöhung, so dass eine große Fläche zur Verfügung steht. Das gibt Raum für ganz unterschiedliche Formate, etwa auch Tanzprojekte oder zeitgenössische Theaterprojekte. Genauso finden auch Schauspiel-Klassiker hier ihren Platz. Bühnen- und Zuschauerbereich bilden eine Einheit. Daneben gibt es zwei Probebühnen, die für kleinere Konzepte ebenfalls zur Verfügung stehen.
Alle Arbeite orientieren sich momentan auf den Eröffnungstag des „Kleinen Hauses“. Intendant Markus Trabusch hat alle Hände voll zu tun, mit seinem Ensemble die Eröffnungsstücke auf den Weg zu bringen. Mit Roland Schimmelpfennig bringt das Theater einen der meist gespielten und auch übersetzten Autoren auf die Bühne. Gleich zwei Stücke wird es am Eröffnungsabend geben: „Der Kreis um die Sonne“ und „Der Riss durch die Welt“. Zeitgenössische Dramatik sei im großen Haus, mit seinen gut 700 Plätzen nicht gut geeignet gewesen. Die kleinere Bühne im Neubau eigne sich genau dafür gut. Klar seien die großen Theater-Klassiker, Trabusch bezeichnet sie als kulturelles Erbe, von großer Bedeutung, für die Eröffnung des „Kleinen Hauses“ habe er aber bewusst Zeitgenössisches ausgewählt. Zwei Stücke, die aktuelle Fragen aufwerfen, mit etwas zeitlichem Abstand etwa die Haltung zu Corona beleuchten oder auch, wie der Abstand zwischen den Menschen und gesellschaftlichen Gruppen vergrößert.
Wo sonst, wenn nicht im Theater, sollen solche Fragen verhandelt werden, begründet der Regisseur seine Wahl. Den künstlerischen Freiraum sowie die damit verbundene künstlerische Freiheit, sagt er, müsse man als Verfassungsrecht auch nutzen und inhaltlich füllen. Künstler seien Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen. Alle Ensemblemitglieder, aber auch ein paar zusätzliche Gäste sind am Eröffnungsabend zu sehen. Informationen zum Theater sowie zum Spielplan, gibt es auf er Homepage des Mainfranken Theaters.
Weitere Informationen finden Sie unter www.mainfrankentheater.de.